Mittersill. Henning Matriciani belibt beim FC Schalke 04 ein Liebling der Fans. Trotzdem hat er weiter keine Perspektive auf Schalke. Er soll gehen.
Lockeres Ballgeschiebe zum Start ins Trainingslager? Nicht mit Karel Geraerts. Noch am Anreisetag ließ der Trainer die Profis von Schalke 04 schwitzen und leiden. Nach der rund 90-minütigen Einheit, in der Kombinationen im Mittelpunkt standen, folgten für die Fußballer noch intensive Läufe in Kleingruppen. Zwei Wochen nach dem Beginn der Vorbereitung machte zwar kein Profi schlapp oder ließ sogar abreißen – das war in der Vergangenheit nicht immer so – doch die Anstrengung stand den Schalkern ins Gesicht geschrieben.
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Auf ihren Laufrunden rund um den Platz wurden die Fußballer genau von den rund 400 Fans im Mittersiller Stadion beobachtet, zwischenzeitlich sogar beklatscht und angefeuert. Auffällig war dabei, dass es besonders laut wurde, wenn ein spezieller Profi mit seiner Gruppe an der kleinen Sitzplatztribüne vorbeilief: Henning Matriciani. In den Momenten, in denen der 24 Jahre alte Verteidiger vor der Tribüne war, gab es tosenden Applaus und langgezogene „Henning“-Sprechchöre. Schon zuvor, bei einem Matriciani-Tor während einer Spielform, wurde laut gejubelt.
Henning Matriciani steht auf Schalke auf der Abschussliste
Kein anderer Profi sorgte am ersten Mittersill-Tag für ähnliche Gefühlsregungen bei den Fans – weder Top-Stürmer Kenan Karaman, noch Top-Neuzugang Moussa Sylla. Henning Matriciani ist und bleibt der Liebling der Anhänger, weil er für Einsatzbereitschaft und Leidenschaft steht wie kein anderer Profi von Schalke 04. Über den einen oder anderen technischen Fehler wird da auch mal hinweggesehen. „Henning ist sehr beliebt. Das ist unglaublich und total schön zu sehen“, sagt Trainer Karel Geraerts über Matriciani.
Doch diese Popularität allein reicht für Matriciani auf Schalke leider nicht (mehr). Nachdem er seine fußballerischen Mängel in der vergangenen Saison auch mit seiner vorbildlichen Einsatzbereitschaft nicht mehr kaschieren konnte, haben die Verantwortlichen entschieden, dass der Verteidiger den Verein verlassen soll. Noch im Vorjahr wurde Matriciani von Ex-Trainer Thomas Reis in den Mannschaftsrat berufen, nun steht der Fan-Liebling auf der Abschussliste.
Die Entscheidung wurde dem 24-Jährigen schon unmittelbar nach Saisonende mitgeteilt. Leicht dürfte den Schalkern die Aussortierung von Matriciani nicht gefallen sein – denn sie wissen, dass er auf dem Weg zum Kult-Profi war. Einer, der ein Gesicht von Schalke 04 hätte werden können. Doch letztlich überwogen im Matriciani-Zwiespalt die sportlichen Leistungen – und die waren nicht mehr ausreichend.
Schalke: Viel Lob für den Menschen Henning Matriciani
Anders als die ebenfalls aussortierten Dominick Drexler (34) und Timo Baumgartl (28), die in Gelsenkirchen individuell trainieren und der verletzte Lino Tempelmann (25) sind Matriciani, Sebastian Polter (33) und Tobias Mohr (28) im Trainingslager in Mittersill dabei. Trotz der Perspektivlosigkeit sind sie weiterhin Teil des Kaders. Doch ähnlich wie Mohr versucht auch Matriciani das Beste aus der Situation zu machen und gibt im Training Gas. „Es ist schwer für ihn, wirklich nicht einfach“, sagt Trainer Karel Geraerts. „Aber wir haben wirklich sehr viel Respekt vor Henning. Er ist noch hier und sehr, sehr motiviert.“ Sportlich ist der Coach zwar nicht von Matriciani überzeugt, doch ein schlechtes Wort verliert er über den Verteidiger nicht – ganz im Gegenteil. „Henning ist ein wirklich toller Mensch – mehr kann ich einfach nicht sagen.“
Ein schneller Abschied bahnt sich bei Matriciani allerdings nicht an. Wie die WAZ weiß, liegen noch keine Anfragen für den vielseitigen Verteidiger vor. Dass er seinen Vertrag auf Schalke bis 2026 erfüllt, gilt trotzdem als extrem unwahrscheinlich. Mehrfach haben Trainer Geraerts und auch Sportdirektor Marc Wilmots zuletzt betont, dass die getroffenen Entscheidungen vorerst nicht revidiert werden.
Schalke-Fans feiern Henning Matriciani
Die Fans müssen also langsam Abschied nehmen von ihrem Liebling. Noch haben sie allerdings etwas Zeit, Henning Matriciani zu bejubeln – inklusive der langgezogenen „Henning“-Rufe.
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