Paris. Die US-Basketballer werden von einer Legende angeführt, der die Zeit nichts anzuhaben scheint. Wie LeBron James das gelingt.
Die Frage, ob es jemals einen 39-Jährigen gegeben hat, der besser Basketball spielt als LeBron James, ist simpel zu beantworten: nein. Interessanter ist schon die, ob der US-Amerikaner Michael Jordan den Rang als Größter seiner Sportart abgelaufen hat. Doch selbst dafür hat der 2,03-Meter-Titan inzwischen reichlich Argumente gesammelt. Zeit also für eine neue Diskussion, die Sportfans in seinem Heimatland zuletzt aufwarfen: Ist James der „krasseste 39-jährige Mensch der Geschichte“?
In den USA muss eben immer alles maßlos sein. Mit Superlativen ist man beim Alleskönner der Los Angeles Lakers aber zumindest an der richtigen Adresse. Es finden sich kaum noch Kategorien in den Basketball-Rekordbüchern, bei denen der beste Korbschütze der – natürlich – Historie der weltbesten Liga NBA nicht an der Spitze steht. Bei den Olympischen Spielen in Paris reicht kein Athlet an sein Superstar-Gesamtpaket heran. An diesem Sonnabend (21.30 Uhr/ARD) spielt er mit den USA gegen Gastgeber Frankreich um Gold.
Basketball: LeBron James ist der Superstar der Olympischen Spiele in Paris
Die Favoritenrolle ist klar verteilt. Wenngleich sich der amtierende Olympiasieger beim 95:91 im Halbfinale gegen Vizeweltmeister Serbien überraschend schwertat, käme eine Niederlage einer Sensation gleich. Die Konstellation des „Dreamteams“ ist interessant. Es strotzt vor Weltklasse ebenso wie vor übergroßen Egos. Doch alle akzeptieren James‘ Rolle als unangefochtener Boss.
Selbst die ihm in Klasse kaum nachstehenden Kevin Durant (35) und Steph Curry (36). Kurioserweise hebt sich das Senioren-Trio der befreundeten Korbjäger von den teils wesentlich jüngeren, voll im Saft stehenden und ihr Selbstbewusstsein zur Schau stellenden Kollegen ab, trug die USA durchs bisherige Turnier.
Die Anzahl der alten Olympiasieger ist erstaunlich hoch
Dies folgt einem Trend, der bei diesen Spielen besonders auffällig ist: Olympiasieger, die für ihre Sportart vergleichsweise alt sind. Simone Biles (27/Turnen), Katie Ledecky (27/Schwimmen), Teddy Riner (35/Judo), Novak Djokovic (37/Tennis) und Mijaín López (41/Ringen) zählen dazu.
„Wenn die Athleten zusätzlich zu ihrem spezifischen Training noch ein auf sie abgestimmtes Athletikprogramm absolvieren, können die ab 30 beginnenden natürlichen Abbauprozesse hinausgezögert werden. Die Wissenschaft hat in diesem Bereich große Fortschritte gemacht“, sagt Prof. Oliver Faude vom Bereich Präventive Biomechanik an der Universität Basel.
James investiert jährlich zwei Millionen US-Dollar in seinen Körper
Milliardär James investiert jährlich knapp zwei Millionen US-Dollar seines auf 135 Millionen bezifferten Einkommens in seine Gesundheit, schaffte sich ein Sauerstoffzelt an, folgt einem strikten Ernährungsplan und beschäftigt mehrere Spezialisten, die sich täglich um seinen Hochleistungskörper kümmern.
Dazu hat der vierfache NBA-Meister und zweimalige Olympiasieger kleine Tricks im Repertoire, um nicht zu schnell zu ermüden. Der mit einem hohen Spiel-IQ gesegnete James wählt seine Aktionen genau aus. Seit Jahren gibt es in der NBA keinen Akteur, der über einen längeren Zeitraum während eines Spiels geht oder eine niedrigere Durchschnittsgeschwindigkeit hat.
Kommende Saison spielt er mit seinem Sohn Bronny zusammen
Bei Freiwürfen spaziert „King James“ bereits ans andere Ende des Feldes, um sich den Weg im Laufschritt zu ersparen. Wenn der rund 110 Kilogramm schwere Fahnenträger der USA aktiv ins Geschehen eingreift, explodiert er dafür förmlich.
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Aber wohl nicht mehr allzu lange. Seine 22. Saison möchte er mit seinem Sohn Bronny (19) zusammenspielen, sie werden das erste Vater-Sohn-Duo der Geschichte. Wieder ein Rekord. Dann könnte der König seine Krone ablegen. Man sollte seine Spielkunst genießen, solange es noch möglich ist. Sie ist definitiv „krass“.