Essen. Huub Stevens ist von unseren Lesern zum Trainer der Legenden-Elf des Ruhrgebiets gewählt worden - er landete ganz knapp vor einer BVB-Ikone.

Am Ende war es hauchzart: Eine einzige Stimme entschied darüber, wer den letzten freien Platz bei unserer großen Wahl einnehmen darf, wer also bei der Legenden-Elf aus 100 Jahren Ruhrgebietsfußball als Trainer an der Seitenlinie stehen darf. Für Huub Stevens und Jürgen Klopp entschieden sich jeweils 36 Prozent unserer Leserinnen und Leser – aber der frühere Schalke-Trainer Stevens erhielt eben die eine Stimme mehr als Klopp, der einst die sportlichen Geschicke von Borussia Dortmund bestimmte.

Huub Stevens also, der Niederländer, der länger Schalke-Trainer war als jeder seiner Vorgänger und Nachfolger: 2.090 Tage, zwischen dem 9. Oktober 1996 und dem 30. Juni 2002, trainierte Stevens die Königsblauen, bevor er freiwillig weiterzog – seitdem hat kein S04-Trainer seinen Vertrag erfüllen können. Auch Stevens selbst nicht, als er 2011 noch einmal zurückkehrte und etwas länger als ein Jahr durchhielt. Später sprang er noch zweimal als Interimstrainer ein. Keiner kommt auf mehr Spiele (241) auf dem Schalker Trainer-Schleudersessel und keiner hat einen größeren Erfolg eingefahren als den Uefa-Cup-Sieg, zu dem der Disziplin- und Defensivfanatiker Stevens („Die Null muss stehen“) die Außenseitertruppe aus Gelsenkirchen gleich in seiner ersten Saison in Königsblau coachte. Hinzu kamen später zwei DFB-Pokalsiege – und 2001 die so tragisch verpasste Meisterschaft, als die Schalker schon auf dem Rasen jubelten, bis alle Träume durch den Ausgleichstreffer der Bayern in Hamburg jäh platzten.

Sein größter Erfolg: Huub Stevens (links) präsentiert 1997 mit dem damaligen Manager Rudi Assauer den Uefa-Cup im Schalker Parkstadion.
Sein größter Erfolg: Huub Stevens (links) präsentiert 1997 mit dem damaligen Manager Rudi Assauer den Uefa-Cup im Schalker Parkstadion. © Firo

Die Verbindung zwischen Stevens und Schalke aber überstand solche Rückschläge, der 69-Jährige war auch Teil des sportlichen Beirats und zwischen 2018 und 2021 Aufsichtsratsmitglied beim Revierklub.

Eine Mannschaft aus fünf Vereinen und sechs Jahrzehnten Revierfußball

Die Fans wählten ihn zum Schalker Jahrhunderttrainer, nun hat er sich auch bei der Wahl zum Trainer der Legenden-Elf des Ruhrgebiets durchgesetzt, die diese Redaktion gemeinsam mit dem Ruhr Museum und dem Deutschen Fußball-Museum organisiert hat. Der Niederländer führt eine ebenso illustre wie bunt gemischte Truppe an: Hans Tilkowski (BVB), Klaus Fichtel (S04), Jürgen Kohler (BVB), Bernard Dietz (MSV Duisburg), Michael Lameck (VfL Bochum), Olaf Thon (S04), Dariusz Wosz (VfL), Fritz Szepan (S04), Helmut Rahn (Rot-Weiss Essen), Klaus Fischer (S04) und Reinhard Libuda (BVB/S04) – eine Mannschaft aus fünf Vereinen und sechs Jahrzehnten des Revierfußballs.

Drei Weltmeistertitel vereint diese Legendenmannschaft auf sich, dazu eine Europameisterschaft, fünf Europapokalsiege, einen Triumph im Weltpokal sowie zahlreiche Deutsche Meisterschaften und Pokale. Eine Truppe, die viele Triumphe, Titel und auch Tragödien erlebte – und die dennoch nur ein Ausriss sein kann aus 100 Jahren Ruhrgebietsfußball. Nur elf Spieler und ein Trainer konnten gewählt werden, es mussten also harte Entscheidungen fallen. Hermann Gerland, Ernst Kuzorra, Willi Lippens, Michael Zorc, Matthias Sammer und viele andere Legenden von Dortmund, Bochum, Schalke, MSV und RWE schafften es nicht in die Auswahl. Gewürdigt werden sie dennoch: Sie alle sind Teil der Sonderausstellung „Mythos & Moderne. Fußball im Ruhrgebiet“ auf Zeche Zollverein – die den Anlass für die Wahl der Legenden-Elf bot. Das Ruhr Museum und das Deutsche Fußball-Museum zeigen dort derzeit in elf Kapiteln mit 450 Fotos 100 Jahre Fußballgeschichte im Revier. Auf einer großen Wand ist ab sofort auch die komplette Legenden-Elf zu sehen, die Sie mitgewählt haben.

  • Bei der Torwart-Wahl hatte BVB-Ikone Hans Tilkowski die meisten Stimmen erhalten. In der Abwehr wurden Bernhard Dietz, Klaus Fichtel und Jürgen Kohler gewählt, im Mittelfeld Olaf Thon, Fritz Szepan, Dariusz Wosz und Michael Lameck - und bei den Stürmern Klaus Fischer, Melmut Rahn und Reinhard Libuda.