Mönchengladbach. Das BVB-Spiel gegen Stuttgart steht im Zeichen des 50. Westfalenstadion-Geburtstags. Gladbachs Oliver Neuville erzielte dort ein besonderes Tor.

Die gesamte Szene ist ein Stück deutsche Fußball-Geschichte. Bernd Schneider spielt einen Pass auf die rechte Seite in die Tiefe. David Odonkor erläuft den Ball, flankt nach seinem Sprint direkt in den Strafraum. Dort lauert Oliver Neuville, der den beiden gegnerischen Innenverteidigern entwischt. Am kurzen Pfosten grätscht er die Kugel mit der Sohle ins Tor. „Nach dem Tor ist das Stadion explodiert“, erinnert sich Neuville im Gespräch mit dieser Redaktion. „Es war in dem Moment so laut, wie es nie wieder erlebt habe.“ Der Treffer in der Nachspielzeit bedeutet am 14. Juni 2006 den 1:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft im zweiten WM-Gruppenspiel gegen Polen. „In dieser Nacht“, sagt Neuville, „hat tatsächlich das Sommermärchen in Deutschland begonnen.“

Das Westfalenstadion, das am vergangenen Dienstag genau 50 Jahre alt wurde, markierte als Ort den Startpunkt dieser besonderen Geschichte, in der die DFB-Auswahl bei der Heim-Weltmeisterschaft den dritten Platz belegte. Neuville, der damals noch für Borussia Mönchengladbach stürmte und bei den Fohlen seit 2019 als Assistenztrainer der Profis arbeitet, schwärmt von dem Fußball-Tempel in Dortmund: „Für mich ist es mit das schönste Stadion Deutschlands.“

Das Heimspiel des BVB gegen den VfB Stuttgart am Samstag (18.30 Uhr/Sky) steht nun ganz im Zeichen des runden Geburtstags am 2. April. Die Dortmunder Profis werden in einem Sondertrikot auflaufen, die Fans eine große Choreografie präsentieren. Neuville war während seiner Karriere nicht nur mit Gladbach, sondern auch mit Bayer Leverkusen und Hansa Rostock im Stadion der anderen Dortmunder Borussia zu Gast. „Diese gelbe Wand mit 25.000 Fans ist beeindruckend“, sagt der 50-Jährige. „Mit knapp 82.000 Fans insgesamt ist die Akustik mit dieser Lautstärke sehr imposant.“

Ein Stadion mit BVB- und DFB-Geschichte

Das Stadion war zur Heim-WM 1974 errichtet worden, damals fasste es noch 54.000 Zuschauer. Seine Geschichte ist also nicht nur mit dem BVB, sondern auch dem DFB und großen Turnieren verbunden. Beim Spiel gegen Polen habe „eine unglaubliche Stimmung“ im Stadion geherrscht, sagt Neuville: „Die Atmosphäre war überragend.“ Der Treffer hob seine Gefühlswelt dann auf eine neue Stufe: „Das waren Emotionen pur. Michael Ballack ist auf mich gesprungen. Er ist sehr kräftig, aber in dem Moment habe ich gar nicht gespürt, dass er auf meinem Rücken war. Er hat sich sehr leicht angefühlt in diesem Moment.“

Schwere Momente hingegen erlebte die deutsche Mannschaft im Westfalenstadion am 4. Juli 2006: Durch das 0:2 gegen Italien nach Verlängerung verpasste sie dort das Finale. Auch bei der anstehenden Heim-EM (14. Juni bis 14. Juli) ist Dortmund nun wieder einer der zehn Spielorte. Dort wird auch ein Achtelfinale sowie eines der beiden Halbfinal-Spiele ausgetragen; eine Partie davon könnte mit deutscher Beteiligung sein. Neuville lobt das aktuelle DFB-Team: „Die Mannschaft hat viel Qualität. Die letzten beiden Länderspiele mit den Siegen gegen Frankreich und die Niederlande waren sehr positiv. Die Mannschaft hat auf eine beeindruckende Art und Weise Fußball gespielt. Ich traue ihr sehr viel zu bei der EM.“