Middelburg. Kabarettist Bernd Stelter liebt die Auszeiten auf seinem Campingplatz in Zeeland. Er verrät seine Tipps für die Halbinsel Walcheren.

„Mode, Mord und Meeresrauschen“ heißt der neue Campingkrimi von Bernd Stelter. Der Kabarettist und Moderator ist seit Jahrzehnten leidenschaftlicher Camper, sein Mobilheim steht auf einem Campingplatz auf der Halbinsel Walcheren in Zeeland. In seinem neuesten Krimi wird ein Modemacher bei einer Modenschau in Middelburg mit einer Schneiderschere erstochen. Im Interview erzählt Bernd Stelter (63) von seiner Liebe zu Zeeland und verrät seine persönlichen Tipps für ein Bier am Strand und ein leckeres Essen.

Es ist Ihr vierter Campingkrimi, diesmal ermittelt Piet van Houvenkamp in der Modewelt? Was hat Sie dazu inspiriert?

Es gibt in Zeeland ein Modefestival in Goes: „Goes Couture“. Da tragen Models Kleider, die von zeeländischer Tracht inspiriert wurden. So kam ich auf die Geschichte. Ich musste das Festival allerdings nach Middelburg verlegen, sonst hätte Piet nicht ermitteln können. Es ist das erste Mal, dass die deutschen Camper nicht selbst bei der Tat dabei waren, sondern ihre Frauen.

So schön ist es in der niederländischen Provinz Zeeland.
So schön ist es in der niederländischen Provinz Zeeland. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die deutschen Camper nennen sich „Poirots Erben“. Was die einzelnen Typen angeht: Da haben Sie wohl Ihre Freunde auf dem Campingplatz in Walcheren gut beobachtet, oder?

Ja, klar. Der Akademiker, der Anästhesist und der Messebauer – sie haben alle vor einigen Jahren noch mit uns zusammen gecampt. Nur dass sich die Personen im Buch anders weiterentwickeln als die Menschen im echten Leben. Unsere alte Camping-Clique gibt es so heute nicht mehr. In Zeeland verändern sich die Campingplätze sehr stark. Die Ganzjahresstellplätze sind rückläufig, dafür werden Chaletparks gebaut. Mal sehen, vielleicht wird das der Inhalt meines nächsten Krimis sein.

Gab es für Sie auch eine Veränderung?

Ja. Früher hatten meine Frau und ich einen Jahresstellplatz mit einem Wohnwagen. Und jetzt mit einem Mobilheim.

Wie oft fahren Sie in der Regel nach Walcheren?

Im Sommer etwa sechs Wochen lang, aber immer auch mal ein Wochenende oder eine Woche zwischendurch. Eine knappe Woche pro Monat versuche ich hinzubekommen. An Karneval geht‘s natürlich nicht, das ist klar. Aber wir sind immer über Neujahr da. Wenn man darüber nachdenkt, wie das neue Jahr losgeht, und dann dabei den Strand entlangläuft, ist das großartig.

„Ein Frühstück draußen vor dem Vorzelt ist der Inbegriff von Campingurlaub.“ Der Satz im Buch spricht Ihnen aus der Seele, oder?

Absolut. Vor einem Wohnwagen, vielleicht mit einem kleinen Windschutz drumherum, hat man schon ein paar Quadratmeter für sich, anders als in einem Hotel. Wenn das Wetter dann noch einigermaßen stimmt, ist es perfekt.

Den Campingplatz „De Grevelinge“ im Buch gibt es in Wahrheit nicht, aber viele andere Orte…

Die meisten Sachen sind nicht erfunden. Und dass die Kneipe „De Zeerover“ eigentlich „De Piraat“ ist, hat inzwischen auch sicher jeder mitbekommen.

Das Buch „Mode, Mord und Meeresrauschen“ von Bernd Stelter ist bei Lübbe erschienen und kostet 22 Euro.
Das Buch „Mode, Mord und Meeresrauschen“ von Bernd Stelter ist bei Lübbe erschienen und kostet 22 Euro. © Lübbe Verlag | Lübbe Verlag

Das im Buch erwähnte Restaurant „De Babbelaar“ steht in Oostkapelle und der Strandpavillon „Aloha Beach“ bei Vrouwenpolder. Was ist Ihr Lieblingsort am Strand?

Piet van Houvenkamp geht einmal am Strand bei Oostkapelle entlang und kommt am Zeecafé raus. Das ist meine Traumkneipe. Da sitzt man draußen und hat die Füße im Sand, das ist keine Terrasse. „De Piraat“ und „Lage Duintjes“ sind auch toll, es gibt da viele schöne Ecken. Der große Unterschied zwischen Deutschland und Holland ist: In Deutschland läuft es so: Kneipe, Deich, Strand, Wasser. Und in Holland: Deich, Kneipe, Strand, Wasser. Man ist also direkt am Meer. Bei den Deutschen ist immer der Deich dazwischen.

Fahren Sie viel Fahrrad, wenn Sie in Walcheren sind?

Ja, ich fahre eigentlich nur Fahrrad. Meine Frau und ich haben uns zwei E-Bikes gekauft. Der große Vorteil dieser Räder ist: Bei Gegenwind und bergauf kann man einfach zweimal auf den Knopf drücken, dann geht das. Und Gegenwind hat man in Holland immer.

Spazieren gehen bei Domburg.
Spazieren gehen bei Domburg. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Das Kasteel Westhove scheint Ihnen auch gut zu gefallen, das merkt man beim Lesen…

Ja, das liegt zwischen Oostkapelle und Domburg. Das Waldgebiet De Manteling ist im Mai ein wahres Rhododendron-Paradies. Das Kasteel ist inzwischen ein Jugendhostel mit angeschlossenem Museum, da trinke ich ab und zu im Café einen Kaffee. Dort steht der schönste Baum Zeelands – es ist eine uralte Linde.

Sie schreiben an einer Stelle im Buch, die Sternennacht über Zeeland sei so schön…

Ja, vor allem in den Perseiden-Nächten. Wenn du einfach am Meer stehst und in die Weite guckst und wenn du dann merkst, wie klein du selbst angesichts dieses Meeres bist, dann werden auch die Probleme kleiner. Ich stehe gern so in der Brandung, dass der Sand unter den Füßen weggespült wird. Das ist wunderbar, Erholung pur.

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Sprechen Sie Niederländisch?

Ja, ganz gut. Ich habe mir das im Internet mit Babbel beigebracht und kann mich mit den Menschen auf Niederländisch unterhalten. Auch wenn ich öfter mal Vokabeln suche. Die Niederländer finden das super, denn viele halten die Deutschen für arrogant, weil sie ins Land kommen und denken, alle können Deutsch. Am Niederländischen mag ich, dass an alles ein -je angehängt wird. Sehr schön ist: „Wij gaan nog eentje drinken.“ „Ein Kleines“ ist in dem „eentje“ drin. Das Tollste ist aber „terrasje“. Das heißt nicht „eine kleine Terrasse“. „terrasje“ heißt „mit Freunden auf der Terrasse sitzen, ein Gläschen Wein oder Bier trinken und sich einen schönen Abend machen“.

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Ihre drei Tipps für Restaurants in Walcheren?

In Middelburg auf jeden Fall das „Basalt“, das ist ein Fischrestaurant, das ich ganz großartig finde. In Domburg „Het Badpaviljoen“, da kann man hervorragend essen. Und das „Katseveer“ in Wilhelminadorp.

Sind Sie viel auf Tour in diesem Jahr?

Ja, mein neues Programm heißt „Reg‘ Dich nicht auf. Gibt nur Falten!“. Das sind 100 Konzerte in diesem Jahr. Mit meiner Tournee-Agentur habe ich aber abgemacht, dass ich eine Woche im Monat frei habe – für Walcheren.