Krefeld. . Im Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld ist zu sehen, wie der Künstler Peter Behrenszum Jahrhundertdesigner wurde.

Mal ganz naiv gefragt: Gibt es eigentlich irgendetwas, das Peter „der Große“ Behrens nicht konnte? Schon zum 50. Todestages des Architekten, Gestalters, Malers und Typografen, kurz: des Alleskünstlers, unterstellten ihm Kritiker nicht weniger als die Quadratur des Kreises. Und auch jetzt, im Jahr seines 150. Geburtstages, klingt die bedingungslose Bewunderung vielleicht etwas zu sehr nach einer leichtgläubigen Vergötterung.

Immerhin: Wie aus dem Mann mit dem Allerweltsnamen ein Künstler von weltweiter Wertschätzung werden konnte, ist gerade im Kaiser Wilhelm Museum am Joseph-Beuys-Platz in der Stadtmitte zu erahnen.

Das Praktische und das Ideale

Magdalena Holzhey hat die Peter-Behrens-Ausstellung für das Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld zusammengestellt. Man darf sagen: Klug kuratiert.
Magdalena Holzhey hat die Peter-Behrens-Ausstellung für das Kaiser Wilhelm Museum in Krefeld zusammengestellt. Man darf sagen: Klug kuratiert. © Morris Willner

„Das Praktische und das Ideale“ lautet der Titel der von Magdalena Holzhey klug kuratierten Schau. Darin gibt es einen Einblick in das frühe Schaffen eines jungen Schöpfers, der im Jugendstil begann und in der Moderne endete – mit Entwürfen für die Ewigkeit.

Rund 250 Arbeiten aus dem Depot des Hauses sind in vier aufgeräumt wirkenden Räumen in zeitlich korrekter Reihenfolge zu sehen. Auch dank reichlich öffentlichem Geld, wohl ein fünfstelliger Betrag, konnten die gelagerten Gegenstände restauriert und also ausgestellt werden.

Nebenbei gefragt: Welche Schätze vergammeln wohl noch so in den Kellern der Kulturhäuser, die nicht selten mit viel Steuergeld angekauft wurden?

Zur Geschmackserziehung der Bevölkerung

In Krefeld waren es Broschüren, Fotografien, Holzschnitte, Plakate, Tapetenmuster, Typografien und Werbegrafiken, die zunächst einmal bezeugen: Peter Behrens war ein Multimacher, vor nix fies, sich für nix zu schade. Und dennoch einer mit Stil, seinem eigenem nämlich. Mit dem er, nach eigenen Worten, „zur Geschmackserziehung“ der Bevölkerung beitragen wollte. Klingt anmaßend wie selbstbewusst – und funktioniert bis heute.

Bekannt wurde der ausgebildete Maler und autodidaktische Gestalter anno 1901 mit seinem ersten Bau, dem Behrens-Haus, auf der Mathildenhöhe in Darmstadt, für das auch er die Inneneinrichtung kreierte, bis hin zu Besteck und Gläsern. Einige Stücke davon stehen in Krefeld, es sind die wenigen Leihgaben, die diese eckige und kantige Ausstellung abrunden.

Schön darin zu erkennen ist: das Prinzip seiner Arbeit. Peter Behrens machte erstaunlich früh sein Ding. 1904 entwickelte er für die Anker-Werke in Delmenhorst ein Firmenlogo und mehr – Blaupause für seine späteren AEG-Ikonen.

Blick in die Peter Behrens Ausstellung im KWM in Krefeld. Auch das Design bestimmt das Sein.
Blick in die Peter Behrens Ausstellung im KWM in Krefeld. Auch das Design bestimmt das Sein. © Morris Willner

Mit Geschick verband er das Praktische und das Ideale, wie er Friedrich Deneken, Gründungsdirektor des Kaiser Wilhelm Museum, in einem Brief schrieb – natürlich meinte er: seine Ideale.

Info zur Ausstellung „Das Praktische und das Ideale“ - Peter Behrens zum 150. Geburtstag, Kaiser Wilhelm Museum, Joseph-Beuys-Platz 1, Krefeld-Stadtmitte, zu sehen bis zum 14. Oktober 2018. In zwölf Begleitheften (432 Seiten, Kettler Verlag, 42 €) wird Leben und Arbeit des Künstlers aufgearbeitet. Lesenswert!

Peter Behrens: Alleskünstler, Alleskönner, Allesmacher

Alleskönner! Das klang arg dick aufgetragen, und doch schien der Titel der Ausstellung über Peter Behrens im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) keine ultimative Lobhudelei zu sein – sondern formvollendet, sprich berechtigt. Möbel, Gläser, Besteck. Ein Klavierflügel, ein Bühnenbild, eine eigene Schrifttypografie. Und natürlich die zeitlos formidabele Produktpalette für die AEG – rund 220 Objekte waren in acht, etwas zu düster gehaltenen, Ausstellungsräumen zu sehen, ach was, zu bewundern.

Allesamt geschaffen von Peter Behrens, der mal Malerei studierte, unter anderem an der Kunstakademie in Düsseldorf, und der sich den übergroßen Rest seines Könnens lebenslang selbst aneignete.

Peter Behrens, 1868 in Hamburg geboren und 1940 in Berlin gestorben, gilt als Pionier des Industriedesigns. Als Architekt hinterließ er auch in dieser Region neben dem Mannesmann-Haus direkt am Rheinufer in Düsseldorf, kurz Behrensbau genannt, vor allem in Oberhausen ein Jahrhundertwerk: das ehemalige Hauptlagerhaus des Gutehoffnungshütte-Konzerns, das heute Sammlungsdepot des LVR-Industriemuseums ist, bekannt als Peter-Behrens-Bau. In der fünften Etage wurde die Dauerausstellung „Architektur und Design“ eingerichtet.

Info für Besucher: Eintritt: 4 €, Führungen sonntags, 22.7., 26.8., 23.9., 14.30-16 Uhr (plus 2 €), s 02234/9921555, www.industriemuseum.lvr.de.

Zusammenfassend: Peter Behrens war ein Tausendsassa der schönen Kunst und des schnöden Kommerzes. Man darf davon ausgehen: Er wollte nicht erst nach seinem Tod mit Ruhm, und noch viel wichtiger, mit Geld überschüttet werden, um gut leben zu können.

Die lachende Kaffeekanne für Kaiser’s in Viersen

Er nahm vielleicht nicht jede Auftragsarbeit an, doch sehr viele. Für die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin, kurz AEG, seinem lukrativsten Arbeitgeber, entwarf er einfach alles: vom Firmenlogo bis zum Fußabtreter. Und einfach alles zeitlos schön.

Der Schriftzug „Dem deutschen Volke“ hoch oben am Reichstagsgebäude in der Hauptstadt stammt auch von ihm – und wird hoffentlich niemals so bitter verschwinden wie eine andere seiner Stilikonen: die lachende Kaffeekanne.

Die lachende Kaffeekanne, einst gestaltet für die Firma Kaiser’s Kaffee in Viersen, und damals verschönert von Peter Behrens.
Die lachende Kaffeekanne, einst gestaltet für die Firma Kaiser’s Kaffee in Viersen, und damals verschönert von Peter Behrens. © Ingo Plaschke

Das weiße Porzellan mit den blauen Linienschwüngen hat Peter Behrens zwar nicht erfunden – immerhin aber 1914 dem Geschmack angepasst. Die Kanne war Logo der Firma, die Josef Kaiser in Viersen gegründet hatte, und blieb es bis zum Ausverkauf an Edeka und Rewe. In Köln ist das Designerstück kurz vor Ende des Rundganges platziert.

Eine Wegmarke, ein sympathisches Kunststück von Peter Behrens, diesem Alleskönner.