Dortmund. Stürmer Paris Brunner wird volljährig. Borussia Dortmund muss eine schwierige Entscheidung über dessen Zukunft treffen.
An diesem Donnerstag wird sich im Leben von Paris Brunner einiges verändern. Er darf ab jetzt Auto fahren, er darf demnächst bei Bundestagswahlen sein Kreuzchen setzen. Vor allem dürfte er an seinem 18. Geburtstag einen Profivertrag bei Borussia Dortmund unterschreiben, um auch nach dem Sommer 2025 im Erwachsenenbereich Tore schießen zu können.
„Wir wissen um die Fähigkeiten von Paris, er ist einige Jahre schon bei uns“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl kürzlich. „Natürlich versuchen wir auf diesem Weg fortzuschreiten. Die Gespräche laufen in einem sehr, sehr guten Rahmen. Wie sie am Ende ausgehen, kann ich heute nicht sagen. Das wird die Zeit zeigen.“ Nach Informationen dieser Redaktion zeigt die Tendenz dahin, dass Brunner auch nach Ende seines Fördervertrages im kommenden Jahr für Dortmund spielen wird. Noch aber gibt es keine Einigung, beide Seiten feilschen um die finanziellen Konditionen sowie die sportliche Perspektive.
BVB: Paris Brunner sorgte für viel Aufsehen
Für den BVB ist die Personalie Brunner eine schwierig zu moderierende. Der Angreifer zählt zu den größten Talenten im deutschen Fußball und wurde dafür mit der goldenen Fritz-Walter-Medaille im Bereich U17 belohnt. Im vergangenen Jahr führte er die Nachwuchs-Nationalmannschaft zum Weltmeister- und Europameistertitel, nach beiden Turnieren wurde er als wertvollster Spieler ausgezeichnet. Für Dortmunds Jugendteams legte Brunner formidable Quoten auf, in zwölf U19-Partien gelangen ihm 13 Tore. Zuletzt hat Youssoufa Moukoko, der mit 16 in der Bundesliga für den BVB debütierte, im deutschen Jugendbereich so sehr für Furore gesorgt.
Und natürlich hat der Teenager damit auch das Aufsehen diverser Spitzenklubs erregt, wenngleich sein Vater Norbert Brunner, der Paris berät, entschieden dementierte, er sei schon für Verhandlungen nach Italien gereist. Klar ist aber, dass Brunner in den Gesprächen mit dem BVB eine exzellente Position innehat. Für Dortmund hingegen wäre ein ablösefreier Abgang im Sommer 2025 ein schmerzhafter Verlust. Denn der wäre ja möglich, falls Brunner bis dahin keinen Profivertrag unterschrieben haben sollte. Eine Klausel, die seinen Fördervertrag automatisch umwandelt, gibt es nicht. So hatte es der BVB zuletzt etwa mit Moukoko oder Giovanni Reyna (21) gehandhabt.
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BVB: Paris Brunner noch nicht so weit wie Youssoufa Moukoko
Andererseits sind durchaus Bedenken angebracht. Anders als Moukoko, der als 18-Jähriger schon mit zur Weltmeisterschaft in Katar flog, ist Brunner noch weit weg von Einsätzen im Profi-Kader, in dem in Person von Moukoko, Niclas Füllkrug (31) und Sebastien Haller (29) drei prominente Angreifer noch bis 2026 an den Klub gebunden sind. Brunner müsste sich erheblich steigern, um einen aus dem Trio zu verdrängen. Im Januar durfte Brunner schon mal mit ins Trainingslager nach Marbella reisen, konnte sich da im allerdings nicht aufdrängen – im Gegenteil.
Brunner irritierte auf dem Platz, weil er in den Einheiten nicht den Tatendrang, den Lernwillen zeigte, den man sich von einem aufstrebenden Talent erhofft. Dass er in Spanien einmal nach der vereinbarten Uhrzeit noch außerhalb seines Zimmers erwischt wurde, kann einem 17-Jährigen auf einer Klassenfahrt passieren, sollte sich aber kein künftiger Profifußballer leisten. Besonders Brunner nicht, der schon im Oktober aus disziplinarischen Gründen suspendiert worden war und nur mit zur WM reisen durfte, weil ihn der BVB begnadigte. „Die Titel bei der EM und WM dürfen ihn nicht dazu verleiten, sich darauf auszuruhen“, mahnte deshalb Bundestrainer Christian Wück. „Die werden ihn beim BVB nicht weiterbringen, wenn er nicht auch künftig seine Leistung zeigt und sich an Regeln hält.“ Dies ist auch ein Hauptthema in den gegenwärtigen Gesprächen mit dem Klub.
BVB stellt sich hinter Paris Brunner
Auf Basis dieser Gemengelage müssen die Dortmunder Verantwortlichen nun entscheiden, wie weit der Verein den Brunners entgegenkommen kann. Ob sich der Spieler beim BVB durchsetzen oder der Klub ihn durch eine Verlängerung für gutes Geld verkaufen wird, ist ein andere Geschichte. Bisher hat der BVB seinem Angriffs-Talent öffentlich den Rücken gestärkt, etwa den Marbella-Vorfall heruntergespielt. Am Freitag betonte Kehl, dass er „den jungen auch mal in Schutz nehmen möchte. Denn was über ihn teilweise geschrieben und über ihn erzählt wurde, ist so nicht richtig. Ich glaube, wir sollte ein bisschen aufpassen. Er ist 17 Jahre alt“. Mit der Volljährigkeit jedoch erhält man nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten.