Duisburg. Fußball-Drittligist MSV Duisburg kehrte mit Frust aus dem Trainingslager zurück. Trainer Torsten Ziegner verschiebt Kür des Kapitäns.
Auf dem Weg zum Stadion Gesundbrunnen, in dem die Drittliga-Fußballer des MSV Duisburg in der vergangenen Woche im Rahmen ihres Trainingslagers im Heilbad Heiligenstadt arbeiteten, passierten sie täglich mehrfach einen Märchenwald. Die Gebrüder Grimm wären in den sechs Tagen aber damit überfordert gewesen, Stoff für ein Duisburger Fußball-Märchen in der neuen Saison zu Papier zu bringen. Da hat eher die böse Hexe ihr Unwesen getrieben. Trainer Torsten Ziegner trat am Samstag ernüchtert mit seinen Team die Heimreise an.
Der Duisburger Coach wollte am Ende des Trainingslagers nicht die übliche Floskel benutzen, dass die Tage optimal verlaufen wären. Die Bedingungen in Thüringen seien zwar bestens gewesen, so der Coach, trotzdem gab es am Ende viel Frust.
Der schwache Auftritt am Freitag bei der 0:1-Testspielniederlage gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig setzte dem Trainer merklich zu. Ziegner weigerte sich, sich auch auf eine andere Floskel einzulassen: Nein, das Spiel sei kein Dämpfer zum passenden Zeitpunkt gewesen, um die Sinne zu schärfen. Ziegner: „Ich hätte mir gewünscht, dass alles passt und wir komplett ohne Angst ins erste Ligaspiel gehen könnten. Das ist aber nicht der Fall.“
Das Testspiel gegen die Leipziger schlug dem Trainer derart aufs Gemüt, dass er die für das Ende des Trainingslagers geplante Benennung des neuen Kapitäns und des Mannschaftsrates auf diese Woche verschoben hat. Die Personalien seien weitgehend festgezurrt, aber jetzt gäbe es andere Dinge mit dem Team zu besprechen, wie der Coach unterstrich.
Der MSV verbuchte ihm Rahmen des Trainingslagers zwei Testspielniederlagen ohne eigenen Torerfolg. Mit Pascal Köpke und Phillip König mussten zwei verletzte Spieler vorzeitig die Heimreise antreten. Und am Ende folgte der blamable Auftritt gegen Leipzig. Trainer Ziegner ärgerte sich darüber, dass die Spieler im Test nicht bereit gewesen wären, gegen Widerstände anzukämpfen. Sie hätten fehlende mentale und körperliche Frische als Alibi genutzt. Zudem habe kein Spieler, der eine Chance erhalten hatte, Werbung in eigener Sache zu betreiben, aufgedrängt.
MSV Duisburg: Girth erhält maximale Schonung
Jonas Michelbrink, Marvin Senger und Hamza Anhari hatten mit ihren frühen Auswechslungen in der 26. Minute einen Denkzettel erhalten. Ziegner wollte sich hier nicht mit einer Standpauke in der Halbzeitpause in der Kabine begnügen. Er wollte öffentlich ein Zeichen setzen.
Angst anstelle von Zuversicht vor dem ersten Ligaspiel begründet sich nahezu in allen Bereichen der Mannschaft. Die Abwehr ist bei gegnerischen Standardsituationen in alte Muster verfallen. Im Mittelfeld fehlt es an Inspiration. So entsteht kein vernünftiges Spiel nach vorne, es fehlt an Durchschlagskraft. Hinzu kommen die personellen Sorgen im Angriff. Stürmer Benjamin Girth ist, wie der Trainer versichert, von seiner Muskelverletzung komplett genesen. Aber der Coach packt den 31-Jährigen in Watte, die entsprechenden Regale in den Drogeriemärkten sind leer gefegt. Ziegner scheut das Risiko, dass Girth in Testspielen einen Rückschlag erleidet. Der Coach hat den Ex-Braunschweiger für den Ligastart fest eingeplant. Neuzugang Pascal Köpke, der sich bereits in der ersten Einheit im Gesundbrunnen eine Muskelverletzung zugezogen hatte, arbeitet aktuell in der Reha. Wenn es gut läuft, soll der Angreifer im Wochenverlauf ins Mannschaftstraining zurückmelden.
MSV Duisburg: Generalprobe in Homberg
Seinen letzten Test bestreitet der MSV am kommenden Samstag gegen den niederländischen Zweitligisten De Graafschap aus Doetinchem. Anstoß im PCC-Stadion in Homberg ist um 14 Uhr. Das Match gegen die Freunde aus dem Nachbarland gilt als Generalprobe für den Ligastart. Ob Trainer Torsten Ziegner aber dann bereits seine Wunschelf für die erste Meisterschaftspartie aufbieten kann, ist nach jetzigem Stand fraglich.