Bremen. Borussia Mönchengladbach leistete sich bei der 0:4-Klatsche in Bremen katastrophale Fehlpässe und Stellungsfehler. Trainer Lucien Favre faltete seine Spieler noch in der Kabine nach dem Spiel zusammen. „Wir vergessen momentan zu häufig zu verteidigen – und dafür bezahlen wir teuer“, erklärte er.

Lucien Favre eilt durch die Mixed Zone des Weserstadions in Bremen, greift sich jeden seiner Spieler, die niedergeschlagen den Journalisten Auskunft geben und verschwindet mit der Mannschaft in der Kabine. Gerade als Thorben Marx von „Panik“ bei gegnerischen Standardsituationen spricht, kommt die Ansage vom Trainer: Mitkommen. Auch Martin Stranzl, gerade im Interview mit einem Fernsehteam, wird von Pressesprecher Markus Aretz in die Kabine geholt. Nach der 0:4-Klatsche bei Werder herrscht dicke Luft bei Borussia Mönchengladbach. Binnen drei Woche kassieren die Fohlen 13 Gegentore und der 2:0-Sieg gegen Frankfurt vor der Länderspielpause muss damit als Ausrutscher nach oben gewertet werden.

Eberl spricht von „Kopflosigkeit“ und „Sorglosigkeit“

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Über 20 Minuten lässt sich kein Gladbacher mehr bei der Presse sehen. Nur Sportdirektor Max Eberl steht Rede und Antwort. Eine wirkliche Erklärung will dem ehemaligen Abwehrspieler für die katastrophale Defensivleistung seiner Mannschaft aber auch nicht einfallen. Eberl spricht von „Kopflosigkeit“ und „Sorglosigkeit“ und prangert die fehlenden Tugenden, die Kompaktheit und den Defensivgeist des Teams an.

Das Spiel ist schnell zusammengefasst: Nach einer halben Stunde auf Augenhöhe mit den allenfalls durchschnittlichen Bremern, brach der Europapokal-Teilnehmer ein, leistet sich katastrophale Fehlpässe. Stellungsfehler und Auflösungserscheinungen machten sich breit. „Die Basis zum Erfolg ist Kompaktheit und mannschaftliche Geschlossenheit, aber offensichtlich ist das noch nicht bei allen angekommen“, ärgerte sich Stranzl in dem kurzen TV-Interview, Zwei Attribute, die Gladbach nach Europa und in die Spitzentruppe der Bundesliga katapultierte.

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Spielte die Borussia vor einem Jahr noch wie im Rausch, befindet sie sich in dieser Saison fast hilflos in einer fast kritischen Abwärtssprirale. „Wir müssen alle wissen, dass es jetzt gefährlich werden kann“, mahnte Kapitän Filip Daems und Eberl ergänzte: „Wir sollten uns jetzt mit so vielen Gegentreffern, wie auch in Dortmund, nicht in eine Situation bringen, in der auch die Tordifferenz irgendwann einen Punkt bedeuten kann.“ Die Tendenz bei Borussia Mönchengladbach ist heikel. Bei den Fohlen steht schon nach acht Spieltagen Abstiegskampf auf der Agenda. Auch wenn dieses Wort noch keiner in den Mund nehmen wollte.

Gladbachs Trainer Favre wirkte gefasst und ruhig

Auch nicht der Trainer, der auf der Pressekonferenz nicht konsterniert, sondern gefasst und ruhig wirkte. „Wir vergessen momentan zu häufig zu verteidigen – und dafür bezahlen wir teuer“, erklärte der Schweizer. In dieser Woche müsse er viele Gespräche führen. Die Kabinenpredigt, die natürlich intern bleib, reichte ihm offenbar nicht. „Man kann den Trainer verstehen“, erzählte Torwart Marc-André ter Stegen kurz bevor er im Mannschaftsbus verschwand, „er hat uns einige Takte zum Spiel gesagt hat. Ich hoffe“, so der Nationaltorwart und korrigierte sich direkt: „Ich denke, dass das alle verstanden haben.“

Am Donnerstag empfängt Mönchengladbach den Tabellenzweiten der französischen Ligue 1. Die Borussia hat „gegen Olympique Marseille nichts mehr zu verlieren" (Eberl). Man müsse „alles in die Waagschale werfen, um das Spiel positiv zu gestalten“ – sonst droht die nächste Kabinenpredigt von Trainer Lucien Favre.