Gelsenkirchen. Joel Matip lebt wieder in Gelsenkirchen. Kommt es zu einem Comeback in der Profimannschaft des FC Schalke 04? Ein Faktencheck.
Es gibt eine Nachricht rund um den FC Schalke 04 in den vergangenen Tagen, die für Furore sorgte, obwohl es nicht um den neuen Trainer, den Ex-Trainer, den Interimstrainer, den Ex-Sportdirektor, den möglichen Nachfolger, den Aufstieg 2026 oder, oder, oder ging. Eine Nachricht, die das königsblaue Herz erwärmte und zum Träumen anregte: Joel Matip, inzwischen 33 Jahre alt, ist mit seiner Familie nach Gelsenkirchen zurückgekehrt und gehört beim SSV Buer zum Team des „SSV-Kindergarten“. Matip hatte einen Verein für seinen Sohn gesucht und seine Hilfe angeboten. Die Fans der Königsblauen träumten sofort: Ist ein Comeback des aktuell vereinslosen Matip als Profi denkbar? Bild berichtet von einem „Geheim-Plan“ für Matips Comeback, im Winter 2024/2025 würde Schalke darauf hoffen, dass Matip wieder Lust auf Fußball bekommt. Matip-Comeback - nur ein Traum oder doch Realität? Wir machen den Faktencheck.
Joel Matip mit 18: Torerfolg beim Bundesliga-Debüt für Schalke
Matip ist ein Junge des Ruhrgebiets - geboren und aufgewachsen in Bochum, seine ersten Stationen waren der SC Weitmar 45 und der VfL Bochum. Im Jahr 2000, als Neunjähriger, wechselte er die Stadt und trug fortan das Trikot der Königsblauen. Sein Talent fiel schnell auf - er war gerade 18 Jahre alt geworden, als er sein Bundesliga-Debüt feierte. Er erzielte gegen den FC Bayern direkt sein erstes Bundesligator. Er erarbeitete sich bei den Profis der Königsblauen einen Stammplatz in der Innenverteidigung, war bei den Fans nicht immer unumstritten, weil ihm gerade in den ersten Jahren einige Leichtsinnsfehler unterliefen. Aber langfristig setzte er sich durch - ein ganz ruhiger, sympathischer Mensch, der auf dem Platz überzeugen wollte. Nicht mit Schlagzeilen außerhalb.
Matip, der meistens neben dem damaligen Nationalspieler (und ab 2014 Weltmeister) Benedikt Höwedes verteidigte, bestritt bis Sommer 2016 für die Schalker Profis 258 Pflichtspiele (23 Tore, 14 Vorlagen), darunter 26-mal in der Champions League. Er gewann den DFB-Pokal (2011) und zog ins Champions-League-Halbfinale ein (2011), gehörte beim 5:2-Wunder von Mailand zu den Torschützen. Seinen im Juni 2016 auslaufenden Vertrag verlängerte er nicht und wechselte 2016 ablösefrei nach Liverpool. Bei den Reds wurde er zu einem Helden. In 201 Pflichtspielen (11 Tore, 6 Vorlagen) gelangen ihm etliche Erfolge unter Trainer Jürgen Klopp - die größten waren der Gewinn der Champions League (2019) und der englischen Meisterschaft (2020). Gemeinsam mit Virgil van Dijk bildete er eines der besten Abwehrduos in Europa.
Seine Zeit in Liverpool endete aber traurig - sein letztes Pflichtspiel bestritt er am 3. Dezember 2023 gegen den FC Fulham (4:3), er zog sich dabei einen Kreuzbandriss zu. Seinen im Sommer 2024 auslaufenden Vertrag verlängerte Matip aber nicht mehr, arbeitete an seiner Genesung und zog parallel mit seiner Familie zurück ins Ruhrgebiet. Seitdem am normalen gesellschaftlichen Leben teil - ob beim SSV Buer oder im Park-Grill. „Heimat ist, wenn ich aus Liverpool zurückkomme und mir eine Currywurst beim Park-Grill in Gelsenkirchen hole“, sagte er einmal im 11-Freunde-Interview. Dass er den Weg zu seinem Arbeitsplatz mit dem Fahrrad zurücklegen könnte, wäre ein Grund sicher ein Grund, über ein S04-Comeback nachzudenken.
Doch kommt es wirklich dazu?
Dass der romantische Gedanke, Matip könne seine Karriere bei seinem Jugendklub fortsetzen, möglicherweise sogar beenden, nicht nur den Fans, sondern natürlich auch einigen Schalkern auf der Geschäftsstelle gekommen ist, ist logisch, sogar selbstverständlich. In der Hinrunde der Saison 2024/2025 wollte Matip aber weiter an seiner vollständigen Genesung arbeiten, zudem viel Zeit mit seiner Familie verbringen, die in den Liverpool-Jahren oft auf ihn verzichten musste.
Zudem hatte Matip in seiner Liverpool-Zeit immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Im Oktober 2019 fiel er wegen einer Knieverletzung rund zwei Monate lang aus. Am 29. Januar 2021 erlitt er eine Bänderverletzung im Sprunggelenk und musste fünf Monate pausieren. Durch den im Dezember 2023 erlittenen Kreuzbandriss ist er inzwischen seit zehn Monaten ohne Spielpraxis. Seit Januar 2023 stand er in Punktspielen nur 16-mal in der Startelf - in bald zwei Jahren. Gründe, die gegen eine Verpflichtung sprechen.
Dazu kommt das Gehalt: Matip hat acht Jahre lang bei einem Premier-League-Spitzenklub gespielt und im europäischen Vereinsfußball immer noch einen guten Namen. Schalke müsste an seine finanziellen Grenzen gehen, um Matip von einem Comeback zu überzeugen. Ist er das Risiko wert? Sportchef Ben Manga muss jeden Euro zweimal umdrehen und dem Aufsichtsrat, der fast alle Geschäfte genehmigen muss, sehr gute Argumente liefern.
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Eine Verpflichtung von Matip wäre zudem, so ist aus dem Klub zu hören, konträr zur Mangas Personalpolitik. Manga ist kein Freund fußballromantischer Rückholaktionen kurz vor dem Rentenalter verdienter Spieler. Er hat einen klaren Plan und weicht nicht davon ab - auch wenn es um so eine spektakuläre Personalie geht. Manga achtet vor allem auf die Kaderwert-Strategie des Klubs. Er setzt auf Talente, die Spielpraxis bekommen sollen, damit Schalke sie später für viel Geld verkaufen kann. Genau deshalb wurde Trainer Kees van Wonderen geholt. Gerade auf der Innenverteidiger-Position gibt es einige Talente in Schalkes Kader: Taylan Bulut (18), Felipe Sanchez (20), Martin Wasinski (20) und Ibrahima Cissé (23) kämpfen um den Platz neben dem gesetzten Tomas Kalas (31). Käme Matip, wären die Einsatzchancen für das Quartett sehr gering. Ben Manga will auf Schalke nicht für ein hohes Durchschnittsalter der Startelf stehen. Und hat Matip nach der langen Pause noch die alte Klasse? Keiner weiß das, nicht einmal er selbst.
Fazit: „Matip kehrt zu Schalke 04 zurück“ - von dieser Zeile träumen viele Fans. Doch ein Comeback ist sehr unwahrscheinlich und aktuell nicht mehr als der romantische Gedanke von Anhängern und Mitarbeitern. Dass es Kontakt zwischen S04 und dem Spieler gibt, ist logisch - in Gelsenkirchen läuft man sich immer mal wieder über den Weg. Aber der Innenverteidiger hat keine Spielpraxis, ist viel zu teuer, war häufig verletzt und passt nicht zur von Ben Manga vorgegebenen Strategie.
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