An Rhein und Ruhr. Eine neue Kampagne soll die Zahl der sexuellen Übergriffe und Belästigungen senken. Was in anderen NRW-Städten unternommen wird.

Kinder und Jugendliche in Kölner Schwimmbädern sollen besser vor sexuellen Übergriffen und Belästigung geschützt werden. Die Betreibergesellschaft „KölnBäder“ startet dafür die Kampagne unter dem Motto „Ich sag‘s!“, mit der Betroffene dazu ermutigt werden sollen, sich in unangenehmen Situationen Hilfe beim Badpersonal zu holen. Auch andere Bäderbetrieber in NRW sensibilisieren ihre Mitarbeiter für das Thema.

Vorfälle in Bädern in Köln und Willich

In einem Kölner Hallenbad hatte im vergangenen September ein mutmaßlicher sexueller Übergriff auf eine 13-Jährige für überregionales Aufsehen gesorgt. Acht Jugendliche und junge Männer sollen das Mädchen bedrängt haben. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft einen 16-Jährigen unter anderem wegen sexueller Belästigung angeklagt. Das Verfahren gegen die anderen sieben Beschuldigten wurde eingestellt, da sich kein hinreichender Tatverdacht begründen ließ, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilte.

Erst am Dienstag soll eine Gruppe Jugendlicher in einem Schwimmbad in Willich (Kreis Viersen) zwei 15-jährige Mädchen an der Rutsche belästigt haben. Die Polizei ermittelt.

Aktion soll Mut machen, sich Hilfe zu holen

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Aufgabe, den Kindern und Jugendlichen zu helfen und sie zu unterstützen oder ihnen auch Informationen zu den Kölner Beratungsangeboten zu geben. Das möchten wir deutlich machen“, erklärt Claudia Heckmann, Geschäftsführerin der „KölnBäder“.

Dafür wurden auf Initiative des „Zartbitter e. V.“, der Kölner Kontakt- und Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen, Plakate, Flyer und Armbänder mit dem Slogan „Ich sag‘s!“ entworfen. Beteiligt an der Kampagne sind auch der Kinderschutzbund Köln, die „Lobby für Mädchen“, der Stadtsportbund Köln und die Polizei Köln. Wichtig sei auch, wie Heckmann sagt, nicht nur die Kinder und Jugendlichen zu ermutigen, Hilfe zu suchen, sondern auch den Tätern zu deutlich zu machen: „Wir haben euch im Blick!“.

Eines der Plakatmotive der Kölner Kampagne gegen sexualisierte Gewalt.
Eines der Plakatmotive der Kölner Kampagne gegen sexualisierte Gewalt. © KölnBäder | KölnBäder

„Alle Kinder und Jugendlichen haben das Recht, sich im Schwimmbad wohlzufühlen“, betont Philipp Büscher von „Zartbitter e.V.“ „Das Besondere der Kampagne ‚Ich sag’s!‘ ist, dass KölnBäder, Stadtsportbund, Beratungsstellen und Polizei Kindern und Jugendlichen gemeinsam die Botschaft vermitteln: Hilfe holen ist kein Petzen und kein Verrat, sondern mutig.“

Badpersonal wird geschult und sensibilisiert

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) bemühen sich Schwimmbadbetreiber seit einigen Jahren zunehmend um Präventionsmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt. In einzelnen Städten wie Bielefeld, Bremen und München habe es bereits größere Kampagnen dazu gegeben. Viele Betriebe schickten ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Schulungen, um sie für das Thema zu sensibilisieren.

Die Düsseldorfer Bäder etwa haben nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr vor Beginn der Freibadsaison alle Aufsichtskräfte über eine Frauenberatungsstelle geschult. „Jeder Vorfall ist einer zu viel. Daher ist das ein Thema, womit wir uns auseinandersetzen müssen“, sagt dazu Marcus Werner, Sprecher der Düsseldorfer Bädergesellschaft, gegenüber der NRZ.

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Auch von der Polizei habe man Unterstützung bekommen bei der Schulung der Mitarbeiter. Dabei hätten die Mitarbeiter auch gelernt, präventiv Verhaltensmuster von potenziellen Tätern zu beobachten. „Es gilt, sowas ganz klar zu verhindern“, betont Werner.

Schulungen in Kleve auch für Kassenpersonal

Mehr als 260 Freibäder gibt es allein in NRW. Bei weitem nicht aus allen sind Fälle von sexuellen Übergriffen bekannt geworden. Doch vielerorts wird das Personal sensibilisert. So auch in Kleve, wo die Mitarbeiter des Sternbuschbades geschult wurden. Geschäftsführerin Claudia Dercks berichtet: „Ein größeres Problem ist sexuelle Belästigung bei uns zum Glück noch nicht. Aber grundsätzlich scheint sowas zuzunehmen.“ Man habe sich daher dafür entschieden, vorsorglich Schulungen durchzuführen.

Die Mitarbeiter seien professionell angeleitet worden, wie sie entsprechende Situationen erkennen und wie sie dann reagieren müssen. „Damit wollen wir unser Personal auch dabei unterstüzten, mit so etwas umzugehen.“ Dabei habe man neben der Badeaufsicht auch das Kassenpersonal geschult und für besucherstarke Tage extra Sicherheitspersonal eingeplant. (mit dpa)