Dortmund. Borussia Dortmunds Trainer gibt sich vor der Partie selbstbewusst. Doch schon zweimal in dieser Saison hat Stuttgart sein Team düpiert.
Man spürt, dass sich etwas verändert hat bei Borussia Dortmund in diesen Tagen. Edin Terzic präsentiert sich lässig, lächelt häufiger als noch vor ein paar Wochen, als auch sein eigener Job auf der Kippe stand. Das war schon am Samstagabend so, als der BVB in München gewann (2:0). Und auch am Donnerstag, als es um das anstehende Bundesliga-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart an diesem Samstag (18.30 Uhr/Sky) ging. „Wir haben genug Argumente gesammelt, um sehr selbstbewusst aufzutreten“, sagte der 41-Jährige und nannte zudem eine Tatsache, die etwas schmerzt, wenn man es gut mit den Dortmundern hält: „Irgendwie macht das schon ein bisschen wütend, wenn man sieht, was möglich gewesen wäre, wenn wir das Gesicht, das wir in München und der Champions League gezeigt haben, häufiger gezeigt hätten.“
Vermutlich hätte es dazu gereicht, zumindest vor den Stuttgartern in der Tabelle zu stehen, was die Leistung des VfB in keiner Weise schmälern sollte. Im Gegenteil: In dieser Saison dient er als Blaupause für viele Klubs, auch für den BVB.
BVB-Gegner VfB Stuttgart ist zweimal abgestiegen
Die Schwaben legten zuletzt ja eine erstaunliche Entwicklung hin. Zweimal in Serie kratzten sie am Tor zur Zweiten Liga. Wataru Endo, heute Stammspieler beim FC Liverpool, rettete den Klub am letzten Spieltag der Saison 2021/22 in der Nachspielzeit. Ein Jahr später musste Stuttgart in der Relegation gegen den Hamburger SV nachsitzen – mit dem glücklicheren Ende. Zwei Spielzeiten verbrachte der Meister von 2007 seit 2016 in der Zweitklassigkeit, nur zweimal schaffte er es unter die ersten Neun in der Ersten Liga. Sonst: Abstiegskampf. Der VfB schien ein Pendler zwischen den Welten zu werden.
Nun träumt man am Neckar plötzlich von den Klängen der Champions-League-Hymne. 57 Punkte, Platz 3. „Das hat nichts mit Glück, sondern richtig guter Arbeit, richtig guten Entscheidungen zu tun“, betonte Terzic anerkennend.
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Belege dafür findet man auf so gut wie jeder Position. Alexander Nübel (27) wurde mal von Bayern München geholt, dort aber für (noch) nicht gut genug befunden, Manuel Neuer abzulösen. Der VfB schlug zu und hat nun einen überdurchschnittlich guten Keeper. Linksverteidiger Maxi Mittelstädt (27) ist vor einem guten Jahr noch mit Hertha BSC abgestiegen und nun mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar bei der Europameisterschaft gesetzt. Gute Chancen auf einen Platz im EM-Kader hat auch der in Dortmund gelbgesperrte Innenverteidiger Waldemar Anton (27).
BVB: Ex-Dortmunder Chris Führich sticht bei VfB Stuttgart heraus
Chris Führich tingelte durch Nachwuchsleistungszentren, auch durch das des BVB, und musste sich „häufig anhören, dass es für dich eng werden kann“, weiß Terzic, der mit dem 26-Jährigen kurze Zeit in der U16 gearbeitet hat. „Er hat fleißig weitergearbeitet. Diese Fähigkeiten am Ball, die Kreativität, das Beschleunigen mit dem ersten Kontakt – das war damals schon erkennbar.“ Auch Führich spielt in Nagelsmanns Planungen eine wichtige Rolle.
Und vorne treffen Serhou Guirassy (28), einst beim 1. FC Köln durchgefallen, und Deniz Undav (27), vor einiger Zeit noch Drittliga-Profi beim SV Meppen, wie sie wollen. Angeleitet von Trainer Sebastian Hoeneß (41), der seiner Mannschaft eine klare Struktur, aber gleichzeitig offensiven Freigeist eingehaucht hat und seine Profis individuell verbessert hat. „So ist das Ganze gewachsen mit guten Ideen, mit sehr viel Disziplin, mit sehr viel Flexibilität. Und dann kommt irgendwann das Selbstvertrauen hinzu“, sagt Terzic, und seine Mannschaft hat das bitter erfahren müssen: Sowohl im Achtelfinale des DFB-Pokals (0:2) als auch im Bundesliga-Hinspiel (1:2) waren die Dortmunder chancenlos.
BVB: Kritik an Edin Terzic war schon mal größer
Insbesondere die Art und Weise wie sich der BVB im Pokalspiel präsentiert hatte, hat für den BVB-Trainer unangenehme Fragen aufgeworfen. Denn während Dortmunds Coach in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 stets um Geduld bat, erklären musste, warum die fußballerische Finesse bei seinem Team noch fehlte und die Königsklassen-Qualifikation wider Erwarten zum Kraftakt wird, zeigten die Stuttgarter, wie es so viel besser geht: in Windeseile, mit ansehnlichem Fußball, mit deutlich geringerem Budget. Natürlich kam ihnen zugute, dass ihnen der Kraftakt in drei Wettbewerben erspart blieb.
Nun hat sich die Lage aus Sicht des BVB und Trainer Terzic verändert. Das Team hat sich berappelt, Terzics Position ist wieder gefestigter, auch wenn seine Zukunft maßgeblich vom Saisonausgang abhängig ist. Ein paar Rechnungen aber, die sind noch offen.
„Wir wollen ihnen das schwerste Spiel dieser Saison hier in Dortmund bereiten“, so Terzic. „Wir wollen ihnen zeigen, wozu wir in der Lage sind – das haben sie in dieser Saison noch nicht gesehen.“