Bochum. Boah, bist du groß geworden: „Songs & Lyrics“ begann vor zehn Jahren in einem Hinterhoftheater. Jetzt ruft der Große Saal des Schauspielhauses.
Es begann im Herbst 2013 im Gewölbe eines Bahndamms, dem Bochumer Theater an der Rottstraße. Zum zehnten Geburtstag lädt an diesem Sonntag Max Florian Kühlem, Kulturjournalist aus Bochum (und auch Musiker), erstmals in den großen Saal des Schauspielhauses für das von ihm entwickelte Format „Songs & Lyrics“. Auch, weil Martin Bechler aus Köln, bekannt als im Pyjama auftretendes „Fortuna Ehrenfeld“, auch größere Säle zu füllen vermag.
Ein passender Gast, ist auch er doch in den letzten Jahren größer geworden: In wenigen Jahren führte Martin Bechler, Kopf und Sänger von Fortuna Ehrenfeld, sein Projekt vom mäßig besuchten Kneipenkonzert über Gastspiele beispielsweise beim Haldern Pop Festival in die ausverkaufte Elbphilharmonie. „Ein Großmeister der herben Erzählung. Betörend und souverän“, urteilte das Rolling Stone Magazin.
An diesem besonderen Abend stellt Fortuna Ehrenfeld erstmalig die neue Solo-Live-Doppel-Platte vor, die an zwei ausverkauften Abenden im vergangenen Dezember in der Kulturkirche Köln aufgezeichnet wurde. Bei seinen sehr seltenen Solokonzerten, wie jetzt im Schauspielhaus Bochum zu erleben, führt er sein Publikum mit dem Klavier zurück zum Ursprung seiner Lieder.
Das passt, denn auf der Bühne des Schauspielhauses wird es aussehen wie in Omas oder Opas Wohnzimmer: Couch, orientalischer Fake-Teppich, Stehlampe, Plattenspieler (ja, so einer für Vinylscheiben) und – für Oma eher untypisch – Overheadprojektor.
Intime Einblicke im öffentlichen Wohnzimmer
Denn es geht ja nicht nur um Musik, also Songs, sondern auch um Lyrics, also Text. Und vor allem – und das ist das Besondere an diesem Format: um das Gespräch. Ob nun, wie einst vor 70 Zuhörerinnen und Zuhörern oder jetzt im großen Haus: Songs & Lyrics lebt von der zumindest angestrebten intimen Atmosphäre im öffentlichen Wohnzimmer von Max Kühlem. Kein Auftritt von der großen Bühne herab, sondern auf Augenhöhe.
Woher kommen die Künstlerinnen und Künstler, woraus schöpfen sie ihre Inspiration, wie sieht ihre Vergangenheit aus und was haben sie für Pläne? Gute Künstler*innen, Kühlem legt in der Reihe großen Wert auf Geschlechterparität und Diversität, haben immer auch Geschichten zu erzählen, in und hinter ihren Liedern. Ein Viertel (bis ein Drittel) Gespräch – und dann Musikstücke des Gastes, meist ergänzt um dessen persönliche Favoriten. Als Coverversion gespielt oder vom Plattenteller. Und eine Prise Textexegese mit – genau – dem Overheadprojektor.
Ein Format, auf das sich im Laufe der Jahre unter anderem Jochen Distelmeyer, Dota Kehr, Peter Licht, Tom Liwa, ClickClickDecker, Gisbert zu Knyphausen, Katja Werker oder Alin Coen einließen. Und jetzt eben – zum zweiten Mal – Fortuna Ehrenfeld. Vor ihm steht am Sonntag die Kölner Künstlerin Melissa Muther auf der Bühne mit ihrem Projekt Morley. Auch sie ist Wiederholungstäterin, war bereits Gast in der Reihe und hat zudem in Bochum gelebt und am Pop-Institut studiert. Eintritt: 30 Euro, Karten hier.