An Rhein und Ruhr. Remigration“ ist das „Unwort des Jahres“ 2023. Das Wort sei „rechter Kampfbegriff“ und eine „beschönigende Tarnvokabel“, heißt es.
Deportation oder Vertreibung: Das wäre der klare Begriff für das, was sich hinter „Remigration“ versteckt. Selten war die Jury mit ihrem „Unwort des Jahres“ so aktuell. Vor einer Woche erst ist klar geworden, dass „Remigration“ nicht nur ein Wort ist, sondern Rechtsradikale gemeinsam mit AfD-Politikern, potenziellen Geldgebern und womöglich auch Politikern aus dem CDU-Umfeld in Potsdam genau unter diesem verharmlosenden Stichwort diskutiert haben, was die Nazis vor 84 Jahren auch schon mal taten.
Damals ging es um die Juden und den sogenannten Madagaskar-Plan: sie schlicht dorthin umzusiedeln. Menschenverachtender Unfug, der durch die noch menschenverachtendere „Endlösung“ – das Unwort für die Ewigkeit – ersetzt wurde.
Die Gefahr kommt auch aus den „sozialen Medien“
Man mag das „Wehret den Anfängen!“ nur deswegen nicht wiederholen, weil wir bereits mittendrin sind im Kampf um das für Selbstverständlich erachtete: unsere demokratische Grundordnung.
Die Gefahr kommt nicht nur von rechts, sondern auch aus so genannten „sozialen Medien“, die genau das nicht sind. Sondern nach dem Gesetz der Aufmerksamkeitsökonomie die Extreme, ja den Extremismus, fördern. Das ist das Gegenteil von Konsens und Kompromiss, die Demokratie ausmachen, in der zum Streit immer auch die Streitkultur gehört.
Wer sich unterhakt, hat die Hände nicht frei
Es ist Zeit, dass sich Demokraten-Reden nicht mehr von anonymen Schreiberinnen und Schreibern, dreimal Shitstorm-resistent durchgeprüft und programmatisch weichgespült vorformulieren lassen. Zudem ist trotz aller Deutlichkeit ein Sprachniveau oberhalb der Fäkalsprache wichtig, sehr geehrte Frau Strack-Zimmermann.
Doch man sollte Extra-Schulden nicht mehr „Sondervermögen“ nennen und in Gesetzestiteln keine Wertungen vornehmen wie beim „Gute-Kita-Gesetz“. Genauso wenig hilft die Wiederholung immer gleicher Sprachbilder wie dem vom „Unterhaken“. Wer sich unterhakt, hat die Hände nicht mehr frei, um etwas zu bewegen.