Essen. Er sprang ein und ist nicht mehr wegzudenken in der Innenverteidigung: Felix Götze. Das sagt er über die Zu-Null-Serie und den Konkurrenzkampf.
Der Blonde mit dem angenehmen Lächeln kann ganz anders, als man das im ersten Moment denken würde. Wenn’s sein muss, haut er dazwischen. Aufmerksam ist er, stellt seinen Körper klug rein, dazu passsicher. In der Innenverteidigung, da ist Felix Götze nicht mehr wegzudenken. Es wirkt so, dass der 25-Jährige nach einem Jahr endlich seinen Platz bei Rot-Weiss Essen gefunden hat.
Doch damit stellt er Trainer Christoph Dabrowski vor ein Dilemma.
Götze rutschte zum dritten Spieltag in die Startaufstellung, er vertrat Felix Bastians. Der Kapitän hatte sich eine Zerrung im Adduktorenbereich zugezogen. Die ist inzwischen auskuriert, der 35-Jährige ist fit und hätte gegen Jahn Regensburg spielen können. Tat er aber nicht, denn Götze hat ihm den Rang abgelaufen. Viermal in Folge hat RWE zu null gespielt, seit Götze das Innenverteidiger-Duo mit José-Enrique Rios Alonso bildet. Bastians, der Führungsspieler schlechthin, muss sich hinten anstellen.
Rot-Weiss Essens Felix Götze fühlt sich wohl
„Ich fühle mich wohl“, sagt Felix Götze mit einem Grinsen über seinen Job als Ausputzer. Die Jugend über hatte er schon in der Innenverteidigung gespielt, aber auf Seite seines starken Fußes: rechts. „Ich habe keinen allzu schlechten linken Fuß, deshalb fühle ich mich auch jetzt gut aufgehoben. Es macht einfach Spaß“, erzählt er, „und wenn man viermal zu null spielt, kann man nicht mehr machen.“
Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen:
- Vonne Hafenstraße: An diesem Auftritt muss sich RWE messen lassen.
- RWE von heute ist nicht mit letzter Saison zu vergleichen.
- „Man erkennt eine DNA“: Wie sich RWE verändert hat.
Es ist ja nicht nur die Stabilität, die RWE in den vergangenen Partien ausgezeichnet hat, zu der Götze beiträgt. Er ist ein moderner Abwehrspieler, der stark in der Spieleröffnung ist – und dort auch besser ist als Bastians. Rot-Weiss kommt das entgegen. Die Mannschaft, die spielerische Lösungen sucht, profitiert von Götzes Auge. Allen voran mit Sechser Vinko Sapina bildete er zuletzt ein kongeniales Duo.
„Ich konzentriere mich einfach nur auf mich selbst und weiß, dass ich gute Spiele gemacht habe“, sagt Götze, der bei RWE schon alles machen durfte: hinten, in der Zentrale, weiter vorne; ein Allrounder. Starke Spiele waren schon in der Vorsaison dabei. Als er im Spätsommer kam, riss er das Team mit und zog es aus dem Tabellenkeller. Dann folgte der Einbruch, bei ihm und dem gesamten Team. Viele Gelbe Karten kassierte Götze, dessen Auftritte bisweilen pomadig wirkten. Er wirkte wie einer, bei dem man weiß, dass er eigentlich viel mehr kann.
Wie lange bleibt Felix Bastians ruhig?
Nun scheint er da zu sein. Dass er Kapitän Bastians verdrängt hat, findet er aber nicht. „Er war angeschlagen. Wenn ich mal angeschlagen sein sollte und die Mannschaft ohne mich zu null spielt, dann weiß ich, dass es erst mal schwer für mich wäre“, sagt er. Bastians, Vollprofi und Leader, wird das bewusst sein. Hört man sich aber in der Szene und bei seinen ehemaligen Vereinen um, drängt sich der Eindruck auf: Bastians dürfte sich nicht dauerhaft hinten anstellen, ohne zu murren. Kommt da also ein Problem auf Dabrowski zu?
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Er könnte Bastians als Linksverteidiger aufstellen, doch dort zeigt Lucas Brumme dieser Tage klasse Vorstellungen. Brumme vorziehen und Marvin Obuz auf dem rechten Flügel bringen? Dann müsste Isi Young weichen. Schwierige Entscheidungen hat der Trainer vor dem Duell in Ulm zu treffen (So., 13.30 Uhr, Donaustadion).
„Super neue Transfers“: RWE ist gut gestartet
So lange die Ergebnisse stimmen, gibt es zumindest keinen Grund, Götze aus der Innenverteidigung zu nehmen. Im Gegenteil. „Wir können sehr stolz sein, man muss sagen, dass wir wenig zulassen“, lobt der gebürtige Dortmunder, der nach einer Leihe vom FC Augsburg in diesem Sommer fest verpflichtet wurde, die gesamte Defensive. „Man merkt, dass wir uns im Verbund gut verstehen. Gegen Freiburg und Regensburg haben wir nichts zugelassen, woraus ein Gegentor hätte entstehen können.“
Wie Felix Götze den Leistungssprung nach oben erklärt? „Super neue Transfers“ hat RWE getätigt, meint er, auch die Überzeugung für den eigenen Weg sei ein Faktor für den guten Saisonstart. „Wir wollten letzte Saison schon viel spielerisch lösen, das hat aber nicht geklappt. Das wollten wir weiter durchziehen“, sagt er. „Gegen Halle haben wir einen Fehler gemacht. Damit rechnen wir aber. So etwas kann weiter passieren, wir spielen riskant hinten heraus, aber wir kombinieren uns eben auch brutal nach vorne und machen gerade deshalb super Spiele.“
Und das liegt auch an ihm.