Neuss. . Die Ausstellung im Clemens-Sels-Museum in Neuss wird in „100 Jahre Bauhaus im Westen“ eingereiht. Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein, bitte.

Kein Missverständnis, bitte. Nicht alles, was unter dem Titel „100 Jahre Bauhaus“ in Museen läuft, hat direkt mit der 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründeten Kunstschule zu tun. Die Ausstellung „Ihrer Zeit voraus – Heinrich Campendonk, Heinrich Nauen, Johan Thorn Prikker“ im Clemens-Sels-Museum braucht auch gar nicht mit diesem Etikett beklebt zu werden.

Selbstbewusst können hier 150 (!) Werke der drei Künstler gezeigt werden, knapp ein Viertel davon als Leihgabe: erstmals das Aquarell „Dahlien in blauer Vase“ von Heinrich Nauen, nach 50 Jahren wieder mal das Ölbild „Der heilige Franziskus predigt den Fischen und Vögeln“ von Johan Thorn Prikker sowie der frisch restaurierte Gobelin „Liegende Frau und Tiere“ von Heinrich Campendonk. Et voilà.

Ausschnitt aus: „Die Musik“ von Heinrich Nauen, 1914.
Ausschnitt aus: „Die Musik“ von Heinrich Nauen, 1914. © Carsten Gliese

Die drei Künstler trafen sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wurden und blieben Freunde. Tipp für Besucher: Zuerst in die oberste Etage stiefeln, dort hängen ihre Köpfe nebeneinander. Zwei Selbstbildnisse von Campendonk und Nauen sowie ein Porträt von Prikker, gemacht vom Kollegen Nauen. Was für Unterschiede!

Deshalb: Was verband diese Männer? Johan Thorn Prikker (1868-1932) aus den Den Haag wurde der Lehrer von Heinrich Campendonk (1868-1932) aus Krefeld. Der wiederum lernte hier Heinrich Nauen (1880–1940) kennen, der ebenfalls aus der Seidenstadt stammt.

Abgesehen von Sympathie scheint es der umfassende künstlerische Ansatz gewesen zu sein, der sie zusammenhielt. Darauf heben die vier Kuratorinnen der Ausstellung ab, die über einige Jahre hinweg Gemälde, Glasfenster, Mosaike, Skulpturen, Textilien, Zeichnungen und sogar Möbel aller Kreativen zusammengetragen haben. Kosten: 125.000 Euro.

Und wenn in einem Nebenzimmer des Museums auch noch ein Werk von Alleskönner Peter Behrens (1868–1940) dieser Dreiecksbeziehung hinzugefügt wird: nämlich auf dessen Entwurf für das Gesellenhaus an der Sternstraße in Neuss, dann weist dieser Bezug, nun ja, zumindest in Richtung Bauhaus.

Ausschnitt aus: „Zwei Akte“ von Heinrich Campendonk, 1913.
Ausschnitt aus: „Zwei Akte“ von Heinrich Campendonk, 1913. © Carsten Gliese

So gesehen waren Campendonk, Nauen und Prikker tatsächlich ihrer Zeit ein paar Jahre voraus.

>> INFO: Ausstellung, Katalog

Die Ausstellung „Ihrer Zeit voraus! Heinrich Campendonk - Heinrich Nauen - Johan Thorn Prikker“ bis zum 10. März im Clemens-Sels-Museum in Neuss zusehen. Öffnungszeiten: di-sa 11-17 Uhr, so 11-18 Uhr, Eintritt: fünf Euro. Am Finnisage-Sonntag gibt es mehrere Führungen, 45 Minuten, plus drei Euro. Tipp: Der gleichnamige Katalog zur Austellung ist erschienen im Sandstein-Verlag, Dresden: 332 Seiten, sehr umfangreich, sehr informativ, sehr empfehlenswert, 29,90 Euro.