Dortmund. Borussia Dortmunds neuer Sport-Geschäftsführer werkelte bisher im Hintergrund. Doch er passt genau zur alten neuen BVB-Philosophie.
Lars Rickens Geschichte ist eine besondere, sie geht so: In den 1980er-Jahren begann seine Zuneigung für Borussia Dortmund. Er stand auf der Südtribüne und jubelte seinem Idol Marcel Raducanu zu. Dann wurde er selbst Profi, schoss den BVB zum Champions-League-Sieg und gewann drei Deutsche Meisterschaften. Ricken ging nie weg, sondern wurde nach seiner Karriere Funktionär im Nachwuchsleistungszentrum. Nun wird er den Klub als Geschäftsführer maßgeblich prägen. So ein Werdegang lässt Fan-Herzen schneller schlagen.
Auch interessant
Die Beförderung kam auf den ersten Blick überraschend. Bisher ist Ricken nicht als Lautsprecher aufgefallen, mit der Nachfolge Hans-Joachim Watzkes hatte ja vor allem Sportdirektor Sebastian Kehl geliebäugelt und dies forsch kommuniziert, was nicht allen im Klub gefiel. Ricken werkelte in der Vereins-Hierarchie in zweiter Reihe, hielt sich qua Amt im Hintergrund, konnte ohne den großen Druck von außen seine Arbeit im Jugendbereich verrichten. Diese aber – und das macht Rickens Berufung dann gar nicht mehr so verwunderlich – erledigte der 47-Jährige in führender Position außergewöhnlich gut. Zahlreiche Talente schafften den Sprung in den Profi-Bereich. Nicht alle freilich beim BVB, aber das ist längst kein Makel, denn welcher Spitzenklub aus Europas Top 8 kann schon von sich behaupten, jedes Jahr ein, zwei Junioren in die erste Mannschaft zu integrieren?
BVB: Lars Ricken steht für die alte neue BVB-Philosophie
Ricken kennt die Strukturen der administrativen Arbeit, den BVB an sich ja sowieso schon seit Ewigkeiten. Und er passt wie der neue Kaderplaner Sven Mislintat zur alten, neuen schwarz-gelben Philosophie, auf Talente zu setzen.
Das sprach am Ende für ihn. Doch auch Ricken wird sich an den Druck, den der neue Job mit sich bringt, gewöhnen müssen. Wenn jedes seiner Worte unter dem Brennglas der Öffentlichkeit seziert wird, wenn er mögliche Krisen moderieren muss. Weil seine Entscheidungen nun börsenkurs-relevant sind. Als Chef in der ersten Reihe muss sich Ricken erst noch beweisen.