Rot-Weiss Essen hat vor dem Auswärtsspiel bei 1860 München Rang drei im Blick. Darum haben die Essener noch sehr weiten Weg vor sich.

Das Ziel war moderat und angemessen gesetzt, kein Understatement. Rot-Weiss Essen wollte eine bessere Saison spielen als im Premieren-Jahr, wo es am Ende mit 42 Punkten noch ganz schön eng geworden war im Kampf um Klassenerhalt. Dieses Ziel hat RWE längst erreicht. Die Mannschaft kombiniert attraktiv, präsentiert sich als Einheit mit schier unerschütterlicher Mentalität. Das ist gut anzuschauen, erst recht, wenn der Erfolg dazukommt.

39 Zähler sind bereits auf dem Konto vor allem dank der beeindruckenden Heimstärke, und noch gibt es 15 Partien, um den Ertrag zu erhöhen. Gewinnen die Essener am Dienstag das Nachholspiel bei 1860 München, wären sie Dritter. Relegationsplatz - kaum zu glauben.

Rot-Weiss Essen muss sich jeden Erfolg neu erarbeiten

Natürlich schauen sie an der Hafenstraße nicht mehr nach unten. Das zu verkaufen, wäre lächerlich. Und warum auch, wenn einem die Sonne ins Gesicht scheint? Die Erwartungshaltung ist allerdings gestiegen mit jedem Dreier, den die Mannschaft von Trainer Christoph Dabrowski eingefahren hat. Vereinzelte Pfiffe beim Pausen-Rückstand gegen Freiburg, das ist schon ungewöhnlich.

Ein Misserfolg gegen das abgeschlagene Schlusslicht Freiburg hätte ganz und gar nicht ins Glanzbild gepasst. Dabei hat Dabrowski doch so recht, wenn er sagt, dass es völlig egal sei in dieser „wilden“ Liga, ob man gegen den Tabellenführer oder gegen das Schlusslicht spiele. Man müsse sich immer aufs Neue den Erfolg hart erarbeiten. Selbst gegen den Tabellenletzten.

Der hohe Favorit hat sich knapp durchgesetzt, es ist ein weiterer Last-Minute-Sieg der Rot-Weissen in dieser Saison. Klar, es war am Ende auch glücklich, aber immer nur Glück zu haben, ist auch Können. RWE glaubt an sich und das sind beste Voraussetzungen, oben anzugreifen. Allerdings müsste man dazu auch auswärts unbedingt mal nachlegen.

Unruheherd vor dem Freiburger Tor: Leonardo Vonic (rechts) von Rot-Weiss Essen im Zweikampf mit Luca Marino.
Unruheherd vor dem Freiburger Tor: Leonardo Vonic (rechts) von Rot-Weiss Essen im Zweikampf mit Luca Marino. © FUNKE Foto Services | Ant Palmer

Rot-Weiss Essen würde sich gerne etwas Lockerheit bewahren

Da können sie an der Hafenstraße die Erwartungen noch so dämpfen, der Druck wird steigen, wenn das so weitergeht. Und der Anspruch wächst mit jedem Erfolg. Die Verantwortlichen werden schon jetzt immer häufiger gefragt: „Wo soll es denn noch hingehen mit RWE?“ Und die Entscheider würden sich nur da allzu gerne eine gewisse Lockerheit bewahren: „Warten wir ab und schauen von Spiel zu Spiel.“

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Auch wenn es keiner mehr hören will, ist es genau die richtige Einstellung in dieser ausgeglichenen Kampf-Liga. Dass der Vorsitzende Marcus Uhlig frank und frei preisgibt, dass RWE auch für die 2. Liga plane, ist nun wirklich kein „Outing“ heimlicher Ambitionen, sondern nur seriös und professionell in dieser Situation.

An der Hafenstraße haben sie vor geraumer Zeit angefangen zu träumen. Dritter zu werden, ist aber längst kein Hirngespinst mehr. Aber es ist verdammt eng dort oben in der Tabelle, da gibt es mehr als ein halbes Dutzend Konkurrenten. Da muss man mit allem rechnen und vorbereitet sein. Was allerdings auch für Misserfolge gilt.

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