Duisburg. Beim MSV Duisburg gibt es prominente Vorbilder für Trainer Engin Vural, der noch als Interimscoach fungiert.
Engin Vural freut sich auf sein Debüt als Profi-Trainer des MSV Duisburg. Am Samstag steht der 38-Jährige beim Drittliga-Spiel der Zebras bei Viktoria Köln (14 Uhr, Sportpark Höhenberg) erstmals vor einer größeren Kulisse an der Seitenlinie. In der U-19-Bundesliga geht es im Vergleich eher beschaulich zu. Der MSV hält Vural die Tür offen, auch langfristig den Job bei den Profis ausüben zu können. Es ist lange her – aber der Sprung vom A-Jugend-Coach zum Profi-Cheftrainer ist vor mehr als vier Jahrzehnten drei Trainern in Meiderich gelungen: Willibert Kremer, Rolf Schafstall und Friedhelm Wenzlaff.
Willibert Kremer, der von 1966 bis 1972 in der Bundesliga für die Meidericher kickte, stieg in der Saison 1971/72 zum Assistenztrainer von Rudi Faßnacht auf. Zudem war er als A-Jugend-Trainer tätig und feierte mit dem Zebra-Nachwuchs 1972 den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Im Oktober 1973 beurlaubte der MSV Faßnacht, Kremer erhielt das Vertrauen als Cheftrainer. Das Pokalfinale 1975 in Hannover gegen Eintracht Frankfurt (0:1) war für Kremer der erste Höhepunkt als Trainer. Im März 1976 trennte sich der MSV von Kremer. Später schrieb er ein weiteres Kapitel bei den Zebras. 1989 heuerte er beim damaligen Zweitliga-Aufsteiger erneut an und führte die Meidericher 1991 in die Bundesliga. Im April 1992 folgte die zweite Trennung. Willibert Kremer verstarb 2021 im Alter von 81 Jahren.
Im März 1976 sprang mit Rolf Schafstall nach der Kremer-Entlassung erneut ein A-Jugendtrainer in die Bresche – zunächst bis zum Saisonende. In der Spielzeit 1978/79 folgte das zweite Engagement des Hamborners beim MSV. Es war eine Erfolgsgeschichte: Schafstall erreichte mit den Meiderichern das Halbfinale im Uefa-Cup gegen Borussia Mönchengladbach (2:2, 1:4). Rolf Schafstall verstarb im Januar 2018 im Alter von 80 Jahren.
Mit Friedhelm Wenzlaff übernahm im Februar 1980 der dritte ehemalige A-Jugendtrainer die Duisburger Profimannschaft. Wenzlaff, der den MSV 1978 zur Deutschen A-Jugend-Meisterschaft geführt hatte, stieg nach der Entlassung von Heinz Höher vom Assistenten zum Cheftrainer auf. Sein Debüt auf der Duisburger Bank hatte der gebürtige Hennefer bereits 1977 gefeiert. Er sprang im Zuge der Erkrankung von Otto Knefler für eine Partie ein.
Der MSV zog im November 1981 die Reißleine und verpflichtete Kuno Klötzer, der aber den ersten Bundesliga-Abstieg der Meidericher auch nicht mehr verhindern konnte. Friedhelm Wenzlaff wurde nur 57 Jahre alt. Er starb im Mai 1998.
Pirsig prägte die Oberliga-Zeit des MSV Duisburg
Später nutzte auch Ewald Lienen die Nachwuchsabteilung als Sprungbrett für seine Trainerkarriere. Als der MSV im April 1993 die Mission Bundesliga-Aufstieg gefährdet sah und Uwe Reinders feuerte, setzten die Verantwortlichen auf Lienen, der zu diesem Zeitpunkt die MSV-Amateure trainierte. Lienen, der im November 70 Jahre alt wird, trainierte zunächst beide Teams. Trotz Doppelbelastung stieg der Ex-Profi mit den Zebras ins Oberhaus auf. Im Februar 1994 führte Lienen die Zebras zu ihrer bisher letzten Tabellenführung in der Bundesliga – mit einem negativen Torverhältnis. Im November 1994 war seine Zeit in Duisburg beendet. Lienen startete in seiner Trainerlaufbahn weiter durch und war neben zahlreichen Engagements in Deutschland unter anderem in Spanien und Griechenland tätig.
Der MSV setzte in all den Jahren immer wieder auf Trainer mit Zebra-Stallgeruch. Ex-Spieler Detlef Pirsig prägte mit seinem Assistenten Friedhelm Vos die Zeit in der Oberliga Nordrhein, die 1989 mit der Rückkehr in die 2. Bundesliga ihren glorreichen Abschluss fand. Günter Preuß, der Kapitän der 64er-Vizemeistermannschaft, war in der Zweitliga-Saison 1985/86, die mit dem Abstieg endete, für acht Spiele „Bankchef“. Vereinsikone Bernard Dietz trainierte die MSV-Amateure, verbuchte aber als Interimstrainer der Profis 2002 in sechs Spielen fünf Siege. Ilia Gruev war von November 2015 bis Oktober 2018 Cheftrainer. Mit dem heute 53-Jährigen feierte der MSV im Jahr 2017 seinen bislang letzten Zweitliga-Aufstieg.
Der Ex-Duisburger Horst Steffen ist jetzt Zweitliga-Trainer
Mit Horst Steffen schaffte ein Ex-MSV-Spieler, der zunächst im Nachwuchsleistungszentrum tätig war, den Sprung ins Profitrainer-Geschäft – allerdings nicht in Duisburg. Der heute 54-Jährige trainierte von 2006 bis 2009 die U 23 und die U 19 des MSV. Er debütierte als Drittliga-Trainer 2013 bei den Stuttgarter Kickers. In der letzten Saison führte er die SV 07 Elversberg in die 2. Bundesliga. Die Saarländer belegen aktuell Platz 13.
Als Interimstrainer fungierten beim MSV in den letzten Jahren jeweils für ein Match die Ex-Spieler Ivica Grlic und Marvin Compper. Uwe Schubert, Chef des Nachwuchsleistungszentrums, half zweimal aus.