Köln. Zwei Siege, 7:0 Tore. Der BVB ist perfekt aus der Winterpause gekommen. Wo Dortmund wirklich steht, ist noch nicht ersichtlichtlich.
Auf der Suche nach Indizien für den erhofften Stimmungswechsel bei Borussia Dortmund war man am Samstagnachmittag recht schnell bei Gregor Kobel angelangt. Der Schweizer, eigentlich von Natur aus recht entspannt unterwegs, erschien noch ein wenig gelöster in der Interviewzone des Stadions in Köln-Müngersdorf und spielte mit Klischees. Kobel war einer von ein paar Dortmunder Profis, die den Platz vor dem Gästeblock von den Schoko-Münzen befreiten, die Fans als Protestform gegen den Investoreneinstieg bei der Deutschen Fußball-Liga auf den Rasen geworfen hatten.
Anders als VfL Bochums Takuma Asano vor der Winterpause verzichteten die Spieler auf eine kleine Nascherei. „Als Schweizer war ich kurz in Versuchung“, kommentierte Kobel und lachte. Der 26-Jährige kam allerdings schnell zum Entschluss, dass die Bilder möglicherweise in die falsche Richtung interpretiert worden wären. Mit Überheblichkeit wollen sie in Dortmund auch sportlich nicht in Verbindung gebracht werden. „Wir sind noch nicht da angekommen, wo wir gern wären“, mahnte Kobel, konnte sich jedoch auch nicht der Erkenntnis erwehren, dass der BVB im Januar bislang „resultatmäßig überragend“ unterwegs ist.
BVB: Sportdirektor Kehl lobt Stabilität und Qualität
Das 4:0 (1:0) beim 1. FC Köln durch Tore von Donyell Malen (12./61.), Niclas Füllkrug (58./Foulelfmeter) und Youssoufa Moukoko (90.+2) war der zweite deutliche Erfolg nach dem 3:0 in Darmstadt. „Wir haben heute wieder einen Schritt nach vorn gemacht“, lobte Sportdirektor Sebastian Kehl. „Ich glaube, dass die Mannschaft noch stärker wird. Aber die Stabilität, auch die fußballerische Qualität, die man in vielen Phasen gesehen hat – das sieht doch deutlich besser aus. Mit der Entwicklung können wir zufrieden sein.“
Mit der zum Rückrundenauftakt auf dem Rasen, jedoch auch mit der Verschiebung in der Tabelle. Weil RB Leipzig und der VfB Stuttgart ins neue Jahr stolperten, ist der BVB nun punktgleich mit den Sachsen, die auf dem ersten Champions-League-Platz liegen. Die Stuttgarter sind für den BVB vor dem Revierderby gegen Bochum am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) bloß noch einen Zähler entfernt. Dass die Dortmunder so schnell aufschließen werden, war mit Blick auf ihre tiefe Vorweihnachtsdepression eher nicht zu erwarten gewesen. Andererseits: Darmstadt und Köln sollten nicht die Kragenweite sein, die schweren Brocken kommen erst noch.
+++ BVB: Maatsen überzeugt als Spielmacher - die Noten für das Köln-Spiel +++
Trotzdem war man beim BVB vor allem stolz darauf, dass nach dem äußerst wackeligen zweiten Halbjahr 2023 nun zweimal die Null gehalten hat. Kobel führte die gute defensive Leistung in Abwesenheit von Abwehrchef Mats Hummels (35, Infekt) auf „eine sehr gute Einstellung, was das Verteidigen betrifft“ zurück. Auch Füllkrug, als Mittelstürmer eher auf der anderen Seite des Platzes zu finden, fand lobende Worte: „Heute haben wir so gut wie gar nichts zugelassen. Ich finde, wir haben sehr stabil als Mannschaft gestanden.“
BVB: Winterzugang Ian Maatsen sticht hervor
Dabei half wie schon in Darmstadt eine Menge individueller Qualität. Der zweifache Torschütze Malen kommt wieder besser in Form. Jadon Sancho erdribbelte sich einen Foulelfmeter-Pfiff und bringt, ohne herauszuragen, das gewisse Etwas herein. „Wenn Jadon jetzt noch zwei, drei Spiele bekommt, ist er fast Scorergarant. Das ist schon extrem“, sagte Füllkrug, der zudem auf die Breite im Kader hinwies. „Deswegen fühle ich mich momentan sehr gut in der Mannschaft, wir sind gut aufgestellt für die Rückrunde.“
Was auch am zweiten Winter-Zugang neben Sancho, Ian Maatsen, liegt. Der Linksverteidiger verwandelte sich in Köln im Spielaufbau in einen zentralen Mittelfeldspieler und gab seinem Landsmann Malen einen „herausragenden Assist“, wie es Trainer Edin Terzic beschrieb: Der 21-Jährige eroberte den Ball zurück und schlug dann einen Diagonalball exakt in Malens Lauf, der zum 3:0 einschob.
Szenen individueller Qualität wie diese halfen auch dabei, bekannte Schwächen zu kaschieren. „Wie können wir noch dominanter und spielsicherer auftreten, sodass wir die Gegner gar nicht mehr ins Spiel zurückholen kurz nach der Halbzeit“, benannte Kobel die Aufgaben für die Zukunft. Nach Wiederanpfiff nämlich hatte Jan Thielmann BVB-Debütant Hendry Blank düpiert, konnte aber Kobel nicht schlagen. Und fünf Minuten später zirkelte Linton Maina einen Schuss an den Pfosten, Rasmus Carstensen traf im Nachschuss das leere Tor nicht. Auch in Darmstadt hatte Kobel den zwischenzeitlichen Ausgleich verhindert. Wäre ein verunsicherter BVB selbst gegen unterlegene Gegner doch wieder ins Wanken geraten? Darüber brauchte sich am Samstag in Köln niemand mehr Gedanken zu machen.