Duisburg. Der Ex-Präsident des MSV Duisburg, Andreas Rüttgers, will nicht mehr „gegen Windmühlen kämpfen.“
Der Ball ruhte bei den Zebras am Samstag – die Partie des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg gegen die SV Elversberg fiel wegen Unbespielbarkeit des Platzes in der Duisburger Arena aus. Andreas Rüttgers, Ex-MSV-Präsident und als Vertreter des Hauptsponsors Schauinslandreisen mit dem Spielverein seit über einem Jahrzehnt verbunden, hat seinen Ball ins Seitenaus gespielt und sich nach eigenem Bekunden zurückgezogen. So ist eine Text-Nachricht zu verstehen, die Rüttgers am Wochenende an einzelne Personen verschickt hatte.
In der Textnachricht, die der Redaktion vorliegt, schreibt Rüttgers: „Gestern habe ich die Info bekommen, dass die ,aktive Fanszene’ jegliche Kommunikation mit mir ausschließt und man auf Vorstandsebene Verständnis nach der JHV dafür hat.“ Rüttgers erklärt weiter: „Der blanke Hass, der sich gegenüber meiner Person dort entwickelt hat, ist daher nicht mehr aufzulösen, da man der Wahrheit keine Chance gibt. Ich habe der Führung des Vereins bis zum Schluss versucht, Lösungen vorzustellen, die allen ohne Gesichtsverlust die Möglichkeit gegeben hätte, eine langfristige Lösung für den Verein zu erzielen.“ Er habe sich nun entschieden, „keine Kraft mehr in diesen Kampf gegen Windmühlen zu investieren und mich und meine Familie vor weiterer Eskalation zu schützen“.
Der ehemalige MSV-Chef – er hatte das Amt von Januar bis November 2012 inne – wollte am Sonntag seine Textnachricht gegenüber der Redaktion nicht kommentieren. Rüttgers bekräftigte indes, dass er nach wie vor bei Schauinslandreisen der verantwortliche Mann für die Belange zwischen dem Sponsor und dem MSV sei.
Gespanntes Verhältnis zwischen dem MSV Duisburg und dem Sponsor
Das Verhältnis zwischen Geldgeber und Verein ist spätestens seit dem vergangenen Herbst massiv angespannt. Schauinsland hatte dem MSV schriftlich mitgeteilt, dass die Stundungen von Verbindlichkeiten in Höhe von knapp 4,5 Millionen Euro zur Diskussion ständen. Der MSV ließ wissen, dass der Sponsor beklagte, dass der Verein eine fest vereinbarte Philosophie nicht umsetze. Zudem habe die Forderung im Raum gestanden, Sportchef Ralf Heskamp bis zum Ende des Jahres 2022 zu feuern.
Auf der Mitgliederversammlung am 22. März war MSV-Chef Ingo Wald um leise Töne bemüht und verkündete, dass Schauinsland die Verbindlichkeiten bis Juni 2024 gestundet hätte und dies damit viel früher als üblich getan hätte. Eine Einigung auf eine langfristige Lösung – zum Beispiel in Form eines Tilgungsplanes – ist bislang noch nicht erzielt worden. Ingo Wald hatte im Dezember öffentlich erklärt, dass dies bis Januar oder Februar diesen Jahres erfolgen könne. Auf der Mitgliederversammlung räumte er ein, dass er da zu optimistisch gewesen sei. Er habe den Gläubiger zudem mit seiner Aussage unnötig unter Druck gesetzt. Andreas Rüttgers trat an diesem Abend selbst vor das Mikrofon und verdeutlichte, dass beide Seiten von einem Kuschelkurs weit entfernt seien. Er verwies auf vom Verein nicht eingehaltene Versprechen aus dem Jahr 2019.
Andreas Rüttgers hat in den letzten Jahren vermehrt polarisiert – auch durch seine Textbeiträge im Internetforum der MSV-Fans, das ihn zuletzt gesperrt hatte. Dort hatte er im schon Dezember 2020 seinen Rückzug als für den MSV verantwortlicher Mann bei Schauinslandreisen erklärt, trat in dieser Funktion aber später wieder auf. Am Sonntag bekräftigte Rüttgers, dass die kommende Saison der Zebras aus Sicht des Sponsors gesichert sei.