Duisburg.. Das erste Testpiel des vom Zweitliga-Lizenzentzug bedrohten MSV Duisburg endete mit einem 5:1-Erfolg. Eigentlich ein erfreuliches Ergebnis - doch es könnte das vorerst letzte Spiel des MSV als Profi-Team auf Duisburger Boden gewesen sein.

Goran Sukalo stand nach der Pause frisch geduscht in der Nähe der Eckfahne an der Sprecherkabine und blickte traurig auf den Rasen. „Ich kann einfach nicht glauben, dass am Mittwoch alles vorbei sein soll. Das kann einfach nicht sein“, so der Mittelfeldspieler des MSV Duisburg. Die MSV-Profis gewannen am Sonntag ihr erstes Testspiel beim Landesligisten DSV 1900 mit 5:1 (0:1) – und kaum einer der 2500 Zuschauer dürfte in der Lage gewesen sein, das Ausmaß der Bedeutung des Spiels zu fassen. Wenn der MSV am Mittwoch vor dem Ständigen Schiedsgericht des DFB keine Lizenz erhält, war der gestrige Kick womöglich der vorerst letzte Auftritt einer Profi-Mannschaft auf Duisburger Boden.

Auch Trainer Kosta Runjaic hatte Schwierigkeiten, die Dinge einzuordnen. „Mit der Analyse beginne ich schon während des Spiels“, sagte der 42-Jährige und blickte voraus. Montag Training, Dienstag Training und Spiel beim KFC Uerdingen, Mittwoch Regeneration, Donnerstag ist trainingsfrei.

Frei? Womöglich ist dann schon Schluss. Seit zweieinhalb Wochen bangen Trainer, Spieler und Fans – an der Düsseldorfer Straße lag die Ungewissheit gestern wie ein schwerer Klotz auf den Gemütern aller Beteiligten. Am Mittwoch werden die MSV-Profis am Nachmittag gemeinsam essen und auf die Nachricht aus Frankfurt warten. Es wird Zeit, dass Klarheit besteht.

Ein Fan versuchte nach dem Spiel Co-Trainer Ilia Gruev zu überreden, Offensivmann Sören Brandy im Falle eines Lizenzentzuges nicht ziehen zu lassen. Es wird ein frommer Wunsch bleiben – selbst der Verbleib von Ilia Gruev gilt für den Fall des Absturzes als unwahrscheinlich. Brandy ehrlich: „So eine Situation habe ich noch nie erlebt. Natürlich gibt es Anfragen. Aber für mich zählt jetzt nur der MSV. Vor zwei Wochen war ich sehr pessimistisch. Mittlerweile wird mein Bauchgefühl von Tag zu Tag besser.“

Müller würde 3. Liga spielen

Die MSV-Verantwortlichen versuchen derzeit, den Absturz abzufedern. Sie haben beim DFB die Lizenzunterlagen für die 3. Liga eingereicht. Um den Profifußball zumindest in der Light-Version in Duisburg zu erhalten. Am liebsten mit Trainer Kosta Runjaic, der vor Jahresfrist mit Darmstadt 98 in dieser Spielklasse noch unterwegs war. Runjaic beantwortete die entsprechende Frage am Sonntag ausweichend, er legte sich nicht fest. Danny Latza, gerade von den „Lilien“ verpflichtet, setzt offenbar auf Verdrängung: „Ich gehe davon aus, dass wir weiter in der Zweiten Liga spielen.“

Torwart Roland Müller erklärte: „Natürlich mache ich mir Gedanken und hofft, dass alles gut geht. Ich drücke den Verantwortlichen alle Daumen.“ Und falls das Schiedsgericht am Mittwoch den Daumen senkt? Müller: „Dann würde ich auch in der dritten Liga beim MSV bleiben.“ Tanju Öztürk schiebt nach: „Falls wir keine Lizenz bekommen, ist auch die dritte Liga für mich vorstellbar.“ Auch DSV-Keeper Sebastian Wickl, der in den ersten 55 Minuten spielte und eine gute Leistung bot, hängt in der Luft. „Ich habe einen Vertrag beim MSV II unterschrieben“, sagt er. „Das ist Fakt.“ Dennoch ist damit auch für ihn vieles unklar. Rein spielerisch konnten die Landesliga-Kicker sicherlich zufrieden sein. „Es ist richtig cool, dass wir sogar 1:0 geführt haben“, sagte Mittelfeldspieler Florian Theißen. Spielertrainer Dejan Lazovic, der das abwesende Trainergespann vertrat, war zufrieden: „Es war ein guter Abschied für einige von uns.“ Lazovic selber hatte das Angebot, in den Trainerstab zu wechseln: „Dazu bin ich aber noch zu heiß.“