Duisburg. Das Teilnehmerfeld der 3. Liga wird durch drei Absteiger und vier Aufsteiger kräftig durcheinandergewirbelt. Ein Blick zurück und nach vorn.
Thomas Wulf würde es vermutlich nicht einmal unter der Kitzelfolter zugeben. Aber der Geschäftsführer Finanzen beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg hat heimlich Rot-Weiss Essen die Daumen gedrückt. Der Klassenerhalt des Nachbarn zahlt sich für die Zebras aus. Das Derby füllt erst die Arena und dann die Kassen. Mit dem gleichen seligen Blick wird Wulf die Ergebnisse der Relegationsspiele zwischen Arminia Bielefeld und dem SV Wehen Wiesbaden gelesen haben. Die Hessen bringen so viele Fans zu einem Auswärtsspiel mit, dass ein Flixbus reicht. Für die Arminia lohnt es sich, einen Sonderzug zu chartern.
Die finalen Spiele liefen durchaus im Sinne der Zebras. Dass Osnabrück den Aufstieg packte und Dresden drittklassig bleibt, ist dabei ebenfalls aus Sicht eines Zuschauerzählers nicht so schlecht. 11.300 Zuschauer kamen zum Heimspiel der Zebras gegen Osnabrück und 13.500 Fans wollten die Partie gegen Dynamo Dresden sehen. Sportlich machte das keinen Unterschied. Beide Partien gingen verloren.
Was das Aufstiegsspiel zwischen Energie Cottbus und der SpVgg Unterhaching angeht, mag man sich denken: „Cottbus oder Unterhaching? Hauptsache Schleswig-Holstein.“ Vielleicht ist Haching etwas entspannter als Cottbus. Die Zusammensetzung der Liga steht in jedem Fall fest. Vom 4. bis 6. August geht es los. Die Fans dürfen sich darauf freuen. Denn die dritte Klasse hat in dieser Saison Premium-Qualität.
Die Zahl der Bundesliga-Gründungsmitglieder hat sich wieder auf vier erweitert: Neben dem MSV kicken weiter der TSV 1860 München und der 1. FC Saarbrücken mit. Nun ist auch Preußen Münster dabei. Zuletzt traf man im Winter 2020 aufeinander. Jedenfalls in der 3. Liga. Der MSV gewann in Münster mit 4:1 und war da noch auf Aufstiegskurs. Münster stieg später ab und der MSV in der Corona-Saison nicht auf.
Weitere Teams mit Bundesliga-Geschichte sind Dynamo Dresden, Waldhof Mannheim, der FC Ingolstadt. Von Rot-Weiß Essen war schon die Rede. Jetzt erweitern drei weitere Klubs diesen Kreis. Die Spielvereinigung aus Unterhaching ist einer davon. Die Mannschaft spuckte zu Bundesligazeiten mal Bayer Leverkusen in die Suppe und machte den FC Bayern zum Meister. Das kommt BVB-Fans seltsam bekannt vor.
Doch auch MSV-Freunde haben unleidliche Gedanken, wenn sie an den Verein aus der Münchener Vorstadt denken. Vor knapp drei Jahren gewannen die Zebras mit 4:0 am letzten Spieltag der dritten Liga gegen das Team. Es war der traurigste Sieg der jüngsten MSV-Vergangenheit. Die Konkurrenz im Rennen um den Aufstieg ließ keine Federn. Für die Meidericher unter Trainer Torsten Lieberknecht blieb nur der wertlose fünfte Rang und der Katzenjammer über den verpassten Aufstieg. Dass man im Jahr darauf zweimal den kommenden Absteiger (2:1 H/1:0 A) schlug, tröstete nur wenig.
Als weiterer Name mit Klang zählt eben nun Bielefeld zu den Gegnern. Es wird ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten. 46 Spiele bestritten die beiden Teams in der Bundesliga (20), der 2. Liga (20), im Pokal (4) und in der dritten Klasse gegeneinander. Die gemeinsame Drittliga-Historie ist dabei besonders kurz und besonders erfreulich: Nur in der Saison 2014/15 teilte man dieses Los (1:1 H/2:4 A). Am Ende aber stiegen beide Mannschaften auf. Ach, wäre das nur ein gutes Omen und nicht nur Statistik. Übrigens: Mehr Spiele – nämlich 58 – haben die Meidericher gegen 1860 gespielt. Das erste war 1931 (4:1 für München).
Wiedersehen nach 23 Jahren
Deutlich kürzer ist die Historie zwischen dem SSV Ulm und den Zebras. Der Südwest-Aufsteiger war auch mal Bundesligist. Gemeinsam mit dem MSV stieg Ulm in der Saison 1999/2000 ab (0:0 H/3:1 A). In der 2. Bundesliga begegnete man sich sechs Mal, das erste Mal 1983 (3:1 für Ulm). Zuletzt sah man sich im Dezember 2000 (3:1 für den MSV). Ulm ereilte das gleiche Schicksal wie aktuell Arminia Bielefeld. Auf das Aus in der Bundesliga folgte der Abstieg aus der 2. Liga. Die Arminen mag trösten: Es kann immer noch schlimmer kommen. Aufgrund der Insolvenz machte Ulm gleich in der fünften Liga weiter. Bis zur Rückkehr zumindest in die Drittklassigkeit dauerte es schlanke 22 Jahre.
Gute Bekannte aus Zweitliga-Zeiten sind der MSV und Jahn Regensburg. Zuletzt gab es am 9. März 2019 ein 1:1 für den MSV beim Jahn. Der Punkt konnte den Abstieg in die Drittklassigkeit nicht vermeiden. Gleiches gilt für das 2:2 gegen den SV Sandhausen in der Saison 2018/19. Und ja, da ist diese gemeinsame Geschichte. Der MSV verlor 2013 die Lizenz. Sandhausen – sportlich abgestiegen – profitierte davon und blieb fortan in der Klasse. Bis zur vergangenen Saison.
Der guten Ordnung halber sei noch auf die Bilanz mit dem VfB Lübeck verwiesen und eine gute Erinnerung aufgefrischt. Der MSV schlug den späteren Absteiger am 31. Januar 2021 mit 3:1 und begann an diesem Tag mit Uwe Schubert auf der Bank und danach mit Pavel Dotchev als Coach die Mission Klassenerhalt ernsthaft zu verfolgen.
In der seit 2008 geführten Ewigen Tabelle der 3. Liga belegt der MSV übrigens Rang zehn. Das ist kein Ruhmesblatt. Je länger ein Verein dort kickt, desto besser wird die Platzierung. Die Meidericher gehen aktuell in ihre achte Drittliga-Saison. Von dem Schlag, den der Verein mit dem Lizenzentzug vor zehn Jahren erlitten hat, konnte man sich nicht vollständig erholen. Seither hat der Klub sieben Jahre in der dritten und nur drei in der zweiten Liga gespielt. Dass man mehr ist als drittklassig, das gibt die Beweislage gerade nicht her. Wie bei vielen anderen Klubs in der Klasse ist die Tradition etwas für Nostalgiker.