Duisburg. Der MSV Duisburg kam in der 3. Liga in dieser Saison schon häufig kurios und spektakulär zum Torerfolg. Der Kapitän hat daran großen Anteil.
Normal ist die Ausnahme. Wenn die Zebras Tore schießen, dann ist gern ein bisschen Spektakel dabei. Die drei Treffer zum 3:1 (0:0)-Sieg des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg beim SV Wehen Wiesbaden waren samt und sonders von der Art, dass man sich fragte: Wie ging das denn jetzt? In der ersten Halbzeit hatten die Zebras drei große Möglichkeiten. Wäre der Ball im Tor gelandet, hätte man nicht lange um eine Wiederholung gebeten. Die Situation war gut einsehbar: Pass Marvin Ajani und dann macht irgendwer das Ding. Aber weder Aziz Bouhaddouz noch Moritz Stoppelkamp machten das Ding.
Aber warum alles selbst machen? Die Meidericher ließen sich helfen. Das 1:0 war ein Eigentor der kuriosen Art. Moritz Stoppelkamp flankte in den Strafraum. Wiesbadens Torwart Arthur Lyska warf sich in den Ball, der dann irgendwie gegen die Hand von Verteidiger Bjarne Jacobson stupste und damit seinen Weg über die Linie fand. Moritz Stoppelkamp sagte nachher: „Vielleicht haben wir so ein Tor gebraucht.“
Der rote Teppich für den MSV Duisburg
Beim 2:0 schoss Kolja Pusch den Ball an die Latte, hechtete dann hinterher und köpfte den Rebound ein. Das 3:1 war eine ausgesprochen glücklich verunglückte Flanke von Moritz Stoppelkamp. Der Ball verfehlte weit den Kopf von Phillip König. Stattdessen senkte sich die Kugel nach langer Flugreise hinter Torwart Lyska ins Netz nahe des zweiten Pfostens.
Trainer Torsten Ziegner hatte nach dem 0:1 gegen Dresden mehr Gier vor der Hütte eingefordert. Der Gegner rolle der Mannschaft nicht den roten Teppich aus. So ganz stimmt das nicht. Das Eigentor war nicht das erste Mal, dass fremde Hilfe gern genommen wurde. 16 Tore haben die Zebras in 14 Partien der Spielzeit erzielt. Dreimal traf der Gegner für den MSV. Beim 1:0 in Meppen lenkte Jonas Fedl eine Stoppelkamp-Flanke ins eigene Tor ab. Die beiden weiteren Treffer danach zum 3:0-Erfolg hatten dann ebenfalls eigenes: Das 2:0 in Meppen war dann gleich ein Tor des Monats im August. Torwart Vincent Müller schoss einen Freistoß aus deutlich über 60 Metern. Der Ball suchte sich überraschend für alle den Weg direkt über die Torlinie. Das 3:0 war ein verwandelter Foulelfmeter durch Moritz Stoppelkamp. Den hatte er auch gleich selbst herausgeholt.
Das dritte Eigentor bereitete wieder Stoppelkamp vor, und zwar beim 1:4 in 1860 München. Den Elfmeter zuvor hatte der Kapitän verschossen. Motto: Einfach kann jeder. Die nachfolgende Ecke wischte sich dann Münchens Keeper Marco Hiller selbst mit links in die Maschen.
Bei Ecken läuft es in dieser Saison überhaupt ausgesprochen rund. Gleich fünf Tore erzielten die Zebras von der Fahne aus. Zuletzt besorgte Marvin Bakalorz das 1:0 gegen Halle auf diese Weise. Kolja Pusch hatte den Ball von der Grundlinie aus vors Tor geflankt. Die vier anderen Treffer auf diese Weise bereitete Moritz Stoppelkamp vor.
Ohne Stoppel nur Gehoppel beim MSV Duisburg
Dessen Statistik in dieser Saison ist ausgesprochen beeindruckend. Von den 16 Toren erzielte der Kapitän vier selbst. Die drei Eigentore „bereitete“ er ebenfalls vor. Drei weitere fielen dank seiner Eckstöße. An zehn Toren war der Chef unmittelbar beteiligt. Das sind 62 Prozent. Vor dem Spiel in Wiesbaden hatte der Alterspräsident (35) der Meidericher am 21. August beim Sieg in Meppen getroffen. In den acht Spielen nach Meppen und vor Wiesbaden gelangen den Meiderichern dann nur vier Tore. Eines war ein Eigentor, vorbereitet von: Moritz Stoppelkamp. Ein weiteres erzielte Benjamin Girth, der erst nach der Winterpause zurückkehrt. In vier der acht Spiele gab es gar keinen MSV-Treffer und in den anderen vier nie mehr als einen.
Mal abgesehen davon, dass es ganz lustig ist, sich mit den Kuriositäten zu beschäftigen und es unterhaltsam sein mag, dass die Meidericher das Toreschießen als eine Art Kunstform für sich entdeckt haben, nun etwas ernsthafter: Die Formation von Trainer Torsten Ziegner tut sich schwer, aus dem Spiel heraus und aus eigener Kraft erfolgreich abzuschließen. Finger brechen leichter in der Nase. Der Coach setzt deshalb auf eine stärkere Defensive, weil er erkannt hat: „Wir sind einfach nicht in der Lage, in einem Spiel vier Tore am Stück zu schießen.“ Da kann er sich auf Erfahrungswerte stützen: Zuletzt traf der MSV am 12. Dezember 2020 vier Mal. Das war übrigens gegen Wiesbaden beim 4:1-Heimsieg.
Die Abhängigkeit von einem Spieler ist enorm groß. Ohne „Stoppel“ nur Gehoppel. Nur vier Tore von 16 Toren schossen die Stürmer (Bouhaddouz 2, Ekene 1/ in Wiesbaden nicht im Kader, Girth 1/bis Januar verletzt). Wenn man vielleicht doch noch im Winter nachlegen will: man weiß, wo Bedarf besteht.
Bei vergleichbar zielstrebigen Vereinen wie Essen, Freiburg, Mannheim oder Verl liegt der Anteil bei etwa 50 Prozent und höher. Das gilt auch für den nächsten Gegner, die SpVgg Bayreuth. Fürchten muss man das aber nicht. Der Aufsteiger erzielte ohnehin erst neun Treffer.