Essen. “Mister Fallrückzieher Klaus Fischer ist der Stürmer mit den meisten Stimmen in der Legenden-Elf. Auch Reinhard Libuda und Helmut Rahn dabei.

Klaus Fischer ist erst einmal still, als er das Ergebnis erfährt. Dass er nämlich von den Lesern der WAZ in die Legenden-Elf des Ruhrgebiets gewählt wurde, dass er einen von drei Plätzen im Sturm erhält, dass er mit 64 Prozent mit Abstand die meisten Stimmen auf sich vereinte – und Legenden wie Reinhard „Stan“ Libuda (50 Prozent) und Helmut Rahn (46 Prozent) hinter sich gelassen. „Helmut Rahn hat uns 1954 zum Weltmeistertitel geschossen“, sagt Fischer dann, als er die Sprache wiedergefunden hat. „Und Stan Libuda durfte ich noch kennenlernen, das war ein fantastischer Fußballer.“ Und dann gab es ja noch Ernst Kuzorra, Willi Lippens, Rüdiger Abramczyk, Erwin Kremers und viele weitere, die es gar nicht erst in die Legenden-Elf geschafft haben. „Es haben so viele fantastische Stürmer im Ruhrgebiet gespielt, da hätte man jeden nehmen können“, sagt Fischer. „Umso mehr freue ich mich, dass die Leser mich so zahlreich gewählt haben, das ist schon eine große Ehre.“

Die Ehre verdankt er seinen vielen Toren – 286 Treffer in der Bundesliga – und mehr noch der Schönheit seiner Treffer: Artistische Tore waren das Markenzeichen von „Mr. Fallrückzieher“, der in Bayern geboren, aber schon bald zu einer echten Schalker Legende wurde.

Keiner kommt an Gott vorbei - außer Stan Libuda

Legenden ranken sich auch um Reinhard Libuda, der dank seiner Dribbelstärke den Ehrennamen Stan verliehen bekam – in Anlehnung an den unvergessenen englischen Rechtsaußen Stanley Matthews. Links antäuschen, rechts vorbei – das beherrschte der neben dem Platz so schüchterne Libuda, der für Schalke und Borussia Dortmund spielte, perfekt. Und als in den 1960er-Jahren Plakate im Ruhrgebiet mit der Aufschrift „Keiner kommt an Gott vorbei“ für eine christliche Veranstaltung warben – welche es genau war, verliert sich im Nebel der Geschichte –, kritzelte der Legende nach ein Fan darunter: „außer Stan Libuda“. Damit war alles gesagt.

Ein weiterer legendärer Rechtsaußen war Helmut Rahn, erfolgreicher Torjäger für Rot-Weiss Essen und Schütze von gleich zwei Toren im Weltmeisterschaftsfinale 1954, das Deutschland gegen Ungarn 3:2 gewann. Der „Boss“, wie er gerufen wurde, war ein Draufgänger, auf dem Platz und daneben, weshalb er immer wieder aneckte. Sein Temperament ist Legende, seine Fehltritte auch – doch seine Trainer ließen ihm vieles durchgehen, auch Bundestrainer Sepp Herberger. Sie wussten, dass sie auf den „Boss“ nicht verzichten konnten. Sein Siegtor von 1954 wurde mit den Jahren immer mehr aufgeladen, als mentale Gründung der jungen Bundesrepublik, als Startschuss des Wirtschaftswunders. Auch in den Essener Kneipen hieß es immer wieder: „Helmut, erzähl mich dat Tor.“ Rahn tat es gerne – obwohl er Starrummel eigentlich nicht mochte.

  • Bei der Torwart-Wahl hatte BVB-Ikone Hans Tilkowski die meisten Stimmen erhalten. In der Abwehr wurden Bernhard Dietz, Klaus Fichtel und Jürgen Kohler gewählt, im Mittelfeld Olaf Thon, Fritz Szepan, Dariusz Wosz und Michael Lameck. In der fünften Runde können Sie jetzt über die Trainer abstimmen. Hier geht es zum Voting.