Duisburg. Letzte Chance Relegation: Sollte der MSV Duisburg den Zweitliga-Aufstieg verpassen, muss sich der Klub auf weitere Einsparungen einstellen.
Kurz vor Weihnachten sagte Ingo Wald, Präsident des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, den Satz, der das aktuelle Dilemma auf den Punkt bringt. „Wenn ich Erster bin, möchte ich nicht mehr Vierter werden“, erklärte der 62-Jährige damals. Nun ist der MSV nicht einmal mehr Vierter, die Zebras stehen auf Platz fünf und können – und das nur mit fremder Hilfe – lediglich auf die Relegation zur 2. Bundesliga gegen den 1. FC Nürnberg hoffen.
Sieg gegen Unterhaching benötigt
Um noch auf den vierten Platz, der zur Relegation reicht, da Spitzenreiter FC Bayern II nicht aufsteigen darf, zu springen, muss der MSV am Samstag (14 Uhr/Magenta Sport) sein Heimspiel gegen die Spielvereinigung Unterhaching gewinnen. Gleichzeitig darf der FC Ingolstadt nicht bei 1860 München siegen.
Der MSV, der die Tabelle vom 14. bis zum 32. Spieltag anführte, hat seine gute Ausgangsposition nach dem Re-Start der Liga ohne Not weggeworfen. In den zehn Spielen nach der Corona-Pause holten die Zebras nur zehn Punkte. Seit sechs Spielen ist das Team sieglos.
Aufstieg für den MSV: "Verdient hätten wir es"
Die sportliche Talfahrt ist nicht primär an der Corona-Pandemie festzumachen. Bereits nach der Winterpause bewegte sich der MSV im Krisenmodus und kassierte zwischenzeitlich drei Niederlagen in Folge. In den vergangenen Wochen kamen personelle Probleme hinzu. Den Ausfall von Außenverteidiger Joshua Bitter (Muskelriss) konnten die Duisburger dabei nicht kompensieren. Die Muskelverletzungen häuften sich, Trainer Torsten Lieberknecht, der die Dauerbelastung im Zuge des Saisonendspurtes als „kriminell“ bezeichnete, musste seine Mannschaft permanent umbauen.
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Mit dem späten Ausgleich des FC Bayern platzte am Mittwoch die Hoffnung der Duisburger, noch direkt in die 2. Bundesliga aufsteigen zu können. Lieberknecht hofft nun darauf, die Rückkehr über die Relegation zu erreichen. „Verdient hätten wir es“, sagt der 46-Jährige.
MSV nach Umbruch finanziell neu aufgestellt
Nach dem Zweitliga-Abstieg vor einem Jahr hatte der MSV einen personellen Umbruch mit Zugängen aus unteren Ligen vollzogen. Vor diesem Hintergrund wäre Platz fünf als Erfolg durchgegangen – wenn denn das Team nicht bereits die Türe zur 2. Bundesliga geöffnet hätte. In den vergangenen Wochen schlug es diese wieder zu.
Im Zuge des Umbruchs stellte sich der MSV finanziell neu auf. Dem Team um Präsident Ingo Wald gelang es, das strukturelle Minus im Drittliga-Betrieb von drei Millionen auf 1,2 Millionen Euro zu reduzieren. Damit nahm die Vereinsführung den Druck von der Mannschaft, sofort aufsteigen zu müssen.
Namenssponsor der Arena verlängert
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Doch dann kam Corona. Die Geisterspiele kosten den MSV rund 1,8 Millionen Euro, sodass das Minus wieder rund drei Millionen Euro betragen wird. „Wir brauchen jeden Cent, um liquide zu bleiben“, warnte Ingo Wald bereits im April. Immerhin: Das Touristik-Unternehmen Schauinsland-Reisen, seit 2010 Namensgeber der Duisburger Arena und selbst durch die Corona-Krise gebeutelt, verlängerte in dieser Woche seinen Vertrag um ein weiteres Jahr. Ob der Reise-Veranstalter auch Trikotsponsor bleibt, ist noch offen. Derweil kam ein positives Signal aus Berlin. Das vom Bundestag verabschiedete Überbrückungsprogramm für Sportvereine könnte auch dem MSV helfen.
Der Aufstieg über den Umweg der Relegation würde die finanzielle Situation nachhaltig entspannen. Sollten die Duisburger scheitern, wäre der Verein für einen neuen Versuch in der kommenden Saison bereit – wenn auch unter schwierigeren Bedingungen. Große Sprünge werden nicht möglich sein.
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Am Samstag geht es nicht nur um die letzte Aufstiegschance, sondern auch um den Einzug in den DFB-Pokal, der für den MSV in finanzieller Hinsicht wichtig wäre. Im Verbandspokal waren die Zebras beim Oberligisten SSVg Velbert gescheitert. Um das Ticket für den Pokalwettbewerb zu lösen, muss der MSV Tabellenplatz fünf verteidigen.