Osaka. Dortmund verbringt harte Tage in Bangkok und Osaka. Man spüre das Wachstum, sagen die BVB-Chefs. Aber das Buhlen um Aufmerksamkeit bleibt mühsam.
- Sechs Tage verbringt der BVB in Asien
- Die Dortmunder schlafen in Bangkok und in Osaka
- Überall empfangen BVB-Fans die Spieler - was bringt die Reise?
Die beiden Jungs mit dem pinken Ball schütteln kurz mit dem Kopf. Borussia Dortmund? Haben sie noch nie gehört, also spielen sie weiter auf dem kleinen Betonplatz. Die Sonne brennt schon am Vormittag erbarmungslos, nebenan fließt der Tosahori-River, die Grillen zirpen so laut, dass sie selbst einen Presslufthammer übertönen würden.
Etwas weiter entfernt harrt eine kleine Menschenmenge vor dem Eingang des Conrad Hotels aus, alle halten sie etwas Schwarz-Gelbes in den Händen. Die Verständigung auf Englisch fällt schwer, gelingt aber, schon zwei Tage stehe er hier, verrät ein junger Mann mit weißer Kappe, immer ein paar Stunden am Tag. Sein Erfolgserlebnis: Julian Ryerson habe er schon gesehen. Anerkennendes Nicken der anderen.
Der BVB in Asien - es gibt einen romantischen und einen finanziellen Blick
Nach den zwei Nächten im wilden und chaotischen Bangkok schläft die Mannschaft von Borussia Dortmund nun in Osaka, eine japanische Riesenstadt, in deren Ballungsraum fast 20 Millionen Menschen leben; die Gegend gehört zu den teuersten der Welt. Alles wirkt aufgeräumt, geordnet, Müll ist keiner zu sehen. Geschäftsleute laufen in Maßanzügen über die geraden Straßen, viele Fußgänger halten einen kleinen Sonnenschirm in der einen Hand, einen tragbaren Ventilator in der anderen.
Bangkok in Thailand und Osaka in Japan, zwei Orte, die so unterschiedlich erscheinen wie Wüste und Meer, wie Bratwurst und Brokkoli, wie Kemnader Stausee und Dortmunder Nordmarkt. Und trotzdem lassen sich in beiden Städten schwarz-gelbe Farbtupfer entdecken. In Bangkok warteten 500 Fans am Flughafen, am Stadion mussten Sicherheitsleute die Frauen und Männer zurückdrängen, damit der Mannschaftsbus abfahren konnte. In Osaka kommen immer wieder neue Gesichter vor das noble Conrad Hotel in der Hoffnung, einen der Dortmunder Fußballer zu entdecken.
Lars Ricken über die BVB-Reise: „Das macht mich stolz“
Es gibt einen romantischen Blick auf diese Zuneigung. Dortmunds Julian Brandt meint, dass er in solchen Momenten merke, wie groß der BVB doch sei. „Mich als gebürtigen Dortmunder macht das extrem stolz, wenn ich 15 Stunden im Flugzeug sitze, um die halbe Welt fliege und dann stehen da Leute“, erzählt Sport-Geschäftsführer Lars Ricken.
Es gibt aber auch einen wirtschaftlichen Blick auf diese Asien-Reise des Bundesliga-Großklubs, der fünf Millionen Euro durch dieses Abenteuer verdient, der wie ein Unternehmen handelt und deswegen möglichst viel abhaben möchte vom Kuchen. Dessen Verantwortliche aber wissen, dass sie derzeit höchstens ein paar Krümel auf dem Teller liegen haben. Spricht man mit den Menschen vor Ort, egal ob in Thailand oder in Japan, dann fangen die Augen nämlich vor allem an zu leuchten, wenn es um die englische Premier League geht, um Manchester United, um den FC Liverpool, um Manchester City.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) nimmt im Jahr etwa 200 Millionen Euro durch die TV-Rechte aus dem Ausland ein. Zum Vergleich, und dann versteht man die Alarmstimmung in der DFL-Chefetage: Die englische Spielklasse erhält pro Jahr knapp 1,8 Milliarden Euro. Wie soll man da mithalten?
Der Plan: durch Präsenz. Eigentlich wollte der BVB nach China reisen, dies scheiterte an der Genehmigung, jetzt sind es Thailand und Japan geworden. „Für mich ist wichtig, dass das, was wir machen, die Menschen erreicht“, sagt Carsten Cramer, Marketingchef und Mitglied der Geschäftsführung.
Nun schreien die BVB-Fans bei Julian Brandt am lautesten
Aus sportlichen Gründen hat sein Verein diese Reise schon sehr früh in der Vorbereitung angesetzt, damit anschließend noch das Trainingslager in Bad Ragaz stattfinden kann. Die EM-Teilnehmer fehlen, zudem haben die Dortmunder in Mats Hummels und Marco Reus zwei Stars verloren. Nun sei es vor allem Julian Brandt, bei dem die Fans am lautesten schreien würden, meint Lars Ricken. Er selbst werde auch erkannt. „Das überrascht mich schon.“
Im Verein betonen sie, dass sie spüren würden, wie die Bekanntheit des BVB wächst, wie die Trikotverkäufe steigen. In der vergangenen Saison hat der Champions-League-Finalist (dieser Erfolg macht sich bemerkbar) über 13 Millionen Follower in den Sozialen Medien hinzubekommen, seit dieser Saison sind es noch mal über eine Million mehr. Und es ist eine kleine Verwunderung darüber wahrzunehmen, dass sich Bayer Leverkusen, das als Meister und mit Trainer Xabi Alonso endlich über Strahlkraft verfügt, nicht in ein Flugzeug setzt. Aus Deutschland treten noch der FC Bayern (Südkorea), RB Leipzig und Eintracht Frankfurt (beide USA), der FC Augsburg (Südafrika) und der VfB Stuttgart (ebenfalls Japan) eine weite und strapäziöse Reise an. Das Buhlen um Aufmerksamkeit bleibt mühsam, jeder Auslandsaufenthalt bedeutet eine enorme Belastung für die Spieler.
Am Montagabend rauscht der Fahrstuhl in den 40. Stock des Conrad-Hotels, ganz oben leuchten die Lichter der Skyline durch eine riesige Glaswand. Die 250 Gäste, viele von Sponsoren, lassen sich Gnocchi in Käsesoße, gebratene Nudeln und Vanilleküchlein schmecken. Hier, bei der „Black Yellow Night“, möchte der BVB seine Größe symbolisieren. Unter Trommelwirbel erscheint die Mannschaft im Trainingsanzug auf der Feier; an diesem Mittwoch tritt sie gegen Cerezo Osaka (12.15 Uhr, deutscher Zeit) mit dem ehemaligen Borussen Shinji Kagawa an. Dann geht es wieder zurück. Nur knapp drei Wochen Vorbereitung verbleiben nach dem Asien-Abenteuer, die genutzt werden müssen. Denn die beste Werbung, das sagen sie alle, sei immer noch der Erfolg.
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