Bochum. Zwei Bochumer Orthopäden und Bestsellerautoren geben Tipps, die bei Nackenproblemen oder Arthrose helfen. Ihr Ziel: Operationen vermeiden.
Wenn der Orthopäde selbst „Rücken“ hat, merkt er schnell: „Was man als Arzt den Leuten manchmal mit auf den Weg gibt, hilft gar nicht“, sagt Matthias Manke. Und man müsse viel Eigeninitiative zeigen, um wieder fit zu werden. Dem „Revierdoc“, bekannt aus dem Fernsehen, ist es gelungen. Wir treffen ihn zusammen mit Meike Diessner, ebenfalls Orthopädin aus Bochum. Auch „Doc Diessner“ hat Sachbuch-Bestseller geschrieben. Im Rechener Park geben die Profis Tipps, die bei Problemen mit Nacken, Rücken und Gelenken helfen.
Diessner empfiehlt eine antientzündliche, pflanzliche und basische Ernährung. Schließlich entstehe zum Beispiel die Verschleißerkrankung Arthrose durch eine chronische Übersäuerung der Gelenke. Also statt eines industriell gefertigten Tiefkühlgerichtes lieber einen frischen Salat mit Hühnerbrust essen. Rezeptideen nennt sie in ihrem aktuellen Ratgeber: „Die beste Ernährung für schmerzfreie Gelenke“ (Trias, 164 S., 22,99 €).
Sie trinkt jeden Morgen eine lauwarme Zitrone. Keine heiße, dann gehen die Vitamine flöten. Der Saft einer frisch gepressten, halben Zitrone helfe, vermischt mit 60 Grad warmem Wasser – das ist bekömmlicher als kaltes. „Damit macht man die Gelenke morgens glücklich.“ Nun mag man sich wundern: Diessner empfiehlt eine basische Ernährung und trinkt den Saft einer Zitrone – die ist doch sauer. „Sie enthält nur flüchtige Säuren und wird somit basisch verstoffwechselt.“
So macht man Gelenke glücklich
Zudem rät die 47-Jährige zu frischen Kräutern wie Petersilie und Rosmarin, Basilikum und Thymian. „Zwei Esslöffel am Tag.“ Sie enthalten Luteolin und Anethol. „Das wirkt entzündungshemmend bei Arthrose und rheumatischen Erkrankungen.“ Aus Zinnkraut, auch Ackerschachtelhalm genannt und in Apotheken erhältlich, kann man Tee zubereiten. „Es enthält Kieselsäure. Das ist ein Baustein unseres Gelenkknorpels und fördert die Produktion der Kollagenfasern und der Knorpelgrundsubstanz. Dadurch wird der Restknorpel elastisch und widerstandsfähig.“
Für den Tee übergießt Diessner fünf Esslöffel Zinnkraut mit einem Liter kaltem Wasser und lässt es mindestens zwölf Stunden zugedeckt ziehen. Danach lässt sie den Trank 30 Minuten köcheln, gießt das Kraut durch ein Sieb ab und trinkt den Aufguss über den Tag verteilt. „Das ist Knorpelfutter.“
Eine Wunderheilung ist dadurch natürlich nicht möglich. Schließlich kann man einen Verschleiß nicht mehr rückgängig machen. Aber man beeinflusst durch die Ernährung, wie viel Gewicht die Knochen tragen, wie sich die Gelenkerkrankung entwickelt und wie stark die Schmerzen werden.
Ohne Sport hilft die beste Ernährung nicht
Also gesund essen – und sich zurücklehnen? Etwas mehr braucht es schon: Damit sich der Knorpel mit der nährstoffreichen Gelenkschmiere vollsaugen kann, muss sich der Mensch bewegen. Manke vermeidet dabei das Wort „Sport“. „Bei ,Sport’ zucken die Leute zusammen, denken ans Schwitzen.“ Und sie möchten nach der Schreibtisch-Arbeit lieber ihre wohlverdiente Pause genießen und lassen auch noch am Abend beim Starren aufs Smartphone ihre Schultern hängen. Besser wäre es, sich aufzurichten und mit einem Spaziergang durch den Park zu belohnen. „Dafür muss man nicht mal Sportkleidung anziehen.“
Im Park zeigt der 50-Jährige, wie man sich mit einfachen Übungen locker macht. Zum Beispiel mit dem „Flieger“: Dafür stellt er sich auf ein Bein, neigt den Oberkörper, streckt das andere Bein nach hinten aus und die Arme zur Seite. „Gleichgewicht halten – und lächeln.“ Damit stärke man seine Körpermitte. Dann hält Manke, schön gerade stehend, mit angewinkelten Armen einen Ast hinter den Kopf. „So dehnen wir die verkürzte Brust- und Schultermuskulatur auf.“
Wie viel Zeit sollte man sich täglich für die Bewegung nehmen? „20 Minuten“. Schließlich stellt sich Manke mit dem Rücken an einen Baum und drückt den Hinterkopf zehn Sekunden gegen den Stamm, entspannt für zehn Sekunden, um dann wieder für zehn Sekunden zu drücken – „insgesamt zwei Minuten lang – und dies morgens, mittags, abends“. Natürlich muss man sich für diese Übung, die dem Nacken guttut, nicht einen Baum suchen. Das funktioniere auch im Auto, wenn die Kopfstütze richtig eingestellt ist, so der Autor des Buches „Schluss mit Nackenschmerzen“ (ZS, 144 S., 18,99 €).
Revierdoc Matthias Manke: „Die Heilung beginnt im Kopf“
Beide Orthopäden kennen Patienten, die mit Schmerzen zu ihnen kommen und der Einstellung: „Mach mich gesund!“ Aber so funktioniere es nicht. Es gebe nicht die Wunderspritze, man müsse individuell schauen und aus verschiedenen Therapietöpfen schöpfen, um eine Operation zu vermeiden. „Der Patient ist der Kapitän, wir sind die Lotsen“, sagt Diessner. Ohne Eigeninitiative ginge es nicht, so Manke: „Die Heilung beginnt im Kopf.“
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