Essen. Borussia Dortmund und Schalke 04 erlebten einen bitteren letzten Spieltag. Doch eine Schlammschlacht gab es danach nur beim Triumphator.
Gleich zwei Klubs aus dem Ruhrgebiet haben in diesem Bundesliga-Finale geradezu beispielhaft vorgeführt, was gar nicht so einfach ist: in Würde zu scheitern. Borussia Dortmunds Meisterträume etwa zerschellten auf geradezu tragische Weise an Mainz 05, was natürlich neben Enttäuschung und Entsetzen auch eine Menge Frust auf den Tribünen erzeugte. Der aber wurde nicht an den Spielern ausgelassen, es gab keine Pfiffe, keine Schmähungen, keine Beschimpfungen. Stattdessen aufmunternde Gesänge und viel warmen Applaus – das Publikum tat sein Bestes, seine gestrauchelten Helden wieder aufzurichten. Die Bande zwischen Mannschaft, Trainer und Publikum, in den vergangenen Jahren schonmal arg strapaziert, ist absolut intakt.
Auch auf Schalke gab es Zuspruch, Aufmunterung und Anerkennung
Ähnliches gilt für den FC Schalke. Gut zwei Jahre ist es erst her, da wurden Spieler nach dem besiegelten Abstieg um den Arenaring gejagt. Jetzt steht der nächste Abstieg fest – doch auch für die Königsblauen gab es vom eigenen Anhang vor allem: Zuspruch, Aufmunterung, sogar Anerkennung. Die Fans honorierten, dass hier eine Mannschaft im Rahmen ihrer anerkanntermaßen beschränkten Möglichkeiten alles aus sich herausholt. Dass das am Ende eben nicht reichte, tat weh, wurde den Spielern aber nicht zum Vorwurf gemacht. Auf Schalke ist wieder eine echte Einheit entstanden.
Das Gegenteil ist beim FC Bayern zu beobachten, der zwar doch noch irgendwie zur elften Meisterschaft in Serie stolperte, aber dennoch Klubboss Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic an die Luft setzt – und der sich nun auch noch eine veritable Schlammschlacht mit seiner Klublegende Kahn liefert. Sich im Moment des Erfolgs derart zu zerlegen, das muss man erst einmal schaffen.
Vielleicht stehen die Revierklubs sich mit der Gefühlsduselei selbst im Weg
Während in Dortmund und bei den Schalkern große Gefühle durchs Stadion schwappten, wehte aus München ein scharfer Wind der Gnadenlosigkeit herüber. Vielleicht braucht es ja genau das auch, diese menschliche Kälte, um den maximalen Erfolg zu erreichen. Vielleicht stehen sich die Revierklubs mit ihrer Gefühlsduselei hier und da eher selbst im Weg. Mag alles sein – es muss ja jeder Verantwortliche und jeder Fan selbst wissen, was ihm wichtig ist, welcher Weg und welche Haltung ihn eher anspricht.