Essen. Dresden? Zunächst muss Rot-Weiss Essen die Pflicht im Pokal erfüllen. Es geht zu einem Bekannten, der einmal die Hafenstraße eskalieren ließ.
Es ist nicht mehr lange hin, bis die SG Dynamo Dresden, der Tabellenführer der Dritten Liga, mit ihrem lauten und reisefreudigen Anhang an die Hafenstraße kommt. Das sollte ein spannendes Duell werden am Sonntag, doch Rot-Weiss Essen hat zunächst eine Pflicht zu erfüllen.
An diesem Mittwoch (19 Uhr, Jahn-Sportanlage, Tönisvorst) gastiert RWE in der zweiten Runde des Niederrheinpokals beim SC St. Tönis, bei einem alten Bekannten: Alexander Thamm, den sie in Essen „Thammi“ rufen, trainiert den Oberligisten. Der 40-Jährige hat nur ein Jahr bei Rot-Weiss gespielt, aber er hinterließ Spuren.
Rot-Weiss Essen muss zum Oberliga-Schlusslicht St. Tönis
Alexander Thamm, da kommen direkt Bilder hoch von diesem Fallrückzieher am 13. August 2010. Die Vereinsauflösung war in jenem Sommer gar nicht so weit weg. Rot-Weiss Essen, der gefallene Riese, startete in der NRW-Liga neu. Erster Spieltag gegen den VfB Homberg, ein zähes Flutlichtspiel. In Minute 89 spielt Timo Brauer zu Holger Lemke. Vom rechten Flügel flankt er in den Strafraum. Thamm visiert den Ball an, springt, schießt und beschert dem altehrwürdigen Georg-Melches-Stadion, das doch schon so viel erlebt und gesehen hat, eine Gänsehaut. Rot-Weiss eskaliert.
Ein „Tor des Monats“ als Aufbruch: Die Essener stiegen am Ende der Saison in die Regionalliga West auf und der baumlange Verteidiger aus Hattingen war einer der Helden am Ende der verrückten Spielzeit. Lange ist’s her.
Thamm hat noch immer ein großes Herz für Rot-Weiss, auch wenn er nach zwölf Monaten zu RW Ahlen wechselte. Inzwischen zählt aber nur der SC St. Tönis. „Ich beschäftige mich in diesen Tagen sehr wenig mit meiner RWE-Vergangenheit, weil ich den Fokus viel mehr auf den Verein lege als auf mich“, sagt er den Kollegen des RevierSport. Er hat viel zu tun: Der Saisonstart ist schiefgegangen. St. Tönis ist Letzter, trotzte dem starken TVD Velbert, bei dem übrigens ein gewisser Timo Brauer spielt, zuletzt jedoch ein Remis ab.
RWE will im Pokal wieder Torhunger zeigen
Die Rollenverteilung ist für ihn klar, keine Illusionen. „Wir sind Hobbyfußballer und wollen uns vom Beruf am Abend ablenken. Wir freuen uns natürlich sehr auf diesen Vergleich“, sagt Thamm übers Pokalspiel. Klar, dass der Oberligist dem Gegner gerne „mit fairen Mitteln“ ein Bein stellen will. „Wir geben uns nicht kampflos auf. Fußball ist ein Tagesgeschäft und der Pokal hat seine eigenen Gesetze. RWE ist ein hartes Brett, aber auch diese sind dazu da, um durchbohrt zu werden.“
Weckruf zur passenden Zeit? So ordnet RWE die Ulm-Niederlage ein.
Cedric Harenbrock hat etwas dagegen. Nach der 1:2 (0:1)-Niederlage beim SSV Ulm 1846 möchten die Essener und ihr Spielmacher schnell wieder ihre Offensivqualitäten unter Beweis stellen. „Sehr enttäuscht“ ist Harenbrock vom Auftritt in Ulm. „Gerade in der ersten Halbzeit haben wir nicht das gezeigt, wofür wir stehen.“ Zur zweiten habe sich das Team viel vorgenommen. Kein Ausgleich, dafür fiel das 0:2. „Das war ein Tiefschlag, obwohl wir noch mal zurückkommen. Ulm hat uns das Leben sehr schwer gemacht.“ Und den Dreier geholt.
Brennpunkte zum 1:2 in Ulm:
- Note 5: Dieser Spieler kam bei RWE nicht an.
- RWE-Trainer Dabrowski: „Das war sehr enttäuschend“.
- 1:2 in Ulm: So lief die Partie von Rot-Weiss Essen.
In der Liga hapert es vorne: Sechs Tore in sieben Spielen sind eine magere Ausbeute. Die nominellen Stürmer Moussa Doumbouya, Ron Berlinski und Leonardo Vonic haben noch keinen einzigen Treffer erzielt. Der Pokal könnte eine willkommene Gelegenheit sein, vorne mehr Durchschlagskraft zu zeigen und Abläufe einzustudieren.
„Wir haben schon gezeigt, dass wir das können, das wissen wir“, betont Harenbrock. Das müsse RWE nur abrufen, wenngleich es der Mannschaft wohl eher zugute komme, wenn sie Platz bekommt. St. Tönis dürfte hingegen die klassische Pokal-Einigel-Taktik wählen. In Niederrheinpokal-Runde eins hatte Drittligist RWE damit kein Problem, denn er siegte 6:0 beim Bezirksligisten SuS Dinslaken. Das war ebenfalls eine Pflichtaufgabe und Christoph Dabrowskis Truppe hat sie hochsouverän gelöst.
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So kann auch Cedric Harenbrock nicht anders und schaut schon auf Dresden. „Dynamo grüßt von oben und ist brutal stark“, weiß er. Die SGD gewann am Sonntag 2:1 im Spitzenspiel-Derby gegen Aue und kommt selbstbewusster denn je nach Bergeborbeck.
„Sie suchen, wie wir, spielerisch ihre Lösungen. Vielleicht bieten sich uns mehr Räume“, hofft Harenbrock. Seine Mannschaft müsse wieder in ihren Rhythmus kommen und ihre Spiel durchdrücken, fordert der 25-Jährige fürs Dresden-Duell – für St. Tönis gilt das logischerweise auch.
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