Duisburg. Demokratie findet auch zwischen Wahlen statt. Wie die Duisburgerin Simone Hartmann sich im Stadtteil engagiert - und wie jeder mehr tun kann.
Der Einsatz für unsere Gesellschaft und Demokratie hat viele Ausprägungen. Menschen gehen auf die Straße, um sich gegen Rechtsextremismus auszusprechen oder für den Klimaschutz einzusetzen. Andere sind in Parteien aktiv oder wirken in Vereinen mit. Wie so viele andere auch, macht sich Simone Hartmann ebenfalls ihre Gedanken darüber, was sie tun kann.
Ehrenamtlich als „Grüne Dame“ im Krankenhaus aktiv
Die Duisburgerin ist aktive Leserbriefschreiberin, teilt ihre Gedanken zu einer Bandbreite an politischen und sozialen Themen, die ihr in der NRZ begegnen. Als „Grüne Dame“ besucht sie ehrenamtlich Kranke im Fahrner Krankenhaus. Ihr ist es aber auch nicht gleichgültig, wie es in ihrem direkten Umfeld vor der eigenen Tür aussieht. „Ich werbe für Empathie, für mehr Gemeinsinn.“
Darum wird sie aktiv, macht auf die aus ihrer Sicht zunehmende Vermüllung im Stadtteil Röttgersbach aufmerksam. Hartmann wendet sich an Politik und Verwaltung vor Ort, organisiert eine Müllsammelaktion. Achim Wölfel, NRW-Geschäftsführer des Vereins „Mehr Demokratie“, meint: „Auch diese Dinge gehören zum Einsatz für Demokratie.“
Spazieren gehen mit der Hündin: Vorsicht vor Glassplittern
Seit knapp 30 Jahren wohnt Simone Hartmann, die ursprünglich aus Voerde kommt, in Röttgersbach. „Wir haben hier eine so schöne Region.“ Sie genießt es, Zeit im Freien zu verbringen, gerne im Revierpark Mattlerbusch oder in dem Jubiläumshain, einer über 100 Jahre alten Parkanlage. „Auch entlang der Kleinen Emscher kann man schön spazieren gehen.“ Oft ist dann Hündin Lotte mit dabei. „Aber leider liegen hier oft Scherben herum. Das kann für Hunde gefährlich werden“, ärgert sich Hartmann.
Die Duisburgerin versah in der Vergangenheit Parkbänke mit Zetteln und der Bitte an ihre Mitmenschen, doch mehr auf die Umwelt zu achten. „Von einem Passanten musste ich mir da einige Worte anhören.“ Sie möge das doch lassen. Hartmann glaubt aber, dass es eben Courage braucht, um Missstände anzugehen.
Sie teilt ihre Müllbeobachtungen den Wirtschaftsbetrieben in Duisburg mit. Per Telefon, über die Webseite oder inzwischen auch über eine entsprechende Handy-App lassen sich wilde Müllkippen melden. „Da wird auch reagiert. Ich mache den Beschäftigten der Wirtschaftsbetriebe aber keine Vorwürfe, dass sie nicht alles bereinigen können. Wer klettert schon gerne in mit Dornen bestückte Büsche und Hecken hinein.“
Mit dem erhobenen Zeigefinger, einer Behandlung von oben herab, komme man weder bei Jugendlichen noch älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern weiter, glaubt Hartmann.
Mit der Stadtverwaltung und der Politik in Duisburg hat sie Kontakt aufgenommen. „Mein Ehemann hatte kürzlich einen netten Rückanruf eines Ratsherren der SPD.“ Wenn sich Bürgerinnen und Bürger ernst genommen fühlen, sei das der richtige Weg. Eine Reinigungsaktion, ähnlich etwa dem Vorbild „RhineCleanup“, bei dem ehrenamtliche Gruppen entlang des Rheins Müll einsammeln, organisiert Hartmann im Stadtteil Röttgersbach am 23. März ab 10 Uhr. „Ich hoffe, dass sich viele Mitbürger beteiligen“, wirbt Hartmann.
„Es gibt viele Möglichkeiten, wie sich Bürgerinnen und Bürger einbringen können“, sagt Achim Wölfel vom Verein „Mehr Demokratie“. Neben der Teilnahme an Wahlen gebe es in vielen Städten und Gemeinden Bürgerräte, Seniorenräte und weitere Beiräte, bei denen Einwohner vor Ort aktiv werden können, ohne Mitglied einer Partei zu sein. „Zudem gibt es die Möglichkeit von Bürgerinitiativen auf kommunaler oder Volksinitiativen auf der Landesebene.“ Diese seien zwar für die Politik nicht bindend, erzeugen aber Druck. „Ein Beispiel ist die Volksinitiative ‚Straßenbaubeiträge abschaffen‘, die fast 450.000 Menschen unterschrieben.“ In dieser Woche hat der NRW-Landtag tatsächlich für die Abschaffung gestimmt.
Wer konkrete Anliegen hat, kann sich als „einfacher“ Bürger auch direkt an die örtliche Stadtverwaltung wenden, führt Wölfel an. In Duisburg beispielsweise, so wie in vielen weiteren Städten in NRW, gibt es regelmäßig Einwohnerfragestunden in den jeweiligen Bezirksvertretungen. „Die Fragestunden für Einwohner werden in die Tagesordnungen aufgenommen, um die demokratische Möglichkeit zu schaffen, durch Fragen bei Angelegenheiten den Stadtbezirk betreffend politisch mitzuwirken“, erklärt hierzu die Stadtverwaltung. Jede Einwohnerin und jeder Duisburger Einwohner ab dem 14. Lebensjahr ist dazu berechtigt.
Die Fragen können über ein Formular auf der Webseite der Stadt, per E-Mail oder auch als Brief an die Verwaltung gerichtet werden. „Gefragt werden kann alles, sofern es sich um Angelegenheiten des jeweiligen Stadtbezirks handelt und die Beantwortung nicht gesetzliche Vorschriften verletzt oder ein laufendes Gerichtsverfahren betrifft“, klärt die Duisburger Stadtverwaltung auf. Beleidigende Inhalte dürfen nicht vorkommen, auch dürfen die Fragen keine nichtöffentlichen Angelegenheiten betreffen.
Aus Sicht von Wölfel beginnt der Einsatz für die Demokratie aber schon mit einem einfachen Gespräch. „Ich kann in meinem Umfeld über Politik sprechen.“ Das sei gelebte Demokratie. „Das gilt aus meiner Sicht auch für den ehrenamtlichen Einsatz im Sportverein, als Schöffe oder Wahlhelfer. Es gibt keinen gesellschaftlichen Teilbereich, der nicht politisch ist.“