Gelsenkirchen. Schalkes XXL-Umbruch ist noch nicht beendet. Der Gehaltszettel ist lang, viele Geschasste zogen vors Arbeitsgericht.
Am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) steht für Schalke 04 das Auswärtsspiel beim 1. FC Magdeburg an, und dann ist es fast auf den Tag genau sechs Monate her, dass S04 zuletzt in Magdeburg antrat - es war eins der schlimmsten Spiele der jüngeren Klubgeschichte. Schalke ließ sich herspielen, verlor nach miserabler erster Hälfte sang- und klanglos mit 0:3, rutschte tiefer in den Abstiegskampf hinein. Nach dem vollbrachten Klassenerhalt gab es auf allen Ebenen des Klubs einen XXL-Umbruch - und viele der im Februar in Magdeburg zuständigen sind nicht mehr da. Manche stehen aber noch auf dem Gehaltszettel, und mögliche Verhandlungen über Abfindungen beziehen sich längst nicht nur auf Spieler.
Verträge der Schalke-Legenden Mike Büskens und Gerald Asamoah endeten am 30. Juni
Aus der Startelf, die vor einem halben Jahr begann, dürften lediglich Kenan Karaman und Paul Seguin sicher erneut von Beginn an spielen - es könnte neun neue Kräfte geben. Lediglich Marcin Kaminski hat noch Außenseiter-Chancen. Tomas Kalas (verletzt) und Ron Schallenberg (gesperrt) würden spielen, sind aber nicht dabei.
Auch im Trainer- und Funktionsteam hat sich eine Menge getan. Trainer Karel Geraerts und Assistent Tim Smolders sind noch da - und sonst? Emotional fiel die Trennung von den Schalke-Legenden Mike Büskens und Gerald Asamoah nicht leicht - vertraglich schon. Die Verträge der Klubidole endeten am 30. Juni.
Anders ist das bei Matthias Kreutzer. Gemeinsam mit Büskens und Smolders hatte er Geraerts assistiert, war innerhalb des Quartetts für die Spielanalyse zuständig. Seit März 2019 war er Schalkes Co-Trainer, arbeitete unter Huub Stevens, Manuel Baum, Christian Gross, Dimitrios Grammozis, Mike Büskens, Frank Kramer, Thomas Reis und Karel Geraerts. Zweimal sprang er selbst als Interimstrainer ein. Kreutzers Vertrag endete nach Informationen dieser Zeitung aber nicht, er galt unbefristet, die Vertragsdauer des 41-Jährigen hatten die Schalker auf ihrer Internetseite nie veröffentlicht. Eine Einigung über eine Vertragsauflösung gibt es nicht, ein Anwalt wurde eingeschaltet. Wir fragten den Klub konkret, ob Kreutzer noch bezahlt werden muss, wie lange der Vertrag noch gilt und ob eine Auflösung angestrebt wird - Schalke reagierte mit einer kurzen Stellungnahme: „Zu laufenden Personalgesprächen wird sich der Verein nicht äußern.“
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Einige Prozesse vor dem Arbeitsgericht Gelsenkirchen laufen bereits: Ex-Torwarttrainer Simon Henzler ist immer noch erbost über sein überraschendes Aus, da er gern geblieben wäre. Ein Vorgehen, dass die Schalker selbst bedauern. „In dem Prozess der vielen Entscheidungen ist dieser Fall nicht gut gelaufen. Das müssen wir ohne Zweifel besser lösen“, sagte Sportdirektor Marc Wilmots dieser Zeitung im Juni. Henzler beruft sich in seiner Klage auf ein von Wilmots mündlich vorgetragenes Zweijahresangebot. Henzler sagte daraufhin Borussia Mönchengladbach ab, bevor ihm von Schalke-Vorstandschef Matthias Tillmann das Aus mitgeteilt wurde. Nun arbeitet er mit geringerem Gehalt als U16-Torwarttrainer beim DFB. Gewinne Henzler den Rechtsstreit, wolle er zurückkehren, sagte sein Anwalt vor Gericht. Bei einem möglichen Vergleich stelle sich Henzler 200.000 Euro vor, so der Anwalt. Das findet der Verein unrealistisch.
Gibt es keine Einigung, ist der nächste Gerichtstermin für den 22. Oktober vorgesehen - das gilt für Henzler ebenso wie für die Physiotherapeuten Thomas Kühn (51) und Tim Hielscher (41), die eine betriebsbedingte Kündigung erhalten hatten, obwohl sie länger als zehn Jahre auf Schalke angestellt waren und bei den Profis einen glänzenden Ruf genossen. Laut Kündigungsschreiben wären die Tätigkeiten nun „fremd vergeben“ worden. Der Anwalt der Physiotherapeuten verwies auf die familiäre Situation der Kläger, Kinder seien zu versorgen. Nur Tim Roussis (35, jetzt beim HSV) hat einen neuen Klub gefunden - Roussis hatte ebenfalls eine Kündigung erhalten. Einen festen Physiotherapeuten haben Schalkes Profis übrigens trotzdem - im Sozialen Netzwerk LinkedIn steht bei Esteban J. Robles Pérez als Jobbezeichnung „First Team Physiotherapist FC Schalke 04“. Zuvor arbeitete er beim FC Watford in England - wie Schalkes Chef-Kaderplaner Ben Manga.
Auch der ehemalige Videoanalyst Lars Gerling hat nach unseren Informationen einen Anwalt eingeschaltet - er wurde durch Lorenz Kutscha-Lissberg ersetzt. Auf der oberen Vereinsebene hatte der langjährige IT-Direktor Grischa Loth gegen eine Änderungskündigung mit erheblichen Gehaltseinbußen geklagt, der Fall lag im Juli vor dem Arbeitsgericht Gelsenkirchen - diese Zeitung berichtete.
Schalke muss vier Spielern schon das zweite Monatsgehalt zahlen - ohne Profitraining
Nicht geklärt ist zusätzlich die Situation von vier der ursprünglich acht aussortierten Spieler. Während Leo Greiml (NAC Breda) und Sebastian Polter (Vertrag aufgelöst) bereits weg sind, Henning Matriciani (Leihe zu Waldhof Mannheim) vor dem Absprung steht und Tobias Mohr die Rückkehr ins Team geschafft hat, gelten die Verträge von Timo Baumgartl, Ralf Fährmann (jeweils bis 2025), Dominick Drexler (bis 2025 plus Anschlussvertrag für eine Tätigkeit im Klub) und Lino Tempelmann (bis 2026) noch - und bald wird das zweite Monatsgehalt der Saison 2024/2025 fällig. Ohne dass einer aus dem Quartett bei den Profis mittrainiert hätte.
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