Essen. Niederrheinpokal-Finale: Rot-Weiss Essen trifft auf Rot-Weiß Oberhausen – und hat etwas zu verlieren. Das sagt Christoph Dabrowski vor dem Derby.

„Eines“, sagt Christoph Dabrowski, „habe ich als Trainer gelernt: nicht zu sehr in die Zukunft zu schauen.“ Nun ist er schon seit zehn Jahren Coach, diese Saison wird ihm noch einmal als Lektion gedient haben. Zwölf Monate bei Rot-Weiss Essen fühlen sich halt an wie fünf Jahre woanders.

Vor der verdienten Sommerpause geht’s noch einmal rund, und wie: Das Endspiel im Niederrheinpokal steht an. Rot-Weiß Oberhausen kommt, der Nachbar aus der Regionalliga. Vor ausverkauftem Haus beginnt die Partie um 16.15 Uhr. Der Finaltag der Amateure, ausgetragen von zwei Profi-Mannschaften.

Rot-Weiss Essen musste im Niederrheinpokal oft zittern

Nein, der Weg ins Finale war kein leichter für RWE. Das gibt Christoph Dabrowski zu. „Die Pokalsaison ist steinig.“ Die ersten beiden Runden: noch geschenkt. 5:0 gegen Burgaltendorf, 9:0 in Wülfrath. Dann wurde es immer enger, immer knapper.

Weiterkommen im Elfmeterschießen beim ETB Schwarz-Weiß (7:5), 1:0 im Viertelfinale in Wuppertal, 6:5-Halbfinalsieg im Elfmeterschießen gegen Bocholt. „Die Pokalrunde hat gezeigt, dass es keine Favoriten gibt“, sagt Dabrowski.

Rot-Weiss Essen gegen Oberhausen: Das waren fünf besondere Derbys.

Völlig offen sei für ihn auch die Partie gegen Oberhausen, obwohl der Namensvetter eine Klasse tiefer kickt. „Man brauch nicht herumeiern – wir sind auf dem Papier Drittligist, RWO Regionalligist. Es ist aber ein 50:50-Spiel.“ Kleinigkeiten werden entscheiden, und auch das Quäntchen Glück – und das hatte Rot-Weiss Essen bisher im Niederrheinpokal.

Rot-Weiss Essen sucht den richtigen Mix

Ein Highlight sei das Finale zum Abschluss dieser nervenaufreibenden Saison 2022/23. „Traditionsduell, tolle Kulisse – darauf freuen wir uns riesig“, so Dabrowski. Diese Vorfreude solle die Mannschaft beflügeln. Es gehe darum, den richtigen Mix aus Lockerheit und Spannung zu finden, denn klar ist: RWE hat etwas zu verlieren: Prestige, Geld, Ruhe.

Eine Niederlage im Derby ist nie schön. Rund 200.000 Euro gäbe es für die Teilnahme an der ersten DFB-Pokalrunde, vielleicht käme noch ein bisschen mehr dazu, schafft man es in die zweite Runde. Und Ruhe? Klar, dass eine Final-Pleite zur Unzeit käme. Mit solch einem Negativerlebnis in die Pause zu gehen, würde nicht dazu beitragen, in Ruhe die neue Saison zu planen, das ist ja klar.

Oberhausens Terranova will sich mit Sieg verabschieden

„Die Erwartungen sind sehr hoch“, sagt auch Mike Terranova. „Es wäre für beide Fanlager nicht schön, zu verlieren.“ Der Coach der Oberhausener hat den Rivalen schon oft geärgert und würde dies liebend gern an diesem Samstag wiederholen. In der Außenseiter-Rolle fühlt sich RWO einfach wohl, damit kokettiert der Klub gern – das eigene Maskottchen trägt den Namen „Underdog“.

Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen

Für „Terra“ werden es die letzten 90 Minuten an der Seitenlinie. Er macht den Weg frei im Sommer, übernimmt eine Aufgabe in der Nachwuchsabteilung. Der ein oder andere werde großen Druck spüren, meint er, und das könnte ein Vorteil für die Gäste sein. Eine frühe Führung, schon dürfte der Heim-Anhang unruhig werden. Terranova weiß das, er sagt: „Für mich wird es etwas Besonderes. Es könnte keinen besseren Abschied geben als den Pokalsieg.“

Dazu darf es nicht kommen, findet zumindest Dabrowski. „Wir müssen alles investieren gegen einen Gegner, der uns alles abverlangen wird. Aber du musst keinen motivieren, das klare Ziel ist es, den Pokal zu holen“, betont der 44-Jährige, der auf Meiko Sponsel und Andreas Wiegel verzichten muss. Beide befinden sich in der Reha. Offen ist, ob José-Enrique Rios Alonso spielen wird. Felix Bastians, zuletzt schon auf der Bank, dürfte sein Comeback geben in diesem so wichtigen Endspiel.

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