Essen. Weil die Landesregierung versprochene Fördergelder zurückgezogen hat, zieht der ASC Duisburg Konsequenzen. Wackelt nun die Universiade 2025?
Dem Sportland NRW droht ein Debakel, die World University Games 2025 sind gefährdet. Was sich vor einigen Wochen bereits andeutete, ist nun Gewissheit: Der Duisburger Wassersportverein ASC hat den Vertrag mit den Ausrichtern des zweitgrößten Multi-Sportevents der Welt gekündigt. „Wir haben am Mittwochabend schweren Herzens die Kündigung des Vertrags mit der Ausführungsgesellschaft unterschrieben“, erklärte Lars Delberg, Vorsitzender des ASCD, im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Grund: Zugesagte Fördergelder durch die Staatskanzlei NRW wurden zurückgezogen. „Wir müssen als Verein die Reißlinie ziehen, weil wir ohne die Fördergelder nicht in der Lage sind, die vom Veranstalter geforderten Voraussetzungen zu erfüllen, gerade bei wichtigen Themen wie Brandschutz und Entfluchtung“, sagt Delberg.
Bei den beiden Duisburger Wassersportvereinen ASCD und dem Duisburger Schwimmverein von 1898 sollen im Rahmen der World University Games 2025 sieben Millionen Euro investiert werden für Umbau- und Modernisierungsarbeiten auf den Anlagen. „Wir müssen als Verein viele Ansprüche zur Ausrichtung erfüllen. Allein bei uns ist eine Investition von 4,2 Millionen Euro nötig“, sagt Delberg. Die Landesregierung hatte diese Summen mündlich zugesagt, woraufhin der Verein einen Ausführungsvertrag unterzeichnet hatte. Am 11. April hatte die Staatskanzlei die Zusage für die finanzielle Förderung der notwendigen Um- und Erweiterungsbauten widerrufen. „Wir können das als Verein nicht selbst stemmen“, sagt Delberg. Hätte der Verein die Maßnahmen in Auftrag gegeben, „hätte uns das als Verein in die Insolvenz führen können.“ Zudem würde der geschäftsführende Vorstand privat haften.
NRW-SPD kritisiert Landesregierung um Wüst scharf
Durch die Vertragskündigung seitens des ASCD fehlt den Veranstaltern nun ein Austragungsort für das Wasserball-Turnier. Problem: Wasserball ist eine Kernsportart der Universiade, bei der im kommenden Jahr insgesamt 10.000 Sportlerinnen und Sportler in NRW gegeneinander antreten sollen. Die Sportart darf nicht aus dem Programm gestrichen werden. Das ist auch den Verantwortlichen des ASC Duisburg bewusst, die zusammen mit dem DSV98 ihre Anlagen stellen wollten. Betonung liegt nun auf wollten. Die selbstgesetzte Frist, um notwendige Baumaßnahmen einleiten zu können, sei abgelaufen, so Delberg. Man müsse Planungen vorantreiben, man habe keinen Zeitpuffer mehr. Beim DSV98 hoffen sie derweil noch auf die Wende, die vom Verein selbstgesetzte Frist läuft noch bis in den Juni hinein.
Längst ist aufgrund dieses Themas auch die politische Opposition im Land NRW involviert. Die SPD-Fraktion wird am Freitag einen Antrag im Landtag einbringen, in dem die schwarz-grüne Landesregierung aufgefordert wird, „das Geld für die notwendigen Modernisierungsarbeiten umgehend freizugeben und auszuzahlen“, hieß es in einer Pressemitteilung von Donnerstag. „Vor der Kamera gute Miene – hinter den Kulissen ein böses Spiel“, kritisierte die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Sarah Philipp. Leidtragende der Haushaltsprobleme der NRW-Landesregierung seien nun die Sportvereine in Duisburg, die sich auf die Zusagen verlassen hätten und bereits ein Jahr ehrenamtlich an der Umsetzung arbeiten. Zudem sind bereits rund 300.000 Euro Förderung für die Planungsleistungen sowie diverse Gutachten gezahlt worden.
Deshalb fordert Philipp die Freigabe der Fördermittel, um „weiteren Schaden abwenden“ zu können. Noch deutlicher in der Kritik wurde Tülay Durdu, sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag NRW: „Schwarz-Grün gefährdet die gesamte Veranstaltung“. Die Veranstalter von Rhine-Ruhr 2025 geben sich derzeit hingegen gelassen. „Wir befinden uns mit dem Verein und der Stadt Duisburg in sehr vertrauensvollen und konstruktiven Gesprächen und besprechen auch Szenarien, die temporäre Aufbauten beinhalten würden“, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion. Man erwarte eine zeitnahe Entscheidung über eine Förderzu- oder Absage.
ASCD würde Kündigung zurückziehen, wenn Fördergelder fließen
Die Staatskanzlei teilte am Donnerstag auf Anfrage mit, dass eine „abschließende Entscheidung über eine Bezuschussung der Modernisierungsvorhaben an den Sportanlagen des Amateur-Schwimm-Clubs Duisburg e.V. und des Duisburger Schwimmvereins von 1898 e.V. zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht getroffen wurde“. In der Vergangenheit hatte Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, auf Kostensteigerungen verwiesen, die nicht einfach hingenommen werden könnten. Dabei nannte sie auch hohe Mietkosten. ASCD-Vorsitzender Delberg wies dies nun zurück. „Wir als Verein stellen für die Veranstaltung inklusive Auf- und Abbau nur Ersatzkosten für Betrieb und Personal in Rechnung“, sagt er. Damit wolle man die Anlage in der kommenden Saison länger offen halten, um die Mitglieder für die Sperrung und Einschränkungen rund um die Universiade zu entschädigen.
Ohnehin sieht sich Delberg von der Politik alleingelassen. Ein Brief des Vorstandes vom 30. April an Ministerpräsident Hendrik Wüst, in dem Delberg und seine Kollegen den CDU-Mann aufforderten, sich persönlich der Sache anzunehmen, sei bis heute unbeantwortet geblieben. Das Schreiben liegt dieser Redaktion vor. In diesem wurde die Kündigung des Durchführungsvertrags bereits angedroht, weil der Zeitplan dränge. Und nun? „Damit wir als Verein weiter im Boot bleiben könnten, brauchen wir zwingend eine verbindliche Zusage von Fördergeldern, damit wir die Maßnahmen anstoßen können“, so Delberg. Resthoffnung ist also noch vorhanden.