Bremen. Während sich die komplette Mannschaft von Borussia Mönchengladbach nach dem 0:4 in Bremen eine Kabinenpredigt von Trainer Lucien Favre anhören musste, versuchte Sportdirektor Max Eberl die haarsträubenden Fehler zu erklären. Ein Interview.

Herr Eberl, Ihre Mannschaft verliert 0:4 in Bremen. Die Analyse der Partie fällt deshalb relativ leicht, oder?

Max Eberl: Das 4:0 spiegelt unsere Problematik wieder. Wir machen 30 Minuten ein gutes Auswärtsspiel, wie in Dortmund auch, mit dem Unterschied, dass wir heute bis dahin drei gute Torchancen hatten, unter anderem den Lattenschuss von Havard Nordtveit. Dann kassieren wir einen Treffer und man hat direkt das Gefühl, dass die Kopflosigkeit einsetzt, nach dem Motto: 'Wir müssen jetzt sofort den Ausgleich erzielen, das Ergebnis egalisieren.' Und in dieser Kopflosigkeit fressen wir dann eine halbe Minute vor der Halbzeitpause das 2:0. Damit wird es auswärts ein Stück weit schwerer.

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Auch nach der Pause offenbarte Gladbach folgenschwere Fehler in der Defensive.

Eberl: Auch im zweiten Abschnitt spielen wir mit und man merkt, Bremen ist noch nicht so sicher, und dann steht es 3:0 und wieder durch Sorglosigkeit dann 4:0 und dann hätten wir noch ein, zwei Tore mehr kassieren können. Das ist bitter. Mann kann 1:0 auswärts verlieren, das ist überhaupt kein Problem, aber wir sollten uns jetzt mit so vielen Gegentreffern wie auch in Dortmund nicht in eine Situation bringen, wo auch die Tordifferenz irgendwann ein Punkt bedeuten kann.

Wie kann man diese „Kopflosigkeit“ erklären?

Eberl: Wir sind im Kopf nicht so stabil. Anders als zu Saisonbeginn. Wir haben die Stabilität im Kopf verloren. Gegen Frankfurt haben wir diese mit sehr viel Herz, mit sehr viel Engagement wiedergefunden. Aber wir sind noch nicht so stabil und erklären kann ich das nicht.

Aber es muss doch einen Lösungsansatz geben.

Eberl: Die Jungs müssen jetzt an sich arbeiten und müssen an die guten, die positiven Erlebnisse erinnern. Man darf sich von Negativerlebnissen nicht so runterziehen lassen und muss gemeinsam da rauskommen. Wenn einer einen Fehler macht – und das wird jetzt öfter vorkommen – muss ein anderer da sein und ihm helfen.

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Ist die Borussia in dieser Saison einfach zu jung und unerfahren?

Eberl: Nein, das hat nichts mit einer unerfahrenen oder jungen Mannschaft zu tun. Martin Stranzl, Filip Daems, Thorben Marx oder Juan Arango haben wir Spieler auf dem Platz, die nicht total unerfahren sind. Das hat einfach mit dem zu offensiven Denken zu tun.

Tut Ihnen persönlich Ihr Torwart Marc-André ter Stegen leid, der schon wieder vier Mal den Ball aus dem Netz holen musste?

Eberl: Was heißt, ‚tut mir Marc leid‘? Wir sind eine Mannschaft und elf Spieler stehen auf dem Platz. Genau dort können sie es selbst richtigen, gemeinschaftlich. Mitleid braucht jetzt keiner.

In der Europa League kommt am Donnerstag Olympique Marseille (21.05 Uhr, live im DerWesten-Ticker) in den Borussia-Park…

Eberl: Am Donnerstag haben wir gegen den französischen Tabellenführer nichts mehr zu verlieren. Wir müssen alles in die Waagschale werfen, um das Spiel positiv zu gestalten.