Wiesbaden. Der MSV Duisburg hat beim Aufstiegskandidaten SV Wehen Wiesbaden 3:1 gewonnen. Ein Überraschungscoup. Der Spielbericht aus Wiesbaden.
Der Fußball-Drittligist MSV Duisburg landete einen Überraschungscoup. Beim Tabellenvierten SV Wehen-Wiesbaden gewannen die zuletzt kriselnden Meidericher vor 3593 Zuschauern in der Brita-Arena mit 3:1 (0:0). Durch den hart erkämpften Auswärtserfolg arbeiten sich die Zebras zumindest bis Samstag auf den zehnten Tabellenplatz vor. Der MSV, der schon wieder in Richtung Abstiegsränge schauen musste, sicherte sich hoch verdient die Punkte gegen die favorisierten Hessen. Der Erfolg darf als eine Art Befreiungsschlag gesehen werden. So wie Zebras am Freitag auftraten, muss man sich um den Klassenerhalt nicht sorgen.
MSV-Coach Torsten Ziegner hatte seine Formation gegenüber dem 1:1 im Heimspiel am vergangenen Samstag gegen Viktoria Köln auf einer Position umgestellt. Linksverteidiger Niklas Kölle bekam eine wohlverdiente Atempause. Der Mann, der im Vorjahr noch Regionalliga spielte, wirkte zuletzt ausgezerrt.
Talent Baran Mogultay, nicht älter als 18 Jahre, sollte die Flügeltür zuhalten, durch die sich der Favorit Zugang zum Zebra-Strafraum verschaffen wollte. Damit ist Marvin Ajani der einzige Meidericher Kicker, der in dieser Saison in jedem Spiel in der Startelf stand. Der Mittelfeldspieler auf der rechten Bahn brachte zudem Insider-Kenntnisse ein. Vor seinem Wechsel nach Duisburg in der vergangenen Saison hatte „AJ“ für die Hessen gespielt. Etwas überraschend arbeitete Ajani unter Flutlicht auf der linken Seite und tauschte mit Kapitän Moritz Stoppelkamp die Seite. Offenbar sollte der defensiv stärkere Ajani dem Jungspund Mogultay ein wenig Schützenhilfe leisten.
MSV-Duisburg-Fans erhalten offenbar Unterstützung aus Mainz
Eine weitere Veränderung gab es auf der Bank. Chinedu Ekene – eigentlich als offensive Alternative im Kader – bekam gar kein Trikot. Dafür rückte Joshua Bitter nach überstandener Knieverletzung wieder ins Aufgebot. Freilich, Bitter musste mit der Bank vorliebnehmen. Während Bitters Verletzungspause hatte der wieder genesene Rolf Feltscher die Position erobert und erfolgreich verteidigt.
Zunächst leuchten die mitgereisten Zebra-Fans – offenbar verstärkt durch ihre Fanfreunde aus Mainz – den Hausherren heim. Pyrochtechnik sorgte für einigen Rauch und einen ernsten Ordnungsruf durch den Stadionsprecher. Das erste Licht auf dem Platz zündete der MSV. Nach einem Einwurf von Baran Mogultay zog Aziz Bouhaddouz, wie gewohnt der einzige Stürmer, schoss aus spitzem Winkel. Nur knapp strich der Ball am langen Eck vorbei. Wenige Zentimeter fehlten und der Wunsch von Torsten Ziegner wäre in Erfüllung gegangen.
Der Coach wollte sich endlich mal über eine den Brustkorb erweiternde Führung seiner Mannschaft freuen. Bouhaddouz scheiterte per Kopfball in guter Position in der 29. Minute. Wenig später zielte Moritz Stoppelkamp aus bester Lage übers Tor. Dann war Bouhaddouz bei einem Konter über Marvin Bakalorz erneut zweiter Sieger gegen Torwart Arthur Lyska (35.). Die Zebras hätten nicht nur in Führung gehen können. Sie hätten in Führung gehen müssen. Ein Stürmer, ein Stürmer, ein Königreich für einen Stürmer!
MSV Duisburg kämpfte leidenschaftlich in Wiesbaden
Eine andere Bitte erfüllte die Formation ihrem Trainer. Die Meidericher waren mit ganzem Herzen bei der Sache und kämpften leidenschaftlich miteinander und füreinander. Rolf Feltscher rettete nach einem Senger-Fehler in höchster Not. Marvin Ajani warf sich in einen Nachschuss nach einem Konter. Mogultay eilte dem flinken Benedict Hollerbach bei einem Konter hinterher. Caspar Jander gewann am Boden liegend einen Zweikampf mit dem Kopf. Marvin Bakalorz grätschte alles und jeden weg.Die Hausherren machten viel Alarm, hatten nach 20 Minuten bereits sieben Ecken erwirtschaftet, wirklich torgefährlich waren sie nur einmal. Nach einem Fehler von Sebastian Mai setzte Bendict Hollerbach (23.) aus erstklassiger Lage den Ball am Tor vorbei. Alle weitere Zugluft atmete der Gast weg. Mit dem 0:0 zur Pause waren die Hausherren bestens bedient. Der Pausentee war dann aber mit Zielwasser versetzt. Trainer Ziegner brachte Kolja Pusch im offensiven Mittelfeld für Jonas Michelbrink. Eine kluge Tat, wie sie sich weisen sollte. Zunächst aber folgten die Meidericher der Idee: Man muss ja nicht alles selbst machen. Nach Vorarbeit von Bouhaddouz klopfte Moritz Stoppelkamp den Ball vors Tor. Keeper Lyska und Abwehrmann Halfdan Jacobsen (53.) stolperten den Ball gemeinsam über die Torlinie. Kaum hatte sich die Zebras genug gefreut, da legte Bouhaddouz für Kolja Pusch. Sein Schuss ging zunächst an die Latte. Den Abpraller köpfte Pusch (56.) selbst final über die Linie.
Die Entscheidung war das freilich nicht. Die Hausherren meldeten sich nach einer Stunde mit dem Abschlusstreffer durch Johannes Wurtz in Anschluss an einen Einwurf zurück. Der MSV-Coach verstärkte prompt die Defensive. Niclas Stierlin kam für Caspar Jander und Niklas Kölle für Marvin Ajani. Die Zebras löschten prompt das Strohfeuer Feuer der Wiesbadener. Nur einma musste Keeper Vincent Müller sein ganzes Können aufbieten, als er Wurtz (84.) bereits am Boden liegend den Ball von den Füßen stahl. Moritz Stoppelkamp kämmte schließlich mit seinem fein gezirkelten Ball zum 3:1 (89.) alle Sorgenfalten glatt. Die 700 mitgereisten MSV-Fans sangen ausdauernd und fröhlich. Sie hatten allen Grund.