An Rhein und Ruhr. Nach Zahlen des RKI sind die Infektionen in den vergangenen Jahren weiter angestiegen. Das Jahr 2022 markierte sogar einen Höchststand.
In einigen Großstädten in NRW haben die Zahlen von Syphilis-Fällen stark zugenommen. Das geht aus Statistiken des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Deutschlandweit gab es nach Ende der Corona-Pandemie mehr Infektionen mit der Syphilis. Urologen führen den Anstieg auch auf weniger praktizierte Verhütung zurück. Auch Beratungsstellen berichten von vielen Anfragen.
Neuer Höchststand bei Infektionen nach Rückgang in der Pandemie
In Deutschland infizierten sich im Jahr 2022 insgesamt 8305 Menschen mit der sexuell übertragbaren Krankheit Syphilis. Im Vergleich zum Vorjahr (6745 Fälle) sieht das RKI einen Anstieg von 23,1 Prozent. Damit sei ein neuer Höchststand erreicht worden, heißt es in einer Mitteilung.
Der alte Höchststand von 7934 Fällen war 2019 erreicht worden. Während der Corona-Pandemie waren deutlich weniger Fälle gemeldet worden. Meldepflichtig ist eine Syphilis-Infektion seit Inkrafttreten des Infektionsschuzgesetzes 2001.
Die Syphilis
Das Robert-Koch-Institut (RKI) informiert in seiner Mitteilung: „Die Syphilis ist eine, durch das Bakterium Treponema pallidum verursachte Erkrankung, die nur beim Menschen vorkommt und sexuell, durch Blut und im Mutterleib von der Mutter auf das Kind übertragbar ist. Sie verläuft typischerweise in drei Stadien. Im letzteren kann es zur Schädigung des zentralen Nervensystems und der Blutgefäße kommen. Die Infektion kann durch Antibiotika geheilt werden. Wiederholte Infektionen sind möglich.“
Für Prof. Dr. Axel Merseburger, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und Leiter der Klinik für Urologie an der Universitätsklinik Schleswig-Holstein ist klar: „ Der Anstieg der Infektionszahlen kommt daher, dass weniger Kondome benutzt werden. Dadurch dass es weniger HIV-Infektionen gibt, hat die Angst nachgelassen und es wird weniger verhütet.“ Zur Ausbreitung trage auch die nach der Pandemie wieder gestiegene Reisetätigkeit bei.
Viele Syphilis-Infektionen in Düsseldorf und Köln
Besonders betroffen sind Großstädte, wie das RKI mitteilt. Auch in einigen NRW-Städten sind die Infektionen angestiegen. Während die Inzidenz (Fälle pro 100.000 Einwohner) bundesweit bei 10 lag, liegt sie in Köln bei 42,9 und in Düsseldorf bei 25,5. Andere Städte mit hohen Inzidenzen sind Berlin (41,3), München (38,9), Nürnberg (29,2), Frankfurt (27,8) und Hamburg (23,1).
Insgesamt liegt NRW mit einer Inzidenz von 9,9 knapp unter der bundesweiten Inzidenz. Über letzterem Wert liegen neben Berlin und Hamburg auch Bayern (10,6), Sachsen (10,5) und Bremen (10,1). Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021 sei der Wert in NRW stabil geblieben.
Hohe Nachfrage nach Tests aus sexuell übertragbaren Krankheiten
Die allermeisten Erkrankten sind Männer. Der Frauenanteil machte 2022 nur 5,6 Prozent aus und blieb damit auf einem ähnlichen Niveau, wie in den Vorjahren. Der Altersschnitt der Infizierten lag bei 40. Die höchste Inzidenz hatte die Altersgruppe der Männer zwischen 30 und 39 Jahren.
Gabriele Becker von der Fachstelle Sexuelle Gesundheit des Gesundheitsamtes Düsseldorf berichtet von einer seit Jahren anhaltend hohen Nachfrage nach Tests auf sexuell übertragbare Krankheiten. „Bei einem entsprechenden Risiko testen wir die Menschen hier auch auf Syphilis“, sagt sie. Ein höheres Risiko bestehe für Männer, die Sex mit Männern haben, für Menschen, die generell oft Geschlechtsverkehr haben und für Frauen in der Prostitution.
Das belegen auch die Zahlen des RKI: Für 76,3 Prozent der Fälle gab es Angaben zum wahrscheinlichen Infektionsweg. Bei 85,6 Prozent davon waren die Erkrankten Männer, die Sex mit Männern hatten. 14,2 Prozent waren Infektionen über heterosexuellen Geschlechtsverkehr. In drei Fällen (0,05 Prozent) lag eine konnatale Infektion vor. Das Neugeborene hatte sich also im Mutterleib angesteckt.
Bundeszentrale informiert mit Kampagne über Krankheiten
Nach Ansicht von Gabriele Becker sei die Öffentlichkeit nicht ausreichend sensibilisiert für das Thema. Prof. Dr. Axel Merseburger findet die Aufklärung dagegen „an sich gut“. „Die Frage ist nur, ob die Leute sich das auch anschauen, was es gibt.“
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Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) informiert mit der Initiative „Liebesleben“ zur Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen (STI). „Die Kampagne motiviert sexuell aktive Menschen, sich selbst zu schützen und auf den Schutz von Partnerinnen und Partnern zu achten“, erklärt ein Sprecher.
Bei Anzeichen auf eine sexuell übertragbare Infektion empfiehlt die BZgA, sich testen zu lassen. „Die Kampagne sensibilisiert für STI, die weit verbreitet sind und zum Teil schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben können. Wer sich informiert, weiß sich zu schützen, beispielsweise mit Kondomen.“