Essen. Im Pokal raus, Meisterschaft futsch: Thomas Tuchel muss beim FC Bayern im Sommer gehen. Der ideale Nachfolger ist bekannt. Ein Kommentar.
Die Bilder sagten mehr als tausend Worte: Joshua Kimmich saß auf der Auswechselbank, geistesabwesend, ins Leere starrend. Auf dem Rasen stand noch Leroy Sané, der Münchener war ja noch nicht allzu lange ins Spiel eingewechselt, schüttelte aber schnell ungläubig den Kopf. Und Thomas Tuchel? Der hatte den Großteil seines Gesichts unter einer Mütze und hinter einem Schal vor dem Mund vermummt, war bei der Pleite in Bochum ohnehin über weite Strecken der zweiten Halbzeit nicht am Spielfeldrand zu sehen.
FC Bayern: Thomas Tuchel muss im Sommer gehen
Was sie alle an diesem Sonntagabend im Ruhrpott-Regen bezeugten, dürfte das Ende einer Ära gewesen sein. Denn wenn Bayer Leverkusen nun nicht noch der Himmel auf den Kopf fällt, wird die Werkself in dieser Saison das schaffen, woran Borussia Dortmund erst im vergangenen Sommer trotz bester Aussichten scheiterte: die Deutsche Meisterschaft zu feiern, die schier nie enden wollende Serie des Rekordmeisters zu beenden.
Vor allem aber ist Thomas Tuchels Zukunft beim FC Bayern nun geklärt. Der frühere BVB-Trainer muss im Sommer gehen, das gaben die Bayern am Mittwoch bekannt. Das Experiment mit dem Trainer gilt als krachend gescheitert, schließlich droht die erste titellose Saison seit 2012. Früh im Pokal raus, nun wohl nicht mal die Meisterschaft – an der Isar sind schon erfolgreichere Trainer gegangen worden. Wäre da nicht noch das Pflänzchen Champions League, das angesichts des 0:1 bei Lazio Rom zart daherkommt, der aufgrund seiner Expertise hochgeschätzte, aber in der Menschenführung schwierige Tuchel würde nicht mehr das Saisonende in München erleben.
Der FC Bayern und die Sehnsucht nach der Kopie von Jupp Heynckes
Keine Frage, dem 50-Jährigen ist nicht allein das mysteriöse, erschreckend schwache Auftreten des Elfmal-in-Serie-Meisters zuzuschreiben. Die Bayern werden sich im Sommer von einigen Spielern trennen müssen, es muss ein drastischer Schnitt her – auch bei der vermeintlich Goldenen Generation deutscher Nationalspieler wie Joshua Kimmich, Leroy Sané, Leon Goretzka und Serge Gnabry. Die Spieler auszutauschen, ist eine Sache – den perfekten Trainer aber zu finden, erfordert ein noch glücklicheres Händchen, das Max Eberl vermutlich schon bald beweisen muss.
+++ FC Bayern und Thomas Tuchel: Sie verzweifeln aneinander +++
Der frühere Gladbacher wird voraussichtlich ab dem 1. März den Sport an der Säbener Straße verantworten. Die sechs Titel in einer Saison mit Hansi Flick in allen Ehren, aber in München sehnen sie sich noch immer nach einer Kopie von Jupp Heynckes, der fachlich unantastbar ist, Autorität und weltmännische Gelassenheit ausstrahlt. All das passt zu einem Bundesliga-Trainer, der aller Voraussicht nach in ein paar Wochen die Schale in den Händen halten wird: Xabi Alonso