Duisburg. Die Zuschauer diskutierten in der Halbzeitpause auf den Rängen der MSV-Arena lebhaft über das Endergebnis. 4:0? 5:0? Oder sogar 7:0? Eine Stunde später sah die Realität anders aus.

Gellende Pfiffe, wütende Fans. Schiedsrichter Marco Fritz hatte das Zweitliga-Spiel des MSV Duisburg gegen Rot-Weiß Ahlen gerade erst abgepfiffen, da ging es auch in den einschlägigen Internetforen schon rund.

Für viele Beoabachter unfassbar: Der MSV gab nach einer 2:0-Halbzeitführung gegen Schlusslicht Rot-Weiß Ahlen noch zwei Punkte ab. 2:2 stand es am Ende, der Ahlener Nils Döring hatte eine Minute vor dem Ende der Partie per Kopf den Ausgleich für das Schlusslicht erzielt und damit den Einstand des neuen MSV-Trainers Milan Sasic gründlich verdorben.

Heute vor einem Jahr verlor der MSV im eigenen Stadion 0:1 gegen Ahlen, Trainer Rudi Bommer musste gehen. Gestern sollte vom Ahlen-Spiel mit dem neuen Coach Milan Sasic eine Signalwirkung ausgehen, die Duisburger Verantwortlichen hofften auf eine neue Aufbruchstimmung. Doch am Ende des Tages stand der MSV – wieder einmal vor einem Scherbenhaufen.

Schnell war erkennbar, warum Gegner Rot-Weiß Ahlen mit nur zwei Punkten auf dem letzten Platz der Tabelle stand. Spielerisch limitiert, zunächst völlig verunsichert und mutlos, zudem mehrere Schnitzer, die zu den schnellen Duisburger Toren führten. Dabei glänzte Änis Ben-Hatira bei beiden Treffern als Vorabeiter: Beim 1:0 von Caiuby (15.) und beim 2:0 von Frank Fahrenhorst (21.).

Und dann? Weitere Duisburger Torchancen blieben Fehlanzeige. Chavdar Yankov, der nach gut einer Stunde für den verletzten Sören Larsen ins Spiel kam, wunderte sich später. „Ich weiß nicht, warum wir so tief standen. Bei allem Respekt für Ahlen. Aber wenn man gegen dieses Team 2:0 führt, muss man noch zwei, drei Tore nachlegen”, sagte der Bulgare.

Stattdessen verkürzte Ahlen sechs Minuten nach dem Wiederanpfiff durch Marcel Busch auf 2:1, und kurz vor Schluss war Nils Döring mit dem Ausgleich zur Stelle. Keineswegs ein Zufallsprodukt. Der MSV hatte – abgesehen von einer Konterchance, die Ben-Hatira nach einem Tiffert-Zuspiel vergab – nichts mehr unternommen und dem Gegner das Feld überlassen. Milan Sasic stellte hinterher erschrocken fest, dass seine Mannschaft „vorgeführt” worden sei.

Der neue Trainer vermisste gestern in seiner Mannschaft Leute, die „konsequent handeln und Verantwortung übernehmen.” Sasic weiter: „Es war nur noch Kicken. Aber Kicken allein reicht nicht. Kicken ist etwas für die Copacabana. Ich erwarte aber harte Arbeit.” Ein Vorgeschmack auf das Trainingslager, das die Mannschaft morgen in Bad Kreuznach bezieht.

Zumindest mangelnde Emotionen kann der Trainer seinen Spielern nicht vorwerfen. Unmittelbar nach dem Spiel kam es zu einen Handgemenge unter den Spielern – Hauptdarsteller waren die Torhüter Tom Starke und Sascha Kirschstein. Der Ahlener Keeper hatte vor der Duisburger Fantribüne ausgelassen gejubelt, Tom Starke hatte offenbar ein Problem damit und attackierte seinen Kollegen. Kirschstein, der beklagte, von den Fans mit Feuerzeugen beworfen worden zu sein, sagte dazu: „Vielleicht wollte Tom ein Spielchen machen. Ich weiß es nicht.”