Duisburg. Eine Niederlage mit Folgen: Nach dem 1:3 gegen BVB II braucht Drittligist MSV Duisburg für den Abstiegskampf einen neuen Sportdirektor.

Die 1:3 (1:1)-Heimniederlage des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg hat Folgen. Unmittelbar nach Abpfiff vor 5747 Zuschauern erklärte der seit Monaten bei den Fans umstrittene Sportdirektor Ivica Grlic seinen Rücktritt. MSV-Präsident Ingo Wald berichtete im Anschluss an die Pressekonferenz mit den beiden Trainern von der Entscheidung des 46-Jährigen, der seit 2011 Verantwortung für den sportlichen Bereich getragen hatte. Ingo Wald sagte „Wir haben den Rücktritt angenommen und Ivo Grlic von all seinen Aufgaben befreit.“

Auch der MSV-Präsident wirkt angeschlagen

Am Montag treffen sich die Führungsgremien des MSV Duisburg, um über das weitere Vorgehen im sportlichen Bereich zu diskutieren. Auf der Tagesordnung des Tabellensiebzehnten werde dann auch die Zukunft von Trainer Hagen Schmidt stehen, berichtete der MSV-Präsident. 13 Mitglieder haben Vorstand, Verwaltungsrat und Aufsichtsrat des MSV. Entscheidungen werden nach Darstellung des Präsidenten mehrheitlich getroffen. Wald, der sichtlich angeschlagen wirkte, sprach sich selbst für das Weiterarbeiten mit Hagen Schmidt aus.

Zur Kritik am Vorstand aus den Fankreisen verwies Ingo Wald darauf, dass die Mitglieder die Möglichkeit haben, eine außerordentliche Vorstandssitzung zu erzwingen. Dann könne über den Vorstand abgestimmt werden. Einen Rücktritt schloss er am Sonntag aus. „Ich hänge nicht zwingend an diesem Job. Letztendlich aber muss es auch eine vernünftige Weiterführung der Geschäfte geben. Wenn wir jetzt einfach so zurücktreten, dann wird man uns vorwerfen: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.“

Fans formulieren lautstark ihren Unmut

Die Situation war eskaliert, nachdem die Mannschaft in der zweiten Halbzeit der Partie gegen die Dortmunder Talente auf die Verliererstraße geriet. Moritz Stoppelkamp hatte in der achten Minute die Führung der Gäste per Foulelfmeter (3.) durch Taz ausgeglichen. Ein weiterer Strafstoß (51.) durch Taz und ein Konter, abgeschlossen von Njinmah (66.), entschieden die Partie. Es folgte erst entsetzte Stille. Zum Ende des Spiels forderten zahlreiche Zuschauer lautstark den Rauswurf des Sportdirektors. Der Unmut richtete sich ebenfalls gegen die Arbeit des Vorstands. Nach dem Spiel versammelten sich einige Fans friedlich vor dem Haupteingang der Schauinsland-Reisen-Arena.

Wald sagte über die Stimmung bei den Anhängern des Vereins: „Ich denke, dass der Druck auf Ivo in den vergangenen Wochen groß war. Es gab berechtigte Kritik, aber auch Kritik, die aus meiner Sicht nicht in Ordnung war, weil sie zu sehr ins Persönliche ging. Die Entscheidung stellt einen Schutz für ihn selbst und den Verein dar.“ Der Präsident dankte Ivica Grlic für seine Arbeit beim MSV und betonte: „Was man nicht vergessen darf: Er war eine der wesentlichen Mitstreiter, dass wir in Duisburg weiter Profifußball spielen können.“

Jetzt diskutiert der MSV über Trainer Hagen Schmidt

Wald räumte ein, dass in den vergangenen beiden Jahren der Erfolg hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Die Zebras stiegen 2019 aus der Zweiten Liga ab und verpassten danach als Tabellenvierter knapp den Wiederaufstieg. In der vergangenen Saison rettete sich der MSV knapp vor dem Abstieg. Dieses Jahr wollte man sich im Mittelfeld platzieren und rutschte erneut in den Keller. Seit dem Herbst 2020 mussten drei Trainer gehen. Jetzt diskutiert der MSV über Hagen Schmidt. Vier Heimniederlagen bei 7:18 Toren sorgen für Gesprächsbedarf.

Da hilft es wenig: dass sich gegen Dortmund II die auf sieben Positionen zum 3:6 vom Mittwoch gegen den VfL Osnabrück umbesetzte Mannschaft ehrgeizig und erfolgsorientiert präsentierte. „Der Matchplan ist sehr, sehr gut aufgegangen. Wir haben alles in die Waagschale geworfen. Es sollte aber leider nicht reichen“, sagte Kapitän Moritz Stoppelkamp. Der MSV war im Pech, als der Schiedsrichter vor dem Elfmeter (51) ein Foul an Marvin Knoll übersah. Moritz Stoppelkamp traf in der zweiten Halbzeit nur den Pfosten.

Hagen Schmidt stellte fest: „Meine Mannschaft hat eine wesentliche Steigerung zu den letzten Heimspielen gezeigt. Die Jungs haben bis zum Ende alles versucht. Wir werden den Kampf annehmen.“ Ob der Trainer zu diesem „Wir“ zählt, entscheidet sich am Montag. Ivica Grlic gehört dem Rettungskommando seit Sonntag nicht mehr an. Es endet eine Ära: Seit 2004, damals noch als Spieler, war der Mann, der zu den Legenden des Vereins gezählt wird, ein Zebra. Die Krise beim MSV hat eine neue Eskalationsstufe erreicht.