Essen. Die E-Scooter-Saison startet und viele Städte verbieten sie im Nahverkehr: Was Sie über die Akkus wissen sollten.
Mit den langsam steigenden Temperaturen werden sie wieder aus den Kellern und Garagen geholt: E-Scooter rollen wieder vermehrt E-Scooter und E-Bikes durch das Ruhrgebiet. Nachdem viele ÖPNV-Unternehmen jetzt die Mitnahme von Elektrorollern aus Sicherheitsgründen verboten haben, fürchten sich viele Besitzer davor, dass ihr Akku brennt oder gar explodiert. Vernünftige Pflege und richtige Handhabung können das Risiko mindern. Das sollten Sie über Akkus wissen.
Können die Akkus meines E-Scooters tatsächlich anfangen zu brennen?
Ja, das können sie. Wie oft das in Deutschland vorkommt, wird bisher nicht genau erfasst. Es passiert jedenfalls immer wieder. Nimmt man die Gesamtzahl der Scooter, die im Land unterwegs sind, ist die Zahl der Fälle aber verschwindend gering. Für ÖPNV-Anbieter ist aber auch eine Gefahr im Promille-Bereich noch zu hoch. Deshalb verbieten sie jetzt die Mitnahmen der E-Scooter.
Warum gilt das nicht für E-Bikes?
Weil laut eines Gutachtens deren Akkus besser geprüft sind. Aber natürlich kann auch so ein Akku in Brand geraten, wenn er falsch behandelt wird. Auch die Akkus in Smartphones oder E-Zigaretten können in Feuer aufgehen.
Also sind alle Akkus grundsätzlich unsicher?
Nein. Experten halten sie bei richtiger Handhabung sogar für sehr sicher, sofern es sich nicht ein Billigteil aus Fernost handelt. Weil es 100-prozentige Sicherheit aber nicht gibt, hat der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) Tipps zum Laden. Denn genau dabei lauert das größte Risiko. „Lassen Sie den Akku beim Ladevorgang nicht über längere Zeit unbeaufsichtigt“, empfiehlt der ADFC. Als Untergrund sind Natursteinböden und geflieste Räume ideal, Teppichböden eher ungeeignet. Und auf keinen Fall, warnt der ADFC, sollten brennbare Materialien in der Nähe stehen.
Was muss ich beim Laden sonst noch beachten?
Einiges. Vieles davon ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wird aber oft nicht beachtet. „Laden Sie den Akku ausschließlich mit dem dazugehörigen Ladegerät“, sagt ADAC-Sprecher Thomas Müther. Die Verwendung eines Ladegerätes von einem Dritt-Hersteller, warnen Experten, könne nicht nur dem Akku einen irreparablen Schaden zufügen, sondern sogar ein Sicherheitsrisiko darstellen. Kontrollieren Sie außerdem alle Ladekabel regelmäßig auf Schäden und ersetzen Sie defekte Aufladegeräte zügig, um die Gefahr von Verletzungen oder einem Brand zu minimieren.
Spielen auch äußere Bedingungen beim Laden eine Rolle?
Ja. „Wichtig ist zum Beispiel der Schutz vor direkter Sonneneinwirkung“, weiß der ADAC-Sprecher. Ideal gilt beim Laden eine Raumtemperatur von 15 bis 20 Grad. Überhaupt mögen Akkus keine direkte Sonneneinstrahlung. Die lässt sich beim Fahren natürlich nicht vermeiden, aber bei einer Pause freuen sich die Energiespender über ein schattiges Plätzchen. Gibt es keinen Ort, an dem Sie Pedelec oder Scooter abstellen können, entnehmen Sie – sofern möglich – den Akkus und nehmen Sie ihn mit in den Schatten. Oder ins Haus oder Büro. „Und das Wiederaufladen nach der Tour sollte erst dann erfolgen, wenn der Akku wieder Zimmertemperatur erreicht hat“, rät Müther.
Schadet es dem Akku, wenn ich den Ladevorgang unterbreche?
Nach Meinung der meisten Experten tut es das nicht. Moderne Lithium-Ionen-Akkus haben keinen sogenannten Memory-Effekt, können deshalb auch kurz geladen werden – und das beliebig oft. Kurze Ladezyklen können sich sogar positiv auf die Lebensdauer des Akkus auswirken, weil sie in der Regel eine komplette Entleerung vermeiden. Und wenn der Akku nur zu 50 % geladen wird, entspricht dies auch nur einem Ladezyklus von 0,5. Kurze Ladevorgänge gehen somit nicht zu Lasten eines kompletten Ladezyklus.
Muss ich meinen Akku immer voll aufladen?
Auch das müssen Sie nicht. Tatsächlich liegt der optimale Ladezustand eines E-Bike Akkus nicht bei 100%. Das liegt daran, dass Elektroden bei einer Vollladung sehr starken Belastungen ausgesetzt sind. Der Markenhersteller Bosch gibt als idealen Wert einen Pegel zwischen 30% und 60% an.
Wie lange hält so ein E-Bike Akku überhaupt?
Das wird nicht nach Jahren gerechnet, sondern nach sogenannten Ladezyklen. Ein Ladezyklus ist dann erreicht, wenn der vollständig aufgeladene Akku komplett entleert wird. Je häufiger das passiert, desto schneller nimmt die Lebensdauer des Akkus ab.
Mein Akku ist kaputt. Ab in die Mülltonne damit?
Auf keinen Fall. Im schlimmsten Fall können sie sich darin selbst entzünden. Der Energiespeicher gilt als sogenannte Industriebatterie, die gesondert entsorgt werden müssen. Sie müssen laut Umweltbundesamt kostenfrei von Händlern zurückgenommen werden, die Industriebatterien in ihrem Sortiment führen. In einigen Städten nehmen auch die örtlichen Wertstoffhöfe die Akkus an.
Wie kann ich eigentlich einen guten Akku erkennen?
Der ADFC gibt dazu folgende Empfehlung: In Deutschland ist eine UN-T-Zertifizierung für Akkus Pflicht. Sie bestätigt deren Transportsicherheit. Fragen Sie Ihren Händler, ob der Akku diese Norm erfüllt. Besser noch ist eine Zertifizierung der BATSO (Battery Safety Organization). Für sie muss der Akku Tests zur Gebrauchssicherheit bestehen. Ob darüber hinaus der Akku auch mit dem Ladegerät harmoniert, bescheinigt das GS-Siegel (Geprüfte Sicherheit) für die Kombination aus Akku und Ladegerät.
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