Lippstadt. Michel Favre, erst seit einem Jahr Chef des Autozulieferers Hella aus Lippstadt, räumt zum Jahreswechsel seinen Posten. Wie es nun weitergeht.
An der Spitze des Licht- und Elektronikspezialisten Hella gibt es einen überraschenden Wechsel. Der bisherige Finanzchef Bernard Schäferbarthold (52) wird neuer Vorstandsvorsitzender beim Autozulieferer und löst den Franzosen Michel Favre ab, der erst seit Sommer 2022 Hella-Chef ist und dessen Vertrag eigentlich zwei Jahre gilt.
Schäferbarthold soll aber bereits ab 1. Januar 2024 übernehmen. Hella wurde vor knapp zwei Jahren vom französischen Faurecia-Konzern mehrheitlich übernommen. Zusammen bilden Faurecia und Hella unter der Dachmarke Forvia seitdem den siebtgrößten Autozulieferer der Welt.Chef von Forvia ist Patrick Koller, der Michel Favre, zuvor Finanzchef von Faurecia, selbst als Hella-Chef vorgeschlagen hatte. Die beiden Franzosen sollen sich nach Berichten des Manager-Magazins allerdings zerstritten haben. Favre hat im Konzern offenbar keine Chance mehr. Jedenfalls sei bei Hella nichts über die berufliche Zukunft des noch amtierenden Vorstandsvorsitzenden bekannt, heißt es auf Anfrage dieser Zeitung. Bernard Schäferbarthold arbeitet bereits seit 2016 bei Hella als Finanzchef und wurde zu Zeiten von CEO Rolf Breidenbach ins Board geholt, der vergangenen Sommer seinen Platz für Favre geräumt hatte.
Dass Favre seinen Posten räumen muss, kann eigentlich nicht an den Geschäften liegen. Am 21. März präsentierte der Autozulieferer Hella aus Lippstadt die Bilanz des Rumpfgeschäftsjahres 2022, das von Juni bis Dezember dauerte. 4,4 Mrd. Euro Umsatz und Neuaufträge im Wert von 7 Mrd. Euro ließen aufhorchen.
Die Produkte des Autozulieferers Hella sind auf dem Weltmarkt derart gefragt, dass die Lippstädter in Zukunft Kunden mitunter sogar vertrösten müssen. Die Kapazitätsgrenzen waren im Frühahr erreicht. Wesentlicher begrenzender Faktor seien fehlende Ingenieure für die Forschung und Entwicklung. „Wir müssen schauen, welche Kunden erfolgreich sein werden und mit wem wir dann unsere Projekte realisieren“, erklärte Bernard Schäferbarthold im Frühjahr.
2023 soll ein Rekordumsatzjahr werden. Acht Milliarden Euro prognostizierte der freundliche Franzose Michel Favre im Frühjahr und nahm bereits die 10 Milliarden Euro Umsatzmarke in den Blick.