Duisburg. Ingo Wald, Präsident des MSV Duisburg, zeigt sich vom Schauinslandreisen-Rückzug überrascht. Er hatte noch auf eine Lösung gehofft.

Unmittelbar neben dem Firmengebäude von Schauinslandreisen am Duisburger Innenhafen sitzt eine Anwaltskanzlei, die sich naturgemäß auch mit Scheidungsfällen befasst. Der Reiseveranstalter kündigte am Mittwoch das Ende der Ehe mit dem Fußball-Drittligisten MSV Duisburg an. Per Pressemitteilung erklärte der langjährige Partner der Zebras, dass die Zusammenarbeit mit dem Ende der Saison 2023/24 ausläuft. Damit findet ein über Monate anhaltender Streit sein Ende.

Kurz vor Bekanntgabe der Entscheidung hat der Sponsor und Gläubiger der Zebras noch den nachehelichen Unterhalt festgelegt. Das Darlehen des eingetragenen Vereins – hier steht der Klub einschließlich Zinsen mit gut vier Millionen Euro in der Kreide – hat Schauinslandreisen frühzeitig bis zum 1. Juli 2025 gestundet. Die Schulden der Kapitalgesellschaft des MSV Duisburg – rund eine Millionen Euro – sind bis Juni 2024 gestundet.

MSV Duisburg: Wald hatte auf Gespräch gehofft

Der Marketingvertrag mit dem MSV läuft ebenfalls noch bis zum Ende der kommenden Saison, sodass das Stadion im Sportpark Wedau auch in der Spielzeit 2023/24 den Namen Schauinslandreisen-Arena tragen wird. Wie aus der Konzernzentrale am Innenhafen verlautete, kann der MSV die Namensrechte aber auch anderweitig verkaufen, wenn dadurch für den Klub ein lukrativeres Geschäft möglich sei.

Die Geschäftsleitung des Reiseveranstalters erklärte am Mittwoch per Pressemitteilung: „In Bezug auf unser Engagement beim MSV sind wir nach vielen Gesprächen in den vergangenen drei Jahren und den Geschehnissen der letzten Monate nun aber zu der Entscheidung gekommen, dass sich unsere Wege nach der kommenden Saison trennen werden.“ Der finale Cut erfolgte jetzt, „damit die Verantwortlichen des Vereins ausreichend Zeit haben, sich auf diese neue Situation einzustellen“, wie es im Statement des Unternehmens heißt.

MSV Duisburg: Ex-Präsident Rüttgers kündigt Rückzug an

MSV-Präsident Ingo Wald traf die Nachricht aus dem Innenhafen aus heiterem Himmel. „Ich bin überrascht“, sagte der 65-Jährige gegenüber der Sportredaktion. Für den Abend lud er seine Vorstandskollegen zu einer Sitzung ein. Wald hatte bis zuletzt noch auf eine Einigung gehofft: „Es hatte in den letzten Tagen noch eine E-Mail-Korrespondenz mit einem Gesprächsangebot von uns gegeben.“ Ingo Wald wollte mit Schauinslandreisen-Chef Gerald Kassner weiterhin ein Übereinkommen erreichen. Der MSV-Präsident strebte nach eigenem Bekunden eine langfristige Lösung an.

MSV Duisburg muss Lücke schließen

Schauinslandreisen ist seit über zehn Jahren Partner des MSV Duisburg. Der Reiseveranstalter war in dieser Zeit weitaus mehr als ein Sponsor. Immer wieder sprang das Unternehmen mit finanziellen Hilfen ein. Auf der Jahreshauptversammlung am 22. März sprach Andreas Rüttgers, im Jahr 2012 für elf Monate selbst MSV-Präsident und bei Schauinslandreisen für die MSV-Belange zuständig, von einem insgesamt zweistelligen Millionenbetrag.

Aus der Liebesbeziehung wurde am Ende ein handfester Krach, dem nun der Bruch folgt. Es war ein schleichender Prozess, der seinen Anfang in den ersten Wochen des Jahres 2021 gefunden haben dürfte. Streitpunkt war immer wieder eine Vereinbarung zwischen dem MSV und dem Sponsor aus dem Jahr 2019 über eine Philosophie, eine generelle Ausrichtung. Rüttgers hatte auf der Mitgliederversammlung bekräftigt, dass der Verein Versprechen aus dem Jahr 2019 nicht eingehalten habe.

Schauinslandreisen-Geschäftsführer Gerald Kassner (links) und Ex-MSV-Präsident Andreas Rüttgers, beim Reiseveranstalter für die MSV-Belange zuständig, beenden das Kapitel beim MSV Duisburg.
Schauinslandreisen-Geschäftsführer Gerald Kassner (links) und Ex-MSV-Präsident Andreas Rüttgers, beim Reiseveranstalter für die MSV-Belange zuständig, beenden das Kapitel beim MSV Duisburg. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Darlehen von Schauinslandreisen ruhen somit weiter, sind aber zum Ende der Stundungen in den Jahren 2024 und 2025 wieder „scharf“. Der MSV Duisburg muss sich dann um neue Lösungen bemühen, indem er frisches Geld zur Tilgung auftreibt oder mit dem Reiseveranstalter dann über neue Stundungen verhandelt, um weiteren Aufschub zu erhalten.

Lizenz: MSV Duisburg wartet auf Antwort vom DFB

Schauinsland verweist darauf, mit den neuen Stundungen die „lizenzrelevanten“ Dinge erfüllt zu haben. Der MSV Duisburg hat die Lizenzunterlagen im letzten Monat beim Deutschen Fußball-Bund eingereicht und rechnet nach den Osterfeiertagen mit einer Antwort aus der Verbandszentrale in Frankfurt. Ingo Wald hatte bereits auf der Mitgliederversammlung im März erklärt, dass der Drittligist auch in diesem Jahr wieder eine Lücke wird schließen müssen, um die Spielgenehmigung für die kommende Saison zu erhalten. Schauinslandreisen dürfte als potenzieller Retter nun ausgeschieden sein.