Essen. Rot-Weiss Essens Taktik gegen Münster geht auf: Assistgeber Cedric Harenbrock über das 1:0, sein Comeback und den Plan für den Niederrheinpokal.
Natürlich profitiert er von Sebastian Mrowcas Fehler, aber die Übersicht musst du erst mal haben, wenn noch kein Tor gefallen ist und die heiße Nachspielzeit läuft. Preußens Routinier, der Sekunden zuvor die Latte getroffen hatte, will den Ball im eigenen Sechszehner klären, doch er schießt Cedric Harenbrock an. Rot-Weiss Essens Achter sprintet, hebt nur kurz den Kopf, passt intuitiv in den Rückraum. „Da steht Thommy“, sagt Harenbrock selig lächelnd, „und jagt ihn rein. Für die Emotionen ist solch ein Last-Minute-Sieg einfach mega geil.“
Ja, die Emotionen, sie spielten verrückt an diesem Sonntagabend. Was dieser Treffer von Thomas Eisfeld bedeutete, für Fans und Mannschaft, das war zu spüren, das war zu hören, zu sehen. Das Trainerteam und die Spieler auf der Bank stürmten nach dem Einschlag auf den Rasen – oder das, was nach dem neunzigplusxminütigen Derby-Fight vom Rasen übrig geblieben war.
Rot-Weiss Essen hat einen guten Plan gegen Preußen Münster
Nach dem Spiel drehten alle endgültig durch, im Mannschaftskreis tanzte Christoph Dabrowski. Der Trainer gab den TV-Kollegen ein Interview mit heiserer Stimme – welch Erlösung! Das hatte die Hafenstraße lange, lange nicht mehr erlebt.
Lesen Sie hier: Dabrowski über 1:0 – „Das sind die geilsten Siege!“.
Cedric Harenbrock hat es selbstverständlich auch Spaß gemacht. Zwar brauchte er ein paar Minuten, um in der Partie anzukommen, es wurde besser, viel besser. Assist im Startelfdebüt, der 25-Jährige konnte zufrieden sein. Dabei hätte RWE aus seiner Sicht schon früher treffen können. „Wir haben uns leider nicht belohnt, wir hatten einen guten Plan.“
Das stimmt: Rot-Weiss hat die Angriffe über die beiden Außenverteidiger Lucas Brumme und Andreas Wiegel aufgebaut, das Spiel sehr breit gemacht. Da Preußens Schienenspieler dadurch hinten gebunden waren, mussten die Stürmer Malik Batmaz und Joel Grodowski pressen und unglaublich viele Meter machen. Grodowski, eine schnelle Pferdelunge, wirkte schon in der ersten Halbzeit außer Puste.
Weil sie das Spiel wie Kaugummi in die Breite und die Gegenspieler nach außen zogen, konnten sich die Essener wiederum in die Halbräume kombinieren. Also dort hinein, wo Cedric Harenbrock und Vinko Sapina die klugen Pässe verteilten.
Rot-Weiss Essen: Befreiungsschlag in der Liga
Der Sieg tat einfach gut. „Gerade nach den letzten Wochen“, merkt Harenbrock an: „Wir haben gut gespielt, aber nicht gewonnen. Wir sind jetzt umso glücklicher.“ Diesen Schwung gelte es mitzunehmen, als Mannschaft und für ihn persönlich nach den ersten Spielen auf der Bank. „Ich gebe immer Vollgas, dränge mich im Training auf. Aber es gab das ein oder andere Wehwehchen, das muss auch auskuriert werden“, erklärt Harenbrock. „Wenn ich fit bin, weiß ich, was ich kann.“
Rot-Weiss Essen – die Brennpunkte:
- RWE: Uhlig über das Rasendebakel – „Lösung muss her“.
- Thomas Eisfeld über sein Siegtor und die Münster-Fans.
- RWE-Talk: Zwei Spieler sollen noch kommen.
In dieser Saison ist es allerdings überhaupt nicht schlimm, als Mittelfeldspieler mal draußen zu sein. Das Zentrum ist so gut besetzt wie kein anderer Mannschaftsteil. Trainer Dabrowski nutzt das aus: Bislang bot er in in vier der fünf Pflichtspiele ein anderes Mittelfeld auf, und es ist davon auszugehen, dass er im nächsten Match wieder rotieren wird.
Pflichtaufgabe: RWE im Pokal in Dinslaken
An diesem Mittwoch schon geht es im Niederrheinpokal bei SuS Dinslaken weiter. Der Klub steht in der Bezirksliga auf Rang zwei, hat dreimal gewonnen, klar: Rot-Weiss Essen ist der Favorit. Alles andere als ein klarer Sieg wäre eine Enttäuschung, da muss man niemandem etwas vormachen.
„Wir wollen einfach eine Runde weiterkommen“, sagt auch Cedric Harenbrock, „und dann in der Liga weitermachen.“ Am Samstag geht es zur U23 des SC Freiburg, bei der RWE in der Vorsaison der erste Auswärtssieg gelang. „Wieder so ein Auswärtsspiel wäre schön.“
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