Drevenack. Elisabeth Selders hat ihr Wohnzimmer in ein Café verwandelt. Wieso sich ein Besuch des Landhaus-Cafés Selders in Drevenack lohnt.
Im Vorgarten steht eine Gans und hält ein Schild hoch: „Eingang“. Also gut, hier geht‘s lang! Dabei erinnert alles doch eher an ein Privathaus? Elisabeth Selders nickt. „Ich wohne hier“, erklärt sie. Aber eben nicht nur das. Sie heißt in ihrem Zuhause auch Gäste willkommen, verwöhnt sie mit selbstgebackenem Kuchen und frischaufgebrühtem Kaffee. Denn immer am Wochenende verwandelt sich das Erdgeschoss, inklusive begrünter Terrasse, in das gemütliche Landhaus-Café Selders. Und das seit mittlerweile 27 Jahren.
Elisabeth Selders setzt sich an einen Holztisch, auf dem gelbe Tulpen und grüne Servietten für eine frühlingshafte Stimmung sorgen. Über ihr schwebt ein riesiger Holzring mit vielen Lampenschirmen, hinter ihr hängt ein altes Ölgemälde über dem großen Kamin. „Für uns war das immer zu groß“, sagt die gebürtige Neusserin und fügt dann im schönsten, rheinischen Singsang hinzu, „das war einfach zu unjemütlich.“ Doch erst während eines Urlaubs in Österreich kam ihr die Idee, wie sie die großzügige Wohndiele besser nutzen könnte.
Bauernhofcafé am Niederrhein
„Ich war auf einem Berg in einem Café, das so gemütlich und urig war“, schwärmt Elisabeth Selders. „Da dachte ich, dass ich so etwas auch möchte.“ Nun hätte sie die Räumlichkeiten auch einfach irgendwo mieten können, doch das kam für sie nicht in Frage. Denn ihr Sohn, der eine Behinderung hat, steht bei ihr immer an erster Stelle. „Ich sehe es als meine Aufgabe an, für ihn zu sorgen“, betont sie. Und wenn sie nicht zu ihren Gästen fahren kann, so ihre Überlegung, müssen die Gäste eben zu ihr kommen! Genug Platz hatte sie ja, auch wenn sie einiges noch umbauen musste.
Bis zur Genehmigung dauerte es, „das war ein hin und her“, erinnert sich Elisabeth Selders, aber dann klappte es schließlich doch. Endlich! 1997 eröffnete sie ihr Bauernhofcafé, das doch eigentlich nix mit einem Bauernhof zu tun hat... Oder? „Hier auf dem Gelände befindet sich eine Forstbaumschule“, erklärt sie, „also ist es ein landwirtschaftlicher Betrieb.“ Viel wichtiger als das Draußen, ist aber doch sowieso das Drinnen. Und hier können sich Gäste auf Kuchen & Co. freuen... Bevor der nachmittägliche Rummel beginnt, führt sie nochmal schnell in ihre kleine Küche.
Kuchen, Torten, Schnittchen... aber keine Suppe!
Ja, hier backen Elisabeth Selders und ihre Mitarbeiterinnen alles selbst, an einem Wochenende können das auch schon mal um die 30 Torten sein. Apfelsekt, Birneneierlikör, Stachelbeerbaiser... „Und das ist eine Käsesahnetorte“, erklärt sie, während sie die Kuchenplatte vorsichtig aus dem Kühlschrank holt. „Die hat einen Mandelboden, der so glatt ist, dass sie auch schon mal auf dem Boden gelandet ist.“ Oder neulich, daran erinnert sie sich noch sehr gut, ist ihr an einem Sonntagnachmittag mitten in der Küche ein Eimer Sahne ausgekippt. „Meine Mädels hatten viel zu lachen“, sagt sie und lacht dann selbst.
Ohne Humor geht‘s bei Elisabeth Selders nicht, da kommt wieder die rheinische Frohnatur durch, deshalb nimmt sie es auch mit Gelassenheit, wenn mal etwas anders als geplant läuft. Anfangs standen beispielsweise auch Salate und Suppen auf der Speisekarte. „Aber die wollte niemand“, erzählt sie. Die Folge: „Wir mussten die ganze Woche über Reste essen.“ Deshalb gibt‘s nun nur noch Süßes und Schnittchen, sonntags außerdem Frühstück. Das freut manche übrigens sehr, wie sie weiß: „Ein Gast kam mal zu mir und meinte: ‚Richtig schön, dass es hier nicht nach Suppe riecht!‘“
Zuckersüße Bewertung
Aber wie ist es denn nun, wenn am Wochenende immer fremde Leute im eigenen Zuhause sind? Die Antwort kommt schnell: „Schön!“ Kurze Pause. „Am Anfang habe ich mich das mal gefragt“, fügt Elisabeth Selders hinzu. „Aber dann habe ich mir gesagt, dass ich darüber jetzt auch nicht mehr nachzudenken brauche.“ Gewohnt pragmatisch. Außerdem machen es ihr die Gäste leicht, denn alle sind freundlich, akzeptieren ihren Sohn, der gern zwischen den Tischen herumwuselt und beim Abräumen mithilft. Es ist eben „wie im Wohnzimmer“, sagt sie, „nur, dass es nicht das eigene ist.“
Genau das gefällt den Gästen, wobei, da fällt ihr die Bewertung eines „jungen Mannes“ ein, die sie mal schnell holt... „Das ist so süß“, sagt sie und liest dann die Meinung des Elfjährigen vor: „Alle nett, gute Kuchen, nur alte Leute.“ Sie lacht. Für den Elfjährigen ist sie wahrscheinlich uralt, aber an die Rente denkt sie trotzdem noch lange nicht. Das kann, ja, das darf sie auch nicht. Denn ihr Sohn liebt das Café und der beschwert sich schon, wenn sie im Winter mal sechs Wochen geschlossen hat. „Du bist faul“, bekommt sie dann zu hören. Das nimmt sie, natürlich, mit Humor. „Aber deswegen kann ich gar nicht aufhören!“
Das Landhaus-Café Selders, Landwehr 2 in Hünxe-Drevenack, hat freitags und samstags von 14.30 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 13.30 bis 19 Uhr geöffnet. Das Sonntagsfrühstück gibt‘s von 9 bis 12 Uhr. Um eine telefonische Anmeldung wird gebeten: 02858/82452. Weitere Infos: www.cafe-selders.de