Essen. Bundestrainer Julian Nagelsmann hat der deutschen Nationalmannschaft vor der EM 2024 gegeben, was ihr lange fehlte. Ein Kommentar

Endlich geht es los! Auf den Start der Europameisterschaft fiebern Spieler und Fans ebenso hin wie Sportjournalisten, für die die Wochen vor dem Turnier immer mit sehr viel Planungs- und Vorbereitungsaufwand verbunden sind. Immerhin: Bei einer Heim-EM ist wenigstens die Reiseplanung deutlich einfacher. Bei den vergangenen Turnieren hatten wir uns da oft verplant, in den Jahren 2018, 2021 und 2022 reiste die Nationalmannschaft früh wieder ab – und wir Journalisten standen da und hatten durchgebucht – 2018 noch bis Finale, 2022 nur noch bis Viertelfinale. Beides zu lang.

Die jüngere Turniergeschichte der deutschen Mannschaft ist keine glanzvolle, auch deshalb wird das Auftaktspiel gegen Schottland an diesem Freitag besonders wichtig: Es gibt die Stimmung und die sportliche Tendenz für die kommenden Tage und Wochen vor. In die jüngsten drei Turniere startete die deutsche Mannschaft jeweils mit einer Auftaktniederlage, damit war der Anfang vom Ende schon gemacht. Gegen Schottland sollte, nein: Gegen Schottland darf das nicht erneut passieren.

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Die Aussichten allerdings sind gut, dass es nicht wieder so entsetzlich schiefgeht wie in Katar, in Russland oder bei der pan-europäischen EM. Und das hat viel mit Bundestrainer Julian Nagelsmann zu tun, der der Nationalmannschaft verpasst hat, was ihr so lange fehlte: eine klare Idee, eine klare Orientierung und eine klare Struktur mit eindeutigen Rollenprofilen.

Seit der WM 2014 fehlte der Nationalmannschaft die Orientierung

Genau das war eine der ganz großen Stärken der Weltmeistermannschaft von 2014: Die Mischung stimmte und jeder wusste genau, was er zu tun hat. Bei den Turnieren danach ging das verloren, schon Joachim Löw verlor irgendwann seinen Kompass und Hansi Flick wollte es irgendwie allen Spielern recht machen und machte damit am Ende keinen glücklich. Man glaubte beim DFB noch, dass es dank der Qualität des Kaders dennoch zu Großem reichen müsste – aber das tat es nicht.

DFB-Team: Lesenswerte Stücke zur Nationalmannschaft

Es ist Julian Nagelsmanns größte Leistung als Bundestrainer, dass er der Nationalmannschaft die Orientierungslosigkeit genommen hat. Jeder Spieler weiß wieder genau, was von ihm erwartet wird für das Turnier – und jene, bei denen der Bundestrainer Sorgen haben muss, dass sie mit ihren Rollen nicht zufrieden wären, hat er gar nicht erst nominiert. Es stehen am Freitagabend sicher nicht die besten elf deutschen Einzelspieler auf dem Platz, aber das ist ja auch nicht nötig – es muss die bestmögliche Mannschaft sein. Und da ist die Mischung, die Nagelsmann gefunden hat, deutlich vielversprechender als in den Jahren zuvor. Und deswegen ist die Ausgangslage gut wie lange nicht – nun muss die Mannschaft sie nur noch nutzen.