Duisburg. Der Rückzug von Schauinslandreisen bedeutet nicht zwangsläufig das Aus für den MSV Duisburg. Eine Analyse.
Die Nachricht schlug Wellen. Das Unternehmen Schauinsland-Reisen (SLR) kündigte am Mittwoch dem MSV Duisburg die Freundschaft. Man sei „zu der Entscheidung gekommen, dass sich unsere Wege nach der kommenden Saison trennen werden“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens zur gekündigten Zusammenarbeit mit dem Fußball-Drittligisten. Die Frage, die sich viele MSV-Freunde jetzt stellen: Bedeutet dies das Ende für die Zebras? Die Antwort lautet: Nein.
MSV Duisburg: Laufende Saison ist gesichert
Der Reihe nach: Für diese Saison sind längst alle Gelder geflossen oder abgesichert. Das Zebra kickt bis zum 38. Spieltag, als hätte es das Schreiben aus dem Hauptquartier des Reiseveranstalters nicht gegeben. Was ist dann mit der kommenden Spielzeit? Auch da gibt es seit Mittwoch keine größeren Probleme als die, die man schon am Dienstag hatte. Der MSV Duisburg muss die Lizenz für die dritte Klasse beim DFB beantragen. Das Verfahren wird im Mai abgeschlossen sein. Wie immer muss der Verein eine Finanzlücke schließen. Das wäre so oder so der Fall gewesen. Die Nachricht vom SLR-Rückzug hat keine Auswirkung auf das Verfahren. Bei dieser Lizenzierung geht es darum, dass ein Verein nachweist: „Wir können alle zugesagten Gelder bis zum Saisonende zahlen.“
Dabei spielen die zu erwarteten Zuschauereinnahmen oder das Geld von Sponsoren eine Rolle. Schauinsland-Reisen zahlt dem MSV einen guten sechsstelligen Betrag für die Namensrechte an der Arena. Dieser Sponsoringvertrag läuft noch bis zum Saisonende 2024. Das Geld darf MSV-Geschäftsführer Thomas Wulf also als sichere Einnahme angeben. Auf der anderen Seite stehen Ausgaben. Die für Fans am interessanteste Stellgröße ist das Geld für den Kader. In diesem Jahr waren das 5,5 Millionen Euro. Außerdem gehören Ausgaben zur Befriedigung von Gläubigern dazu. Der Spielverein (also der Verein selbst) schuldet SLR etwa 4,5 Millionen Euro. Die Gesellschaft, die sich um die Profis kümmert, die sogenannte KGaA steht beim Unternehmen mit einer Millionen Euro in der Kreide.
MSV Duisburg: 2025 wird es spannender
Jahr für Jahr bittet der MSV alle seine Gläubiger, die Summen zu stunden. Was die 4,5 Millionen angeht, da muss der MSV in den nächsten zwei Jahren keinen Überweisungsauftrag ausfüllen. SLR verzichtet bis zum Saisonende 2024/2025 auf eine Rückzahlung. Die Million für die KGaA ist für die nächste Saison ausgesetzt. Alle anderen Gläubiger haben ebenfalls erklärt, dass sie für die kommende Saison auf ihr Geld verzichten. Kurz und grün: Die Nachricht vom Ausstieg hat keine Auswirkung auf die aktuellen Rückzahlungsmodalitäten.
Spannender wird es ab der Saison 2024/25. Da ist nun die Million für die KGaA fällig und die Namensrechte für die Arena werden frei. Der MSV muss also im Juni 2024 theoretisch eine Million auf das Konto von SLR zurücküberweisen. Zugleich fehlt besagter sechsstelliger Betrag als Taufgeschenk fürs Stadion. Außerdem läuft der Vertrag mit Trikotsponsor Trinkgut zum Ende dieser Saison aus. Der MSV hat mit Sportfive einen Vermarkter unter Vertrag. Der darf und will sich nach möglichen Namensgebern umschauen. Das lohnt sich, denn er bekommt 19 Prozent von jedem Deal. Die Chancen stehen also mehr als ausreichend, einen solchen Taufpaten zu finden. Trinkgut hat in seinem Vertrag eine Option auf eine weitere Zusammenarbeit.
MSV Duisburg: Viel hängt vom Aufstieg ab
Was die Million angeht, da wird man mit dem Ex-Freund noch einmal sprechen müssen. Dafür hat man etwa zwölf Monate Zeit. SLR hat nun auch kein gesteigertes Interesse am Ende als Totengräber der Zebras dazustehen. Ohnehin muss der MSV vor der Saison 2024/25 mächtig in die Hufe kommen: Da will man die Rückkehr in die Zweite Liga angehen. Entsprechend muss der Etat aussehen.
MSV Duisburg: Unbekannte beschmieren Banden von Schauinslandreisen
Gelingt der Aufstieg, dann vermindern sich die finanziellen Sorgen drastisch. Es ließe sich mit SLR auch leichter über die ausstehenden 4,5 Millionen sprechen, die am 1. Juli 2025 fällig werden. Misslingt der Plan, dann hat der Klub ohnehin ganz andere Sorgen. Ingo Wald hat für ein Scheitern einen rigorosen Cut angekündigt. Die 3. Liga ist ein Zuschussgeschäft. „Der MSV braucht Jahr für Jahr frisches Geld“, wie es Präsident Ingo Wald sagt. Ein Investor wäre nicht verkehrt. Geld kommt auch rein, wenn Spieler verkauft werden. Weitere Sponsoren wären hilfreich. All dies ist unabhängig vom SLR-Rückzug.
Mithin: Das Ende einer wunderbaren Freundschaft ruft keine Jubelstürme hervor. Man sieht aber auch keine Totengräber zur Schüppe greifen. Was man aber sehen will: tüchtig arbeitende MSV-Verantwortliche im Trainingshemd, Trikot und im Anzug. Sonst gib es keine Zukunft. In dieser Pflicht stand man aber bereits vor dem Mittwoch.