Essen/Castrop-Rauxel. Nach der Massenschlägerei in Castrop-Rauxel sind nun in Essen Hunderte Menschen aneinandergeraten. Video zeigt das Ausmaß der Auseinandersetzung.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) spricht von einer „Tumultlage“ und vermutet Streitigkeiten im Clanmilieu: Nachdem bereits am Donnerstag (15. Juni) in Castrop-Rauxel mehrere Menschen bei einer Massenschlägerei verletzt wurden, musste die Polizei in der Nacht zum Samstag (17. Juni) erneut zu mehreren Großeinsätzen ausrücken.

In Essen ist es nach Angaben der Polizei zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen mehreren Gruppen mit syrischen und libanesischen Wurzeln gekommen. Hunderte Menschen hatten sich im Innenstadtbereich versammelt, wie eine Polizeisprecherin am Samstagmorgen sagte. Dabei kam es demnach zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen. Zu den genauen Hintergründen konnte die Sprecherin zunächst keine Angaben machen. Es gehe wahrscheinlich um einen „Konflikt im Bereich der Clankriminalität“.

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Schlägerei in Essen: Eisenstangen und Messer im Einsatz, zwei Polizisten verletzt

Gegen 21.30 Uhr sollen zahlreiche Menschen zunächst vor einem Restaurant im Bereich der Grünen Mitte aufeinandergetroffen sein, wie die Polizeisprecherin gegenüber unserer Redaktion bestätigte. Später hätten sich die Auseinandersetzungen immer weiter in die engen Straßen in der Innenstadt verlagert. Die Lage sei unübersichtlich und sehr dynamisch gewesen. Es sei daher noch unmöglich, zu sagen, wer wirklich absichtlich beteiligt und wer nur zufällig dazwischen geraten ist. An einem Freitagabend sei schließlich auch das ganz normale Party-Volk unterwegs, so die Sprecherin.

Massenschlägerei in der Essener Innenstadt

In der Essener Innenstadt ist es in der Nacht zum Samstag, 17. Juni, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen mehreren Gruppen gekommen. Hunderte Menschen waren beteiligt.
In der Essener Innenstadt ist es in der Nacht zum Samstag, 17. Juni, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen mehreren Gruppen gekommen. Hunderte Menschen waren beteiligt. © dpa | Markus Gayk
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Die Polizei war mit einem Großaufgebot bis weit nach Mitternacht vor Ort. Mehrere Schaulustige kamen hinzu. Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, zog die Polizei auch Einsatzkräfte aus benachbarten Städten hinzu. Auch ein Hubschrauber kreiste über der Stadt, Polizeihunde waren im Einsatz. Im Laufe des Einsatzes wurden die Identitäten von über 100 Menschen festgestellt.

Mehrere Menschen sind laut Polizei bei der Schlägerei verletzt worden, darunter auch zwei Polizeibeamte. Eisenstangen und Messer sind später am Tatort gefunden worden, mehrere Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht. Zudem wurden auch Baseballschläger und Dachlatten sichergestellt. Wie viele Menschen verletzt wurden und wie schwer die Verletzungen sind, dazu kann die Sprecherin am Samstag noch keine Angaben machen. Möglicherweise hätten sich einige Menschen auch selbstständig ins Krankenhaus begeben.

Massenschlägerei in Essen: Polizei sieht mögliche Verbindung zu Castrop-Rauxel

Die Polizei sieht eine mögliche Verbindung zu den Auseinandersetzungen am Donnerstag (15. Juni) in Castrop-Rauxel mit mehreren Verletzten. „Es gibt Hinweise darauf, dass der Einsatz im Zusammenhang steht mit dem Einsatz in Castrop-Rauxel“, so die Sprecherin. Sicher bestätigen lasse sich das aber noch nicht.

Als Auslöser für die Streitigkeiten wird ein Streit unter Großfamilien vermutet. Nach ersten Ermittlungen sei der Grund im zwischenmenschlichen Bereich zu finden, hatte der zuständige Oberstaatsanwalt Carsten Dombert bereits am Freitag gesagt. Nach unseren Informationen soll ein Streit unter Kindern der Auslöser gewesen sein. Die Beteiligten in Castrop-Rauxel sollen sich gekannt haben, teils Nachbarn in einem Mehrfamilienhaus gewesen sein. Bislang gibt es laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf einen kriminellen Hintergrund.

Polizei richtet Hinweisportal ein: So funktioniert es

Die zuständigen Ermittler suchen dringend Zeugen und entsprechendes Foto- und Videomaterial. Die Polizei Essen hat hierzu ein Hinweisportal geschaltet, auf dem Aufnahmen (auch anonym) unkompliziert hochgeladen werden können. Gehen Sie hierzu auf https://nrw.hinweisportal.de/ und wählen unter dem Text „Hinweis geben“ „Weiter“ aus. Als Ereignis wählen Sie dann „Gewalttätige Auseinandersetzung in der Essener Innenstadt“. In dem selbsterklärenden Formular können Sie Ihre Videodateien hochladen.

Sie können sich auch jederzeit unter der 0201/829-0 telefonisch bei der Polizei melden.

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Castrop-Rauxel: Erneute Auseinandersetzung am Freitag verhindert

Auch in Castrop-Rauxel hatte sich am Freitagabend erneut eine größere Gruppe von Menschen in der Stadt versammelt. Die Ansammlung in der Wittener Straße löste einen Großeinsatz der Polizei aus. Die Gruppe stand „offensichtlich im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung am Donnerstag“, wie die Polizei mitteilte. Die Polizei konnte die Ansammlung von mehr als 100 Personen jedoch frühzeitig auflösen, ohne dass es zu Gewalt kam. Zuvor hatte sie Hinweise von Anwohnern bekommen.

Die Polizei hatte bereits nach dem Vorfall am Donnerstag mehr Präsenz auf den Straßen angekündigt. Die Einsatzkräfte kontrollierten am Freitagabend folglich 116 Menschen und durchsuchten 24 Fahrzeuge. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. Bei den Durchsuchungen wurden gefährliche Gegenstände wie Messer, Macheten und eine Schusswaffe sichergestellt. Nach Beendigung des Einsatzes wurde den Beteiligten ein Platzverweis und Betretungsverbot erteilt.

Castrop-Rauxel und Essen: Polizei kündigt verstärkte Präsenz an

Auch in den nächsten Tagen will die Polizei nach eigenen Angaben verstärkte Präsenz in Castrop-Rauxel und Essen zeigen. Die Polizeistellen in beiden Städten seien „in einem engen Austausch“, sagte ein Sprecher der Polizei Recklinghausen am Samstag. Die „verstärkten Maßnahmen“ würden in Castrop-Rauxel in den kommenden Tagen fortgesetzt, „weil wir zumindest davon ausgehen müssen, dass die sich möglicherweise noch mal treffen wollen“, so der Sprecher. An „neuralgischen Punkten“, aber auch anderen Stellen seien zusätzliche Kräfte zur Aufklärung im Einsatz.

Jetzt bittet die Polizei Anwohner und Zeugen, sich umgehend beim Notruf der Polizei zu melden, wenn sich plötzlich Personen oder Gruppen zusammenrotten und eine emotional aufgebrachte Stimmung wahrnehmbar ist.

Darüber hinaus laufen laut einem Polizeisprecher aus Essen aktuell „Aufklärungsmaßnahmen“, um zu erkunden, ob es am Samstag zu einer weiteren Auseinandersetzung kommen könnte.

Bei der Massenschlägerei zwischen zwei größeren Gruppen sind am Donnerstagabend in Castrop-Rauxel mehrere Menschen schwer verletzt worden.
Bei der Massenschlägerei zwischen zwei größeren Gruppen sind am Donnerstagabend in Castrop-Rauxel mehrere Menschen schwer verletzt worden. © dpa | JUSTIN BROSCH

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen bedankte sich auf Facebook „für das schnelle und konsequente Eingreifen“. Polizei und Stadt duldeten solche „Tumultszenen“ nicht, schreibt er. „Gemeinsam bleiben wir deshalb heute und in den kommenden Tagen besonders wachsam.“

Schlägerei in Castrop-Rauxel: Reul vermutet Streitigkeiten im Clanmilieu

Zwei Gruppen waren am Donnerstagabend in Castrop-Rauxel aufeinander losgegangen. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilten, wurden mindestens sieben Menschen dabei verletzt – einige schwer. Ein 23-Jähriger schwebte zwischenzeitlich in Lebensgefahr. Anschließend sei eine 19-köpfige Mordkommission gebildet worden, sagte ein Polizeisprecher. Schon am Dienstag sei es in Castrop-Rauxel zu einem ersten Vorfall mit etwa 20 Personen gekommen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte nach der Auseinandersetzung am Donnerstag von einer „Tumultlage“ und Indizien gesprochen, dass der Fall etwas mit dem Clanmilieu zu tun haben könnte. Die Polizei will dem nun weiter nachgehen. (mit dpa)