Duisburg. Der MSV Duisburg präsentiert den Mitgliedern eine Vision und eine Bilanzverbesserung, die aber überwiegend auf Einmaleffekte zurückgeht.
Vor der Mitgliederversammlung des MSV Duisburg kamen am Mittwoch im Theater am Marientor zunächst die Selfie-Jäger auf ihre Kosten. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, seit vielen Jahren MSV-Mitglied, war zugegen und erfüllte zahlreiche Fotowünsche. Präsident Ingo Wald freute sich: So eine hochrangige Politikerin hat er auf einer Jahreshauptversammlung der Zebras auch noch nicht begrüßen können.
Der MSV Duisburg führte bei der Rückkehr auf die Theaterbühne am Marientor – im letzten Jahr war der Klub ins Flic-Flac-Zirkuszelt ausgewichen – das bekannte Stück auf: Die Geschichte eines Fußball-Vereins, der sich strecken muss, der um sein Überleben kämpft, der mit Wehmut an bessere Zeiten zurückdenkt in der Hoffnung, dass diese in irgendeiner Form in Folge eines sportlichen und wirtschaftlichen Aufstiegs wieder aufleben können.
Immerhin: Ingo Wald, Präsident des MSV Duisburg, ist guter Dinge, dass es in absehbarer Zeit nicht zur Aufführung eines Dramas kommen wird. Wenige Stunden vor Beginn der Versammlung erklärte der 64-Jährige im Rahmen einer Bilanzpressekonferenz, dass derzeit keine akute Insolvenzgefahr bestehe. Anfang des Jahres habe er noch deutlich schlechter geschlafen, wie er einräumte. Bekanntlich half da Investor Capelli dem MSV mit einer Finanzspritze durch eine Aufstockung seiner Anteile an der KGaA auf 41 Prozent aus der Patsche.
MSV Duisburg erzielt 12,1 Millionen Euro Überschuss
Den 322 anwesenden Mitgliedern präsentierte Wald am Abend eine Vision: Bis im Jahr 2025 soll der MSV wieder in der 2. Bundesliga spielen. Das Publikum reagierte zurückhaltend: Applaus blieb bei diesem Punkt aus, vereinzelt gab es Gelächter. Mannschaft und Trainer, die der Versammlung 90 Minuten lang beiwohnten, hörten aufmerksam zu. Bei der Aussprache merkte ein Mitglied später an, dass gemäß eines alten Planes der Aufstieg in dieser Saison fällig wäre. Visionen allein reichen also nicht.
Geschäftsführer Peter Mohnhaupt präsentierte den Mitgliedern Zahlen, die in wichtigen Positionen diesmal schwarz und nicht rot ausfielen. Demnach erwirtschaftete der MSV im Geschäftsjahr 2020/21 einen Überschuss in Höhe von 12,1 Millionen Euro. Dadurch konnte der Meister der Münze des MSV ein Minuszeichen löschen. Aus dem ehemals negativen Eigenkapital in Höhe von 6,1 Millionen Euro ist nun ein positives Eigenkapital geworden: Es liegt bei 8,7 Millionen Euro.
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Nun hat der MSV, dem am 30. Juni 2022 8638 Mitglieder angehörten, aber nicht plötzlich – und das auch noch während der Corona-Pandemie, die dem Klub mächtig zugesetzt hat, – ein Geschäftsmodell entwickelt, das Geld vom Himmel regnen lässt. Die deutliche Bilanzverbesserung geht zu einem großen Teil auf Maßnahmen zurück, die lediglich einen Einmaleffekt haben. Dazu zählen die Signing-Fee mit Vermarkter Sportfive und die Übertragung von Teilen der Vermarktungsrechte in eine Tochtergesellschaft.
Die Bonität des MSV Duisburg hat sich verbessert
Mohnhaupt sieht den MSV in der 3. Liga nicht grundsätzlich in seiner Existenz gefährdet. Der sofortige Aufstieg ist demnach nicht Pflicht. Vor der Versammlung sagte Peter Mohnhaupt dazu: „Beim Aufstieg gilt: je schneller, desto besser. Aber wir halten noch länger durch.“ Ingo Wald sagte am Abend vor den Mitgliedern: „Die 3. Liga ist eine Krisenliga. Es wird nie möglich sein, dort ein positives Ergebnis zu erzielen.“
Mit einem positiven Eigenkapital im Rücken sieht Ingo Wald den MSV Duisburg gegenüber Dritten nun deutlich besser aufgestellt. In den letzten Jahren entsprach die Bonität des MSV der eines Ramsch-Unternehmens. Peter Mohnhaupt berichtete am Mittwoch den Mitgliedern, dass Dienstleister nicht einmal das Vertrauen hatten, dass der MSV eine Rechnung in Höhe von 8,50 Euro bezahlen könne. Zumindest vorübergehend ist der Ruf des MSV nun besser.