Essen. Im Verbandspokalfinale trifft Rot-Weiss Essen auf RW Oberhausen. 19.000 Zuschauer wollen das Fußballfest live erleben. Das ist die Ausgangslage.

Das Geplänkel vor dem großen Finale im Niederrheinpokal zwischen Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen verlief respektvoll - trotz aller Rivalität, die in diesen beiden Traditionsvereinen schlummert. Bei der Pressekonferenz im Stadion an der Hafenstraße, wo an diesem Samstag (16.15 Uhr) das Endspiel angepfiffen wird, waren beide Trainer zurückhaltend. Keine kessen Sprüche oder vollmundigen Versprechen, beide Seiten wissen halt aus Erfahrung, wie unwägbar gerade dieser Wettbewerb sein kann.

Aber ja, wenn man sich RWO-Trainer Mike Terranova so anschaute, schien es fast so, alles würde der schon genau wissen, wie er den Essener Kollegen ärgern könnte. Das Spiel sei auf jeden Fall etwas Besonderes, sagte „Terra“, auch weil es sein letztes an der Seitenlinie sein wird. Er wechselt in den Nachwuchsbereich. In Essen zu gewinnen, es gäbe wohl keinen schöneren Abschied.

Rot-Weiss Essen will in kommender Saison nächsten Schritt machen

Von Abschied ist bei seinem Kollegen Christoph Dabrowski keine Rede, auch wenn im Umfeld zuletzt einige Male dessen Absetzung gefordert worden war, weil die Leistungen in der Rückrunde zu dürftig und enttäuschend waren. Aber der Klassenerhalt ist perfekt und im Zeugnis steht ein faktisches „versetzt“: Saisonziel erreicht.

Den Titel im Verbandspokal haben sich die Rot-Weissen schon immer gern als zweites Saisonziel ausgeguckt. Im vergangenen Jahr sind sie schon im Halbfinale schmählich an Wuppertal gescheitert (1:3), danach allerdings in die Dritte Liga aufgestiegen. Nun soll der Pokal die Stimmung retten, die zuletzt doch merklich abgekühlt ist. Verliert Rot-Weiss das Finale, dürfte es einmal mehr unruhig werden. Und sich mit einem Negativerlebnis in die Pause zu verabschieden, ist keine optimale Basis für einen Neuanfang, den sich auch die Essener vornehmen. In der nächsten Saison soll ja alles besser werden, RWE will den nächsten Schritt gehen.

Am Ende einer strapaziösen Saison: Ron Berlinski von Rot-Weiss Essen ist arg lädiert.
Am Ende einer strapaziösen Saison: Ron Berlinski von Rot-Weiss Essen ist arg lädiert. © Jan Fromme/firo Sportphoto

Ein nationaler Auftritt im DFB-Pokal käme da gerade recht, er brächte Prestige und ein sechsstelliges Sümmchen als Einnahme ist ja auch nicht zu verachten. So sehen es natürlich auch die Oberhausener, die nach einem unspektakulären siebten Platz in der Regionalliga „die Saison vergolden“ könnten“, wie es Terranova formuliert.

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Rot-Weiss Essen will sich eine gewisse Lockerheit bewahren

Aber soweit wollen beide Trainer noch gar nicht schauen. Das Fußballfest am Samstag steht im Fokus. Mit 19.000 Zuschauern (davon 3700 aus Oberhausen) wird es rappelvoll und einen würdigen Rahmen geben. „Für uns ist es ein absolutes Saison-Highlight“, versichert Dabrowski, „Hafenstraße, tolle Kulisse und ein Traditionsduell, darauf freuen wir uns riesig.“ Doch ein Vergnügen wird es wohl kaum für sein Team. Auch RWE hat in dieser Saison einmal mehr erkannt, wie steinig dieser Pokal-Weg sein kann, auf dem bei jeder Etappe ein Außenseiter wartet. „Wir wollen uns nicht zu viele Steine in den Rucksack legen“, sagt der nominelle Favorit und Hausherr. „Wir treffen auf einen Gegner, der uns alles abverlangen wird und müssen deshalb maximal investieren.“ Die Anspannung sei vorhanden, „aber man braucht auch eine gewisse Lockerheit, um das Spiel zu genießen.“

Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen

Genießen? Oh, auch das wird der Widersacher zu verhindern wissen. „Die Erwartungen sind für alle sehr hoch“, findet Mike Terranova. „Man macht sich immer Druck.“ Vor drei Wochen endete die Regionalliga-Saison, die Zeit musste Oberhausen überbrücken. Eine Woche bekamen die Fußballer frei. „Das war sehr wichtig, vor allem für den Kopf. Die Jungs hatten danach wieder mehr Spaß im Training, wir haben Frische reinbekommen und sind sehr gut vorbereitet.“ Eine kleine versteckte Kampfansage.

Nach der Pressekonferenz gingen die beiden Trainer gemeinsam zum abschließenden Fototermin auf den Rasen. Kollegial-freundschaftlich sah das aus, so Schulter an Schulter. Aber spätestens Samstag um 16.15 Uhr ist Schluss mit lustig.

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